Diversität

Zu wenig weibliche "Eigengewächse" in deutschen Unternehmen

Frauen schaffen es im eigenen Unternehmen nur selten an die Spitze. Auf der Suche nach weiblichen Vorstandsmitgliedern sind Firmen in Deutschland daher stark auf die Mithilfe von Personalberatungen angewiesen, wie die Allbright Stiftung analysiert hat.

Zu wenig weibliche "Eigengewächse" in deutschen Unternehmen

Zu wenig weibliche “Eigengewächse”

Allbright-Stiftung: Unternehmen für Diversität auf Headhunter angewiesen – Frauenanteil in Vorständen steigt auf 17,1 Prozent

Deutsche Unternehmen sind bei der Besetzung ihrer Vorstände mit weiblichen Mitgliedern laut einer Studie deutlich stärker auf externe Hilfe angewiesen, als wenn es um die Suche nach männlichen Mitgliedern geht. Mit 63% wurden zuletzt fast zwei Drittel aller weiblichen Vorstände in den 160 Dax-, MDax- und SDax-Unternehmen extern rekrutiert, wie aus dem Frühjahrsbericht der deutsch-schwedischen Allbright-Stiftung hervorgeht, die sich für mehr Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft einsetzt.

Demgegenüber kommen von den heutigen männlichen Vorständen gerade einmal 44% von außerhalb. Die meisten würden stattdessen als “Eigengewächs” in ihrem Unternehmen an die Spitze geholt, heißt es in dem Bericht. Insgesamt waren 83% der in den vergangenen fünf Jahren intern beförderten Vorstandsmitglieder Männer.

„Unternehmen versuchen, ihre jahrelangen Defizite bei der Beförderung von Frauen über den Einsatz von Personalberatungen zu kompensieren“, kommentieren die Allbright-Geschäftsführer Wiebke Ankersen und Christian Berg die Studienergebnisse. Fündig werden sie laut der Studie dann zu einem großen Teil im Ausland. So hatten zuletzt mit 49% fast die Hälfte aller extern rekrutierten Vorständinnen zuvor in einem ausländischen Unternehmen Karriere gemacht. Bei den Männern waren es nur 36%.

Unter dem Strich ist der durchschnittliche Frauenanteil in den Vorständen von Deutschlands Top-Unternehmen zuletzt wieder etwas stärker gestiegen. Zum 1. März 2023 belief er sich auf 17,1%, nach 14,2% Anfang September 2022. Damit sind Frauen in der Chefetage aber nach wie vor stark unterrepräsentiert.

Beratungen werden weiblicher

Die Headhunter hätten sich zuletzt ebenfalls auf den steigenden Bedarf an weiblichen Führungskräften eingestellt, heißt es in dem Bericht weiter: Aus der Erkenntnis heraus, dass die Beratungen selbst deutlich weiblicher werden müssen, um mit dem Netzwerkeffekt mehr Frauen zu vermitteln, haben die fünf weltweit größten internationalen Personalberatungsunternehmen (Egon Zehnder, Heidrick & Struggles, Korn Ferry, Russel Reynolds und Spencer Stuart) in den vergangenen zwei Jahren mehr Frauen an Bord geholt. So waren im Zeitraum 2022 bis März 2023 in Deutschland 72% aller Neueinstellungen im Bereich Executive Search Frauen. Insgesamt liege der Frauenanteil bei den Headhuntern in dem Bereich mittlerweile bei 37%.

Zwar seien die Headhunter-Firmen hierzulande damit schon etwas besser aufgestellt als die meisten Führungsetagen der Unternehmen, die sich von ihnen beraten lassen, schreiben die Allbright-Autoren. Auf den obersten Führungsebenen sei die Transformation aber auch in der Branche noch nicht angekommen. Tatsächlich sind die deutschen Geschäftsführungen der fünf Top-Personalberatungen weiterhin rein männlich.

Auch ganz abgesehen vom Geschlecht seien die Personalberater in Deutschland weiterhin eine recht homogene Gruppe. Fast alle Berater (90%) sind laut dem Bericht deutscher Herkunft, 66% haben ein Wirtschaftsstudium absolviert und 59% besitzen gleich mehrere Studienabschlüsse.

Frauen schaffen es im eigenen Unternehmen nur selten an die Spitze. Auf der Suche nach weiblichen Vorstandsmitgliedern sind Dax-Konzerne daher stark auf die Mithilfe von Personalberatungen angewiesen, wie die Allbright-Stiftung analysiert hat. Die Headhunter werden vor dem Hintergrund auch selbst weiblicher.

kro Frankfurt
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