Zooplus macht Miese
sck München
Die Übernahme durch die Finanzinvestoren Hellman & Friedman (H&F) und EQT kommt den Online-Tierbedarfshändler Zooplus zunächst teuer zu stehen. Das Münchner MDax-Mitglied verbuchte im dritten Quartal einen Verlust vor Steuern von 35 Mill. Euro nach einem Gewinn von 11 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Dadurch schrieb der Konzern auch nach neun Monaten rote Zahlen. Von Januar bis September fiel ein Defizit vor Steuern von 9 Mill. Euro an, netto fast ebenso viel (siehe Tabelle). In der gleichen Zeitspanne des Vorjahres erwirtschaftete Zooplus noch Gewinne in zweistelliger Millionenhöhe.
Der Vorstand unter Vorsitz von Cornelius Pratt führte diesen Ergebniseinbruch auf einen Sondereffekt zurück. Dabei handelt es sich nach Unternehmensangaben um „einmalige Transaktionskosten in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags im Zusammenhang mit dem freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot“. Vor diesem Mehraufwand hatte die Zooplus-Führung zuvor gewarnt und daher ihre Jahresergebnisprognose drastisch reduziert (vgl. BZ vom 4. November). Zur Vorlage des Zwischenberichts bekräftigte der Vorstand, 2021 nur noch von einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in einer Spanne von 20 Mill. bis 35 Mill. Euro auszugehen. Ursprünglich avisierte Zooplus eine Bandbreite von 40 Mill. bis 80 Mill. Euro. Im zurückliegenden Sommerquartal machte Zooplus auf Ebene des Ebitda 27 Mill. Euro Miese. Nach neun Monaten schrumpfte dieser operative Gewinn um fast ein Drittel auf 15 Mill. Euro. Die operative Marge fiel auf 1 (i.V. 3,7)% zurück.
Die Buchung der Zusatzkosten wurde notwendig, nachdem sich H&F über ein Investmentvehikel mit Unterstützung von EQT Anfang November die Mehrheit an Zooplus gesichert hatte. Beide Private-Equity-Häuser hielten nach letztem Stand 82% des Grundkapitals. Die verlängerte Annahmefrist für die Übernahmeofferte läuft am 22. November um Mitternacht aus. Das Duo will Zooplus von der Börse nehmen und kräftig in die Expansion investieren. Gestern notierte die Aktie mit 480 Euro exakt auf Höhe des Barangebots.
H&F und EQT bewerten das Unternehmen inklusive Schulden mit 3,7 Mrd. Euro. Zuvor lieferten sich beide Seiten einen wochenlangen Bieterwettstreit um Zooplus. Offerten und Gegenangebote sorgten dafür, dass der Aktienkurs in die Höhe schoss. Als sich aber abzeichnete, dass keiner aus der Übernahmeschlacht als Sieger hervorgehen kann, einigten sich die Rivalen H&F und EQT Ende Oktober auf ein gemeinsames Vorgehen in der Causa Zooplus (vgl. BZ vom 25. Oktober). EQT aus Schweden verzichtete auf weitere Gegenofferten. Im Gegenzug sicherten ihnen die Amerikaner eine Mitbeteiligung und -kontrolle am Zielobjekt zu.
Pandemie beschleunigt Trend
Zooplus profitiert vom weltweit wachsenden Tierbedarfshandel über das Internet. Die Corona-Pandemie beschleunigt diesen Trend. Das zeigte sich an steigenden Umsätzen und Barmittelzuflüssen aus den geschäftlichen Aktivitäten.
In den ersten neun Monaten dieses Jahres steigerte der Konzern die Erlöse um 17% auf 1,5 Mrd. Euro, davon entfallen 514 Mill. Euro (+18%) auf das dritte Quartal. Zugleich erhöhte das 857 Mitarbeiter (Durchschnitt) zählende Unternehmen den freien Cash-flow. Dieser Betrag wuchs nach neun Monaten auf 94 (53) Mill. Euro; das zurückliegende Quartal steuerte 28 (23) Mill. Euro bei.
Zooplus | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 1 516 | 1 299 |
Ebitda | 15 | 48 |
in % vom Umsatz | 1,0 | 3,7 |
Ergebnis vor Steuern | – 9 | – 34 |
Nettoergebnis | – 9 | 15 |
Freier Cash-flow | 94 | 53 |
Mitarbeiterzahl* | 857 | 748 |
*) im DurchschnittBörsen-Zeitung |