ZF will künftig reine Elektromotoren fertigen

Zulieferkonzern baut Produktpalette mit Blick auf E-Mobilität aus - Verkauf von TRW-Sparte läuft

ZF will künftig reine Elektromotoren fertigen

igo Stuttgart – Der Trend zur Elektromobilität bereitet insbesondere jenen Zulieferern Sorgen, die stark vom Verbrennungsmotor abhängen. Auch für große Konzerne wie ZF Friedrichshafen wird der Übergang zum emissionsfreien Fahren schwierig, wie Vorstandschef Stefan Sommer am Dienstagabend vor Journalisten in Stuttgart einräumte. Der Trend zur Elektrifizierung sei für ZF die derzeit größte Herausforderung, “weil teilweise unsere Kernprodukte durch rein batterieelektrische Antriebe ersetzt werden”, so Sommer.ZF ist mit Getrieben groß geworden. Die werden aber in Elektroautos nicht benötigt. Rund 9 Mrd. Euro Umsatz bringt das Geschäft mit Pkw-Getrieben, weitere 3 Mrd. Euro erlöst ZF Sommer zufolge mit Lkw-Getrieben. 2015 lag der Konzernumsatz bei 29 Mrd. Euro. Würde der Schalter von heute auf morgen umgelegt und die Getriebeproduktion damit obsolet, fielen laut Sommer bei ZF und ihren Zulieferern mehr als 100 000 Arbeitsplätze weg. ZF hat rund 135 000 Mitarbeiter.Eine weitere Schwierigkeit sei, dass es bei den Automobilherstellern keine einheitliche Linie hin zur Elektromobilität gebe. Dennoch will Sommer die Entwicklung “nicht als Bedrohung” sehen, da der Weg zur vollständigen Elektromobilität noch lang sei. Er rechnet mit einer Übergangszeit von mindestens zehn Jahren. So sei in den USA nach der Wahl von Donald Trump mit einer eher konservativen Verkehrspolitik zu rechnen, während in Europa eine Ladeinfrastruktur fehle, um den Durchbruch zu erzielen. In den kommenden fünf Jahren sei daher dank wachsender Märkte und der Technologievielfalt eher mit mehr Beschäftigung in der Branche zu rechnen. Portfolio wird erweitertAuch ZF werde weiterhin in konventionelle Getriebe investieren – in dem Bereich seien Effizienzsteigerungen sehr gefragt -, wenngleich sich der Investitionsschwerpunkt verlagere. So investiere ZF seit mehr als zehn Jahren in Elektroantriebe für Nutzfahrzeuge und baue Elektromotoren für Plug-in-Hybride. “Wir sind im Moment in der Serienfertigung damit beschäftigt, auch rein batterieelektrische Antriebe zu machen”, sagte Sommer. Die Auslegung eines elektrischen Antriebsstranges sei “alles andere als einfach”, so dass der Konzern hier Wachstumschancen sehe. Der elektrische Antriebsstrang könne weltweit auf einzelne Autohersteller angepasst werden.Auch das Nutzfahrzeuggeschäft soll trotz der misslungenen Übernahme des schwedischen Lkw-Bremsenherstellers Haldex weiter ausgebaut werden. ZF arbeite an einer elektromechanischen Bremse, deren Entwicklung durch den Zukauf hätte beschleunigt werden können. 1 Mrd. Dollar für Body ControlMit dem fast abgelaufenen Jahr 2016 zeigte sich Sommer zufrieden, ohne Zahlen zu nennen. “Wir haben erfüllt, was wir uns vorgenommen haben”, sagte er mit Blick auf die Integration von TRW. Beim Abbau der Schulden für den 12,4 Mrd. Dollar teuren Zukauf liege ZF über Plan. Sie lagen zum Halbjahr bei 7,3 Mrd. Euro. Durch den Verkauf der TRW-Einheit Body Control Systems, die Bedienelemente für das Armaturenbrett herstellt, sollen die Schulden weiter abgetragen werden. Der Prozess sei angestoßen worden, so Sommer. Er hofft auf einen Preis von bis zu 1 Mrd. Dollar – zumindest sei diese Größenordnung “nicht ganz ins Dunkle geschossen”, sagte er. Allerdings hätten die Sondierungsgespräche erst begonnen.