ELEKTRONIKMESSE CES IN LAS VEGAS

Zulieferer kommen im Robo-Taxi

Nachfrage nach Spezialfahrzeugen für Mobilitätsdienstleister wächst - Bosch stellt in Las Vegas autonomen Shuttle-Dienst vor

Zulieferer kommen im Robo-Taxi

igo Las Vegas – Gestartet ist die Consumer Electronics Show in Las Vegas als Leistungsschau der Unterhaltungselektronik. Mittlerweile ist sie die wichtigste Technologiemesse für die Autoindustrie. Am ersten Tag zeigen die Automobilzulieferer, wie sie sich autonome Fahrdienste der Zukunft vorstellen. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr handelt es sich dabei jedoch nicht mehr um Studien und Pilotfahrzeuge, sondern um serienreife Geschäftsmodelle.Die Nachfrage nach Personenbeförderung unabhängig vom eigenen Auto nimmt weiter zu. Die Experten von Roland Berger gehen davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Spezialfahrzeugen für Mobilitätsdienstleister bis 2020 auf rund eine Million Stück steigen wird. Bis 2025 dürfte sie sogar bei 2,5 Millionen Neuwagen liegen. BMW und Mercedes setzten 2017 jeweils knapp 2,5 Millionen Autos ab. “Das ist ein wichtiger Wachstumsmarkt, den kein Hersteller ignorieren kann”, so Roland-Berger-Analyst Jan-Philipp Hasenberg. Neben Daimler oder Volkswagen scheinen bisher allerdings vor allem Start-ups und Zulieferer weitestgehend serienreife Ideen und Konzepte zu haben.Das US-Start-up May Mobility etwa begann im Sommer 2018 mit einem autonomen Shuttle-Service in der Autostadt Detroit. Bis März sollen zwei weitere US-Städte hinzukommen. Bei dem Dienst von May Mobility handelt es sich um einen langsam fahrenden Minibus, der etwa in Geschäftsvierteln, Wohngebieten oder Uni-Campussen auf vordefinierten Routen zum Einsatz kommen soll. Auch der Stiftungskonzern ZF Friedrichshafen testet in seiner Heimatstadt seit dem vergangenen Jahr E.Go-Mover, die mit dem deutschen Start-up E.Go Mobile entwickelt wurden. Das wurde vom Aachener Uni-Professor Günther Schuh gegründet, nachdem er Streetscooter an die Deutsche Post verkauft hatte. Von 2019 an in Serie2019 soll der People Mover nun in Serie gehen, wie ZF auf der CES mitteilte. Mit dem französischen Konzern Transdev (früher: Veolia Transdev), einem der weltweit größten privaten Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel, sei der erste offizielle Kunde für die kastenförmigen Kleinbusse gewonnen worden, so ZF. Die Produktion in Deutschland werde bereits ausgebaut. Ziel sei es, fünfstellige Stückzahlen pro Jahr fertigen zu können. Für das Konzept würden sich weltweit Städte und Mobilitätsunternehmen interessieren, so ZF. Zudem sei es nun auch serienmäßig verfügbar. Transdev, die täglich 11 Millionen Kunden bewegt, wolle ihr Mobility-as-a-Service-Geschäft auf Basis des People Mover weiter ausbauen. “Die Kooperation mit ZF und E.Go ist eine hervorragende Gelegenheit, unsere bestehenden Mobilitätslösungen mit neuen autonomen Fahrzeugen zu ergänzen”, so Yann Leriche, CEO von Transdev Nordamerika, auf der CES.Auch Bosch stellt in Las Vegas erstmals ein führerloses Shuttle vor. Allerdings will der Technologiekonzern im Gegensatz zu ZF nicht gemeinsam mit einem Partner Fahrzeuge produzieren. Vielmehr soll das autonome System in sämtliche Fahrzeuge verbaut werden können. Es baue auf existierenden Bosch-Lösungen auf, sagte Bosch-Nordamerikachef Mike Mansuetti auf der CES: etwa 360-Grad-Umfeldsensoren, eine elektrische Antriebsachse oder die Kontrolleinheit für die Fahrzeugvernetzung. Der Konzern habe bereits Kunden für das System, so Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn. Namen wollte er nicht nennen.Noch in diesem Jahr will Bosch gemeinsam mit Daimler einen autonomen Shuttle-Dienst im kalifornischen San José starten. Dazu werden S-Klassen mit einem ähnlichen System wie dem nun vorgestellten ausgestattet. Beide Konzerne kooperieren seit einem Jahr, um Systeme mit dem höchsten Automatisierungslevel zu entwickeln. Zunächst seien bei dem Dienst aber Fahrer an Bord, die im Notfall eingreifen können.Eine Zukunft, in der elektrische Robo-Taxis Standard sind, wird es Bosch zufolge erst durch die Verbindung von Technologie und Services geben. Bosch will daher künftig auch Services wie die Abwicklung von Buchungen und Zahlungen oder Ladeservices anbieten. Eine entsprechende Plattform sei derzeit in Entwicklung, so Heyn. Wenngleich Bosch kein Autobauer werden will, wie er sagt: Mit einem eigenen Angebot an Mobilitätsdiensten wird der Konzern endgültig zur direkten Konkurrenz seiner Kunden aus der Autoindustrie, die allesamt ebenfalls an solchen Diensten arbeiten.