Chemiedistribution

Zoll verhagelt Brenntag das Quartalsergebnis

 Brenntag hat die Probleme in den globalen Lieferketten im ersten Quartal nach eigenen Angaben gut weggesteckt. Operativ läuft es weitgehend rund für den weltgrößten Chemiedistributeur, der denn auch seine Ebitda-Prognose für 2021 bestätigte. Der...

Zoll verhagelt Brenntag das Quartalsergebnis

ak Köln

 Brenntag hat die Probleme in den globalen Lieferketten im ersten Quartal nach eigenen Angaben gut weggesteckt. Operativ läuft es weitgehend rund für den weltgrößten Chemiedistributeur, der denn auch seine Ebitda-Prognose für 2021 bestätigte. Der Zoll hat dem MDax-Konzern jedoch das Netto-Quartalsergebnis verhagelt. Die Behörden werfen Brenntag vor, die Dokumentationspflichten für eigentlich steuerfreie Alkohole für technische Anwendungen nicht sauber erfüllt zu haben. In der Folge erhielt Brenntag in Deutschland einen Bescheid über die Nachzahlung von Branntweinsteuer über 63 Mill. Euro. Dafür hat der Konzern im ersten Quartal eine Rückstellung gebildet, die das Periodenergebnis deutlich sinken ließ –trotz eines operativen Ergebnissprungs um 21%. Brenntag fuhr lediglich ein Ergebnis je Aktie von 0,63 (i.V.: 0,74) Euro ein. „Wir werden voraussichtlich Einspruch einlegen“, kündigte Finanzvorstand Georg Müller in einer Telefonkonferenz an. Die Brenntag-Aktien gaben am Dienstag um fast 4% nach. Gezahlt hat Brenntag außerdem im April eine Kartellstrafe in Frankreich über 47 Mill. Euro. Das Verfahren läuft seit Jahren und ist noch nicht abgeschlossen, die Rückstellung dafür war bereits verarbeitet und wird deshalb das Quartalsergebnis laut Müller nicht belasten.

Mit einem operativen Ebitda von 300 Mill. Euro im ersten Quartal hat Brenntag mehr als ein Viertel der angepeilten 1080 bis 1180 Mill. Euro im Gesamtjahr bereits geschafft. Den größten Beitrag sowie den stärksten Zuwachs lieferte die Sparte Essentials. Die geballten Herausforderungen aus der Blockade des Suezkanals, der anhaltenden Container-Knappheit sowie dem Wintereinbruch im Süden der USA habe Brenntag gut gemeistert, berichtete Konzernchef Christian Kohlpaintner.

Der Brenntag-Lenker skizzierte außerdem die Fortschritte beim laufenden Umbauprogramm: Von den rund 100 geplanten Standortschließungen seien bereits mehr als 50 umgesetzt. Von den avisierten 1300 Stellen sind bislang etwa 350 Arbeitsplätze abgebaut. Ein Update zu den erwarteten Ebitda-Verbesserungen aus den Maßnahmen will der Vorstand nach dem zweiten Quartal veröffentlichen.

Im ersten Quartal hat Brenntag drei kleinere Akquisitionen in Italien, Kanada und Großbritannien mit einem Unternehmenswert von knapp 60 Mill. Euro getätigt. Pro Jahr will der Konzern für etwa 200 bis 250 Mill. Euro zukaufen. Im Fokus stehen dabei Schwellenländer.

Brenntag
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20212020
Umsatz31323212
Rohertrag764751
Operatives Ebitda300263
 Essentials194158
 Specialties120116
Nettoergebnis100115
Ergebnis je Aktie (Euro)0,630,74
Free Cash-flow76161
Investitionen3344
Nettofinanzschulden14511340 *
*) zum 31.12.2020Börsen-Zeitung