ExxonMobil und Chevron

Zerstrittene US-Ölriesen stehen am Ende eines Booms

Bei ExxonMobil und Chevron lässt der Schub durch höhere Energiepreise nach. Während die Gewinne absacken, rückt ein Streit um neue Förderprojekte außerhalb der USA in den Vordergrund.

Zerstrittene US-Ölriesen stehen am Ende eines Booms

Zerstrittene Ölriesen stehen am Ende eines Booms

Gewinne von ExxonMobil und Chevron sacken ab – Schub durch höhere Energiepreise lässt nach – Kampf um lukratives Bohrprojekt hält Investoren in Bann

xaw New York

Die US-Ölriesen ExxonMobil und Chevron stehen am Ende einer Erfolgsstrecke: Nach einer Reihe an Rekordresultaten lässt der Schub nach, den höhere Energiepreise beiden Konzernen beschert hat. So ist der Nettogewinn von ExxonMobil im ersten Quartal um 28,1% auf 8,22 Mrd. Dollar abgesackt und damit stärker als an der Wall Street erwartet, Chevron übertraf die Konsensprognose mit einem Minus von 16,3% auf 5,5 Mrd. Dollar immerhin noch leicht.

Chevron-Finanzchefin Eimear Bonner sprach bei einer Präsentation vor Analysten von „Timing-Effekten“ in Bezug auf den Rohstoffzyklus und niedrigere Margen im Raffineriegeschäft. ExxonMobil schlug in die gleiche Kerbe und verwies darauf, dass die Erdgaspreise gegenüber den Hochs des vergangenen Jahres zurückgegangen seien. Die Notierungen der globalen Öl-Benchmark Brent Crude und der US-Sorte West Texas Intermediate liegen seit Jahresbeginn gerechnet zwar mit mehr als 16% im Plus, sind zuletzt aber leicht zurückgefallen. Auch Investoren, die ExxonMobil und Chevron zuletzt als Hedge gegen die hartnäckig hohe Inflation nutzten und den Aktien im bisherigen Jahresverlauf Auftrieb verliehen, blicken nun skeptischer in die Zukunft.

Förderung verlangsamt sich

Denn die Ölriesen müssen sich mit Forderungen von Aktivisten und Politikern auseinandersetzen, die auf eine beschleunigte Energiewende und damit auf einen Umbau der Konzernportfolios drängen. In den vergangenen Monaten haben sich indes die Anzeichen dafür gemehrt, dass der Schieferölboom, der den Vereinigten Staaten über das abgelaufene Jahrzehnt den Status als global führender Förderer eingebracht hatte, ausläuft. Die amerikanische Energiestatistikbehörde EIA hat ihren Ausblick für den Output Anfang April zwar leicht nach oben korrigiert und geht nun davon aus, dass die Produktion im laufenden Jahr bei 13,21 Mill. Barrel pro Tag (bpd) liegen wird. Gegenüber dem Vorjahr würde dies aber lediglich einen Anstieg um 280.000 bpd bedeuten, nachdem 2023 noch ein Plus von 1,02 Mill. bpd zu Buche stand.

Fusionen lasten auf Produktion

Das Permbecken zwischen Texas und New Mexico bildet das verbleibende Zugpferd unter den US-Regionen. Doch gerade die Verhältnisse in der Südstaaten-Formation dürften sich laut Analysten durch die zahlreichen zuletzt angekündigten Mega-Deals im Sektor verschieben. Denn Transaktionen wie die insgesamt 64,5 Mrd. Dollar schwere Übernahme des Förderers Pioneer Resources durch Exxon, die der Marktprimus im zweiten Quartal abschließen will, oder der Merger zwischen der öffentlich gehandelten Diamondback Energy und der bislang eng privat kontrollierten Endeavor Energy Resources lasteten mittelfristig auf der Produktion. Schließlich stellten die Großkonzerne ihr Erlöswachstum stärker hinter Shareholder Returns zurück und bohrten somit weitaus weniger als Förderer, die in geringerem Maß unter Beobachtung durch globale Investoren stünden.

Nach den jüngsten Deal-Ankündigungen werden mehr als die Hälfte des täglichen Outputs in der wichtigsten US-Region laut der Beratung Wood Mackenzie auf lediglich zehn Unternehmen entfallen, von denen einige eine stärkere Kontrolle über den Markt haben dürften als einzelne Mitgliedstaaten des Ölkartells Opec. Während die führenden privat gehaltenen Produzenten im Permbecken ihre Förderung zwischen 2021 und Ende 2023 effektiv verdoppelten, haben die öffentlichen Spieler den Output bereits in den vergangenen drei Jahren nur um einstellige Prozentwerte angekurbelt. Firmen, die bei Kursanstiegen am Rohstoffmarkt noch vor einem Jahrzehnt fast nach Belieben die Hähne aufdrehten und damit für eine schnelle Deckelung der Ölpreise sorgten, legen den Fokus nun weniger auf neue Bohrungen als auf Aktienrückkäufe. 

Gewaltige Cash-Reserven

Während Chevron bereits im vergangenen Jahr das eigene Produktionsziel verfehlte, sticht Exxon noch positiv hervor. Der Branchenprimus hat seine Kapitalausgaben konstant hoch gehalten, zwischen 2019 und 2023 fielen sie mit mehr als 94 Mrd. Dollar rund zwei Drittel höher aus als beim Rivalen. Diese Investitionen zahlen sich nun aus, im ersten Quartal 2024 lag der freie Cash-flow mit 10,1 Mrd. Dollar 21% über den an der Wall Street herumgereichten Prognosen. Exxon besitzt laut Analysten damit die Option, die Aktie durch eine Ausweitung der Buyback-Programme oder höhere Dividenden zu stützen. Auch weitere Zukäufe und Investitionsausgaben seien möglich.

Diese sind zuletzt aber weniger in US-Projekte als in die Förderung vor der Küste Guyanas geflossen, wo Exxon und ihre Partner – die New Yorker Hess und die chinesische Cnooc – einen der größten Ölfunde der Moderne gemacht haben. Laut Exxon-CFO Kathryn Mikells hat sich der Output des Konzerns im südamerikanischen Staat im ersten Quartal auf mehr als 600.000 bpd belaufen.

Allerdings ist um die Guyana-Produktion Krach ausgebrochen. Denn Chevron will sich durch eine 53 Mrd. Dollar Übernahme von Hess ein Drittel der dortigen Förderprojekte sichern. Exxon sucht den Deal allerdings zu torpedieren und pocht auf ein Vorkaufsrecht für die Hess-Anteile. Die Rivalen treffen sich nun in einem Schiedsverfahren. Dessen Ausgang könnte das Ende eines Booms laut Analysten zumindest für einen der Ölriesen noch schneller herbeiführen.

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