Zementbranche will Preise erhöhen

Witterungseinflüsse und Rezession in Westeuropa machen den großen Baustoffherstellern zu schaffen

Zementbranche will Preise erhöhen

Die Geschäftszahlen der großen europäischen Baustoffproduzenten wurden an den Börsen positiv aufgenommen. Nicht weil sie unerwartet gut ausgefallen wären, sondern weil die Branche auf steigende Preise und Wachstum in Nordamerika hofft.Von Andreas Hippin, HeidelbergAlle drei großen Zementhersteller HeidelbergCement, Holcim und Lafarge haben im Auftaktquartal weniger abgesetzt. Die Rezession in Westeuropa, der lange kalte Winter auf dem Alten Kontinent und in Teilen Nordamerikas sowie die im Vorjahresvergleich geringere Zahl der Arbeitstage drückten die Baustoffnachfrage. Dass die zum Teil unter den Markterwartungen liegenden Geschäftszahlen am Kapitalmarkt dennoch freundlich aufgenommen wurden, liegt an den Preiserhöhungen, die von den Unternehmen durchgesetzt wurden. Zudem erwarten die Baustoffproduzenten, dass sich die Nachfrage im laufenden Jahr – Westeuropa einmal ausgenommen – positiv entwickeln wird. Sie hoffen, dass dann noch höhere Preise genommen werden können. Die Ratingagentur Moody’s geht für Westeuropa immerhin davon aus, dass der Zementverbrauch nicht ganz so stark schrumpfen wird wie im vergangenen Jahr. Die ganze Branche hofft auf eine Erholung des US-Häusermarkts. EnergiekostenBei den Brennstoffen, die bei Zement rund ein Fünftel der Produktionskosten ausmachen, entspannt sich die Preissituation. “Wir erwarten die Energiepreisinflation bei null”, sagte HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele auf der Hauptversammlung in Heidelberg. Die Dax-Gesellschaft blieb mit ihrem operativen Ergebnis vor Abschreibungen (OIBD) hinter dem Schnitt der von Bloomberg zusammengetragenen Analystenschätzungen zurück. Nach der Entscheidung des Bundesgerichtshofs im deutschen Zement-Kartellverfahren wurde eine Rückstellungszuführung von 32 Mill. Euro vorgenommen. Zudem wurden wegen des gestiegenen Aktienkurses 5 Mill. Euro mehr für das langfristige Anreizprogramm für Führungskräfte zurückgelegt. Die im Vergleich zu Wettbewerbern schwach erscheinende operative Marge (siehe Tabelle) ist auf den geringeren Anteil des hochrentablen Zementgeschäfts am Gesamtumsatz zurückzuführen. Am Ziel, Umsatz und operatives Ergebnis 2013 weiter zu steigern und eine spürbare Verbesserung des Vorsteuerergebnisses zu erreichen, hielt der Vorstand fest.Ihre Sparanstrengungen und Effizienzsteigerungsprogramme wollen alle Hersteller fortsetzen.Dass das Nettoergebnis der Schweizer Holcim auf den ersten Blick besser aussieht als das der Wettbewerber, liegt an einem außerordentlichen Ertrag von netto 146 Mill. sfr aus dem Verkauf von 25% an Cement Australia an HeidelbergCement. Der vor 140 Jahren gegründete Traditionskonzern aus der Kurpfalz engagierte sich nicht nur auf dem Fünften Kontinent, sondern erhöhte zudem seine Beteiligung an Midland Quarry Products von 50% auf 100%. Was für die Übernahme des britischen Zuschlagstoff- und Asphaltlieferanten bezahlt wurde, verriet Scheifele nicht, sprach aber von “günstigen Konditionen”. In Russland wurde die Beteiligung an der CJSC Construction Materials ebenfalls auf 100% (von 51%) aufgestockt. Beide Transaktionen schlagen sich erst im Ergebnis des laufenden Quartals nieder.