Zeitarbeitsvermittler unter Druck
dz Zürich – Das Geschäft mit der Vermittlung von Temporärarbeit gerät ins Stocken. Die Umsatzentwicklung des Schweizer Weltmarktführers Adecco in den ersten drei Monaten des Jahres (-2 %) könnte Vorbote einer sich weiter verstärkenden globalen Konjunkturflaute sein. Doch was die Branche derzeit in Deutschland erlebt, hat nur am Rande mit dem Konjunkturverlauf zu tun. Die Marktführer Adecco, Randstad und Manpower mussten im ersten Quartal Einnahmenverluste in Deutschland von um die 10 % hinnehmen, und zwar nicht, weil die Vorjahreszahlen berauschend gewesen wären. Schon 2018 mussten sie in der größten Volkswirtschaft Europas teilweise markante Einbußen hinnehmen – in einem sonst überall boomenden Markt.Hauptgrund für die Einbußen ist die Regulierung. Seit Herbst 2017 ist Arbeitsüberlassungsgesetz in Kraft, unter dem die Personalvermittler ihre Arbeitskräfte nicht mehr länger als 18 Monate dem gleichen Kunden verleihen dürfen. Danach müssen die Unternehmen die Temporärkräfte entweder in die Stammbelegschaft aufnehmen oder die Leiharbeiter sind gezwungen den Verleiher zu wechseln.Vor der Gesetzesänderung durften die temporär Beschäftigten bis zu vier Jahre beim gleichen Unternehmen unter dem gleichen Zeitarbeitsvertrag tätig sein. Viele Großunternehmen vor allem aus der Automobilindustrie hatten diese maximale Verleihdauer oft vollumfänglich ausgenutzt und damit den Unmut der Gewerkschaften auf sich gezogen. Jetzt sind die Unternehmen zum Handeln gezwungen.Ein langjähriger Brancheninsider klagt, die besten Leute würden dem Vermittlungsmarkt nun ganz entzogen. Nach Schätzungen könnte der deutsche Zeitarbeitsmarkt aufgrund der Gesetzesänderung um bis zu 12 % schrumpfen.Auch die im Frühjahr 2017 in Kraft getretene Equal-Pay-Regelung, nach der Temporärarbeitskräfte in Deutschland nach neun Monaten Anspruch auf gleiche Bezahlung wie die Stammbelegschaft geltend machen können, hat die Leiharbeit für die Vermittler und deren Kunden nicht attraktiver gemacht. Immerhin sehen Branchenvertreter in der Equal-Pay-Regulierung den Vorteil, dass die Zeitarbeitsvermittler so ihr Image als notorische Lohndrücker loswerden können. ProduktivitätssteigerungDas schärfere regulatorische Umfeld bremst Adecco in mehrfacher Weise. Es trifft die Automobilindustrie, in der Adecco 30 % des Umsatzes generiert, besonders stark. Aufgrund der neuen Abgasvorschriften hat sie ohnehin mit Absatzproblemen im Heimatmarkt zu kämpfen. Gleichzeitig verhindert die Regulierung, dass die großen Übernahmen aus der Zeit vor der Finanzkrise (Tuja, DIS) ihre Wirkung wie gewünscht entfalten können. Derweil freuen sich die Adecco-Führungskräfte aber über bessere Margen, wie sie im Berichtsquartal durch eine Gewinnsteigerung bei gleichzeitigem Umsatzschwund möglich geworden ist.Im laufenden Jahr will der Konzern durch verschiedene Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung 70 Mill. Euro. einsparen. Wirkungsvoller als diese Anstrengungen wäre allerdings, wenn die Umsätze in Frankreich, dem größten und mithin margenstärksten Markt, wieder steigen und die Kontraktion der Spezialistenvermittlung in den USA gebremst würden.Nach einer kräftigen Aufholjagd seit Jahresbeginn (+33 %) haben die Adecco-Aktien vor drei Wochen ins Minus gedreht. Gegenüber Mitte April notieren die Papiere knapp 4 % tiefer, verglichen mit einem Plus beim Swiss-Market-Index von knapp 1 %.