SIEMENS HEALTHINEERS

Ziel Outperformance

Aktionär von Siemens Healthineers müsste man sein. Der Medizintechnikspezialist hat inmitten der Coronakrise den Umsatz erhöht und den Gewinn sogar überproportional gesteigert. Der Aktienkurs hat einen Sprung von 7 % hingelegt, die Bewertung...

Ziel Outperformance

Aktionär von Siemens Healthineers müsste man sein. Der Medizintechnikspezialist hat inmitten der Coronakrise den Umsatz erhöht und den Gewinn sogar überproportional gesteigert. Der Aktienkurs hat einen Sprung von 7 % hingelegt, die Bewertung erreicht wieder das Vorkrisenniveau von Ende Januar. Zur Erinnerung: Damals schien den Europäern und Amerikanern die Vokabel “Quarantäne” ein Fremdwort chinesischer Provenienz zu sein, und der Dax stand bei gut 13 100 Punkten.Die einfache Logik der Outperformance von Healthineers: Medizintechnik hat goldene Aussichten inmitten einer Krise des Gesundheitssystems. Dies mag so sein. Zudem war der Sektor in turbulenten Zeiten immer ein Hort relativer Stabilität. Doch Outperformance ist keine Selbstverständlichkeit.Dies gilt einerseits für die gesamte Branche. Denn: Völlig überschuldete Staaten werden nach Sparpotenzialen suchen müssen. Das Gesundheitssystem ist traditionell ein Opfer derartiger Einschnitte. Zwar werden sie gesellschaftlich nicht mehr so leicht durchzusetzen sein. Aber dennoch wird die breite Öffentlichkeit den Fokus auf andere Themen richten, sobald ein Impfstoff gefunden ist.Selbst wenn mehr Geld in das Gesundheitssystem fließen sollte, wird nicht jedes Unternehmen auf der Gewinnerseite stehen. Die Pandemie führt dies vor Augen. In der Diagnostik waren zu Beginn Computertomografen der Goldstandard, konnten chinesische Ärzte doch nur via Bildgebung die Lungenkrankheit nachweisen. Mittlerweile sind sie weniger nachgefragt, schließlich erledigen Bluttests die Diagnose einfacher. In der Therapie ein ähnliches Bild: Beatmungsgeräte rücken aus dem Fokus, sobald bessere Behandlungsmöglichkeiten gefunden sind.Kurzfristig besteht zudem die Gefahr, dass der Kapitalmarkt die Dynamik der Pandemie falsch einschätzt – von einer zweiten Welle ganz abgesehen. Denn die Zahlen des ersten Kalenderquartals drohen in die Irre zu führen, wie zumindest das Beispiel Healthineers zeigt. Die Umsatz- und Gewinnsteigerung spiegelt in keiner Weise die Vollbremsung in Europa und Amerika, weil diese erst im späten März angeordnet wurde. Es droht Ernüchterung, sobald die Rechnung in Form der Zahlen des zweiten Quartals des Kalenderjahres präsentiert wird.Dies bedeutet: Outperformance gilt es auch im Gesundheitssektor hart zu erarbeiten. Healthineers hat die Prognose gestrichen, doch im Quartal sehr transparent offengelegt, wie stark die Pandemie den Umsatz der drei Segmente senkt. Dies ist vorbildlich und ein guter Startpunkt für Outperformance.