ZF droht mit Übernahme von Haldex zu scheitern

Annahmequote voraussichtlich nicht erreicht

ZF droht mit Übernahme von Haldex zu scheitern

igo Stuttgart – Aus dem Zulieferkonzern ZF Friedrichshafen wird wohl so schnell doch kein Vollanbieter für Technik rund um den autonom fahrenden Lkw. Der Konzern hat es offenbar nicht geschafft, die Mehrheit der Aktionäre des schwedischen Herstellers von Lkw-Bremsen, Haldex, von seinem Übernahmeangebot zu überzeugen. “Stand heute gehen wir davon aus, dass unsere Voraussetzung einer Annahmequote von 50 % plus einer Aktie nicht erreicht wird”, sagte ein Sprecher des Stiftungskonzerns am Dienstag. Dies zeichne sich ab, wenngleich das Ergebnis der offiziellen Auszählung erst am heutigen Mittwoch bekannt gegeben werde.Die Annahmefrist für das Angebot war am Montag ausgelaufen, das Angebot von Mitbieter Knorr-Bremse läuft noch bis zum 5. Dezember. Die Münchner wollten die Aussagen aus Friedrichshafen nicht kommentieren. Man warte das offizielle Ergebnis ab, hieß es auf Nachfrage.ZF und Knorr hatten sich seit Anfang September eine Bieterschlacht um Haldex geliefert, nachdem ZF Anfang August ein Angebot von SAF-Holland übertrumpft hatte. Der Verwaltungsrat von Haldex hatte sich hinter das Angebot von ZF gestellt und empfahl den Aktionären die Offerte auch dann noch, als Knorr Mitte September mit 125 skr je Aktie 5 skr mehr geboten hatte als ZF. Die öffentliche Zurschaustellung der Überstützung wiederum führte zu Verstimmungen in München (vgl. BZ vom 22. und 23. September) und dazu, dass Knorr-Bremse verkaufswilligen Haldex-Aktionären Sonderkonditionen gewährte (vgl. BZ vom 24. September).Haldex bevorzugte das ZF-Angebot aus Gründen des Transaktionssicherheit. Der Stiftungskonzern hat die Freigabe sämtlicher Kartellbehörden für die Transaktion, während Haldex bei Knorr-Bremse langwierige Diskussionen mit den Behörden und strenge Auflagen fürchtet, die zu einem Verkauf von Teilen von Haldex führen könnten. Knorr und Haldex konkurrieren bei einigen Produkten direkt, während es zwischen ZF und Haldex keine Überscheidungen gibt. Den letzten Aussagen der beiden Unternehmen zufolge hält ZF derzeit 21,4 % an Haldex und Knorr-Bremse 14,9 %. ZF will mit Investoren redenDer Kampf um die Macht bei Haldex dürfte aber noch nicht ganz beendet sein, auch wenn für ZF weiter die jüngste Aussage von Vorstandschef Stefan Sommer gilt: Der Konzern werde sein Angebot von 120 skr je Aktie nicht erhöhen. Allerdings geht es bei der Übernahme um eine Kerntechnologie für autonom fahrende Lkw. Knorr-Bremse beherrscht gemeinsam mit Wabco den Lkw-Bremsenmarkt, Haldex ist die Nummer 3. ZF hat bislang kein Bremsengeschäft und könnte mit Haldex zum Rivalen von Knorr werden. Wie im Pkw-Geschäft will ZF auch für Lkw Antriebs-, Lenk- und Bremstechnologien für das autonome Fahren anbieten.ZF will nun das Gespräch mit den anderen Anteilseignern suchen, also auch mit Knorr. Sommer hatte zuletzt erklärt, dass es mehrere Optionen gebe, sollte ZF mit der Übernahme scheitern. So könnte ZF ihren Haldex-Anteil an Knorr verkaufen oder umgekehrt. Er schloss auch eine Aufteilung von Haldex nicht aus.