Zulieferer profitiert von Diversifikation

Getrag-Käufer Magna aus Kanada bastelt am eigenen Auto und expandiert jetzt stärker mit Akquisitionen

Zulieferer profitiert von Diversifikation

wb Frankfurt – Gut 4 Mrd. Dollar könne er für Übernahmen aufbringen, hatte CEO Don Walker vor knapp einem Jahr angekündigt. Mit dem Verkauf des Interieurgeschäfts für 525 Mill. Dollar an die spanische Grupo Antolin in diesem Jahr hat der Autozulieferer Magna International die Kasse noch einmal gefüllt. Nun kommt der kanadische Konzern mit österreichischen Wurzeln bei dem Familienunternehmen Getrag für 2,45 Mrd. Euro zum Zuge. Die Eigenkapitalbewertung entspricht mit 1,75 Mrd. Euro einem Jahresumsatz der Firma aus Untergruppenbach.Magna hat sich mit 36,6 Mrd. Dollar Umsatz global als größter Zulieferer nach Bosch etabliert. Bei Getrag hat es der Konzern vor allem auf das Doppelkupplungsgetriebe abgesehen. Getragen ist der Deal von China-Fantasie, denn das deutsche Unternehmen verfolgt dort ganz große Pläne.Walker hatte die Abkehr von dem Vorgehen des früheren Chefs und Firmengründers Frank Stronach angekündigt. Während der heute 82-Jährige, der mit seinem missglückten Ausflug in die österreichische Politik für Schlagzeilen sorgte, auf seinem Wachstumskurs die Schuldenaufnahme scheute, betrachtet Walker dieses Thema wegen der fortschreitenden Konzentration in der Zuliefererbranche offenbar anders.Magna bezeichnet sich als den “meistdiversifizierten Automobilzulieferer der Welt”. Das Produkt- und Leistungsspektrum reicht von der Entwicklung und Produktion von Teilen, Komponenten und Modulen über die Systemintegration bis zur Entwicklung und Fertigung von Gesamtfahrzeugen für Daimler, Chrysler, oder BMW. So wurde gerade für die Tochter Magna Steyr der Auftrag von Jaguar Land Rover in die Bücher genommen, mehrere Modelle am Standort im österreichischen Graz zu fertigen. Dass Magna in der Lage wäre, ein eigenes Auto zu bauen, zeigt die Gruppe regelmäßig auf Messen. In Genf präsentierte der Zulieferer zuletzt einen Hybridsportwagen mit Alu-Chassis. An Opel war man 2009 interessiert.Design, Entwicklung, Fertigung und Testen von Innenausstattungen, Sitz-, Schließ-, Karosserie- und Fahrwerksystemen, Spiegel-, Dach- und Elektroniksystemen, Außenausstattung, Antriebsstrang und Allradtechnik sowie Fahrzeugentwicklung schreibt sich die Firma auf die Fahne.Magna ist in Toronto und New York gelistet und bringt es an der Nyse auf einen Börsenwert von 23 Mrd. Dollar. Der Umsatz kletterte binnen zehn Jahren von 22,8 Mr. auf 36,6 Mrd. Dollar. Die Verschuldung lag Ende März bei dem überschaubaren Betrag von gut 1 Mrd. Dollar bei einem Eigenkapital von 8,6 Mrd. Dollar. Beschäftigt werden heute mehr als 133 000 Frauen und Männer in 316 Produktionsstandorten in 29 Ländern. Das Unternehmen wurde 1957 von dem aus der Steiermark stammenden Austrokanadier Stronach gegründet. Dieser war 2011 als Chairman abgetreten, die Aktienstruktur wurde vereinfacht. Wie viel sein Trust noch hält und ob der russische Milliardär Oleg Wladimirowitsch Deripaska noch an Bord ist, wird nicht verraten.