Ziemlich beste Freunde
Von Lisa Schmelzer, FrankfurtSie haben sich wieder lieb. Gemeinsam haben Airbus-Chef Fabrice Brégier und der Präsident von Qatar Airways, Akbar Al Baker, am Donnerstag in Frankfurt den neuen Hoffnungsträger des Flugzeugbauers, den Airbus A350, vorgestellt. “My dear friend Fabrice Brégier” und “my dear friend Akbar” sind anscheinend wieder ziemlich beste Freunde. Das sah vor ein paar Wochen noch ganz anders aus. Am 10. Dezember hatte Al Baker die Auslieferung des ersten A350 an sein Unternehmen kurzfristig abgesagt. Kurz vor Weihnachten wurde die Maschine dann zwar noch ausgeliefert, in der Zwischenzeit dürfte es aber hinter den Kulissen mächtig geknirscht haben. Kein Wunder, dass Airbus-Chef Brégier am Donnerstag die Erleichterung noch anzusehen war. Während acht Jahren “voller harter Arbeit” habe man beim europäischen Flugzeugbauer auf diesen Moment gewartet.Nun herrscht wieder eitel Sonnenschein. Wobei – Begeisterung für das neue Flugzeug sieht anders aus. “Not bad”, antwortet Al Baker auf die Frage, wie ihm denn der erste kommerzielle Flug zwischen Doha und Frankfurt gefallen habe. Richtig begeistert ist er dagegen vom Service an Bord und von der Innenausstattung. Das Qatar-Produkt sei exzellent, wirbt der Chef in eigener Sache, und das sei ja auch der Grund dafür, “dass Ihr nationaler Carrier hier sich wegen uns Sorgen macht”, schießt er anschließend noch in Richtung Lufthansa. Seitenhieb auf BoeingApropos Lufthansa. Ein Grund dafür, warum der erste Airbus A350 auf der Strecke zwischen Doha und Frankfurt eingesetzt werde, sei, dass “ich mein Produkt den Airlines zeigen möchte, die mir den Eintritt in den Markt verwehren wollen”, sagt Al Baker. Von März an soll die zweite Maschine diesen Typs, die Qatar Airways bekommt, zwischen Katar und Frankfurt auf Reisen gehen. Bisher fliegt die Fluggesellschaft auf dieser Strecke mit dem “Dreamliner” von Boeing. Diese habe man als Zwischenlösung angeschafft für die Zeit, bis der Airbus A350 fertiggestellt war, sagt Al Baker. “Wenn wir gewusst hätten, dass die 787 mit so viel Verspätung kommt, hätten wir das gelassen”, bekommt dann auch noch der Airbus-Konkurrent Boeing sein Fett weg.Qatar Airways hat bei Airbus insgesamt 80 Exemplare des neuen, größtenteils aus Verbundstoffen bestehenden Langstreckenjets A350 bestellt. Die Fluggesellschaft aus dem Emirat Katar ist damit nicht nur Erstkunde, sondern auch der größte Besteller für dieses Modell. Wenn es um die Finanzierung solcher milliardenschwerer Bestellungen geht, zeigen sich die Verantwortlichen aus den Golfstaaten stets zugeknöpft. Das Emirat Katar genieße in der Finanzwelt eine hohe Kreditwürdigkeit, gleiches gelte für die Fluggesellschaft des Landes. Man habe zuletzt vier Maschinen des Typs A380 finanziert, nun kämen die A350-Flieger dran, ist alles, was sich Al Baker entlocken lässt. Die stark wachsende arabische Fluggesellschaft hat insgesamt mehr als 340 neue Flugzeuge im Gesamtwert von gut 70 Mrd. Dollar bestellt.Al Baker betonte, sein Unternehmen sei daran interessiert, mehr Verkehrsrechte in Deutschland zu bekommen. Er hoffe auf positive Ergebnisse in den Verhandlungen mit der Bundesregierung. In Deutschland fliegt Qatar derzeit neben Frankfurt noch München und Berlin an. Mit Wettbewerb habe er keine Probleme, betont der Qatar-Chef, wer den Qatar-Heimatflughafen Doha anfliegen wolle, könne das tun.Den etablierten Fluggesellschaften in Europa sind die Golfcarrier Emirates, Etihad und Qatar Airways ein Dorn im Auge. Gerade auf den wichtigen Asienstrecken machen die finanzstarken Airlines den Europäern zunehmend Konkurrenz. Sie profitieren von niedrigeren Kosten und von vorteilhaften Standortfaktoren in ihren Heimatmärkten – keine Nachtflugverbote, wenig Arbeitnehmerrechte. ——–Qatar Airways ist für Airbus der wichtigste Kunde für das neue Flugzeugmodell A350.——-