Baustoffe

Zementpreise geben Holcim viel Rückenwind

Der Schweizer Zement- und Baumaterialproduzent hebt nach einem starken Auftaktquartal die Jahresprognose an. CEO Jan Jenisch setzt seine Hoffnungen weiter auf das noch junge Bedachungsgeschäft, das seinen Marktanteil in den USA noch ausbauen soll.

Zementpreise geben Holcim viel Rückenwind

Forcierung des Baumaterialgeschäfts bleibt im Fokus – Höhere Prognose für 2023

Der Schweizer Zement- und Baumaterialproduzent hat in den ersten drei Monaten des Jahres das um Akquisitionen und Desinvestitionen bereinigte Wachstum hochgehalten und die Prognosen für das Gesamtjahr angehoben. Bislang hatte der Konzern für 2023 mit einem bereinigten Umsatzwachstum von 3% bis 5% gerechnet und eine überproportionale Zunahme des wiederkehrenden Ebit in Aussicht gestellt. Nun zielt Holcim bis Ende Dezember auf bereinigtes Umsatzwachstum von 6% und auf eine Zunahme des wiederkehrenden Ebit von über 10%.

Holcim-Chef Jan Jenisch, der auf der im Mai anstehenden Generalversammlung seiner Aktionäre auch zum Präsidenten des Verwaltungsrates gewählt werden soll, schöpft seine Zuversicht aus dem aktuell robusten Geschäftsverlauf. Holcim hat im ersten Quartal ein bereinigtes Erlöswachstum von 8% erreicht und das wiederkehrende Ebit auf vergleichbarer Basis um 12% gesteigert.

Der ausgewiesene Umsatz liegt im Berichtsabschnitt allerdings 11% unter Vorjahr, was mit dem Verkauf der Zementaktivitäten in Indien und in Brasilien im vergangenen September zu erklären ist. Der Verkauf dieser Aktivitäten wog deutlich schwerer als die zwölf kleineren Akquisitionen zwischen Januar und Ende März, mit denen Holcim insbesondere das noch junge, von Jenisch stark forcierte Geschäft mit Dachsystemen und dem zugehörenden Baumaterial, aber auch das Geschäft mit Zementzusätzen und Transportbeton forciert.

20232022
Nettoumsatz57256440
davon Europa20441882
davon Amerika24682333
davon Asien10832114
Ebitda (wiederkehrend)9701164
Ebit (wiederkehrend)493614
Holcim – Konzernzahlen nach IFRS im 1. Quartal in Mill. sfr

In einer Telefonkonferenz bezeichnete Jenisch das Bedachungsgeschäft als neuen “Champion” im Holcim-Portfolio. Der Markt habe in den USA ein Volumen von 40 Mrd. und in Europa von rund 20 Mrd. Dollar, und die Schweizer sind bestrebt, den eigenen Anteil daran von etwa 4 Mrd. auf 8 Mrd. Dollar zu steigern. 70% seien Renovierungs- bzw. Sanierungsgeschäft, wo es in einem im Vergleich zum Neugeschäft stabileren Markt sehr attraktive Margen zu verdienen gebe.

Diese Strategie strich Jenisch heraus, um die gute Entwicklung im Vorjahr zu erklären. Was er aber nicht betonte, ist, dass der Konzern vor allem in Europa wieder von einem sehr starken Zementgeschäft profitiert. Im Gegensatz zu vielen anderen Baumaterialen sind die Zementpreise in Europa trotz einer deutlich rückläufigen Nachfrage unverändert hoch. Die Rigidität der Zementpreise hat viel mit den rekordhohen Preisen für C02-Emissionsrechte zu tun, die Zementhersteller zur Kompensation ihres Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes erwerben müssen. Die Zementproduzenten haben deshalb keinen Anreiz mehr, ihre Werke vollständig auszulasten. Das Angebot wird deshalb verringert und die Preise hochgehalten.

Zementpreise geben Holcim viel Rückenwind

dz Zürich