Zurück auf Los
Von Heidi Rohde, FrankfurtEine – fast – totgesagte Kultfirma versucht ihr Comeback, erst ein wenig mühsam mit einem Restkerngeschäft, das mit Kult nicht viel oder nichts mehr zu tun hat, dann mit einer Reihe von Ideen … schließlich einer, die ein Welterfolg wird, mit der das Unternehmen Geschichte schreibt die Bestseller, die alle mit dem “i” wie Innovation beginnen, haben die einstige Computerfirma Apple aus Cupertino zum erfolgreichsten Smartphone-Hersteller der Welt gemacht und den Aufstieg des Phönix aus der Asche bewirkt.Kann Nokia – ebenso ein “Fallen Star” wie einst Apple – das Rezept übernehmen und die Geschichte wiederholen? Konzernchef Rajeev Suri, der dafür bekannt ist, große Töne zu spucken, um große Ziele zu erreichen, lässt durchblicken, dass die Finnen es versuchen wollen. Nach dem katastrophalen Fehlschlag einer exklusiven Partnerschaft mit Microsoft, milliardenschweren Verlusten und dem Verkauf der Handy-Sparte an die Gates Company hat Nokia konsolidiert und zugleich im neuen Kerngeschäft Netzwerktechnik mit der geplanten Übernahme von Alcatel-Lucent den großen Wurf gewagt.Eine lupenreine Neuausrichtung ist indes noch nicht gelungen. Der Verkauf der Kartentochter Here ist ins Stocken geraten, nachdem immer mehr mögliche Bieter abgesprungen sind und die erhoffte Bewertung von 4 Mrd. Euro offenbar nicht zu erzielen ist. In dieser Lage lässt Nokia einen Versuchsballon steigen, und zwar teilweise nach dem Rezept von Apple: Handys und Tablets im Design von Nokia, aber von Auftragsfertigern hergestellt, so weit das Vorbild. Allerdings hält Nokia sich nicht nur aus Produktion, Vertrieb und Wartung heraus, die alle in Lizenz vergeben werden, sondern wird auch selbst Lizenznehmer von Google. Das bereits auf der Mobilfunkmesse in Barcelona vorgestellte erste Tablet Nokia N 1 basiert auf dem weltweit führenden Google-Smartphone-Betriebssystem Android, das im Februar 2011 ebenfalls zur Wahl gestanden hatte, als Nokia einräumen musste, dass die eigene Handy-Software Symbian nicht zukunftstauglich war.Nicht wenige Branchenkenner hatten damals für Android plädiert und sich gegenüber der Microsoft-Software Windows Phone sehr skeptisch gezeigt. Haben sie mit ihren Unkenrufen zweifelsohne Recht behalten, spricht dies allerdings noch nicht für ein Comeback auf Basis von Android. Denn durch den Verzicht auf ein eigenes Softwaredesign schneidet sich Nokia vom wesentlichsten Werttreiber des Geschäfts ab und partizipiert nur an einem sehr geringen Teil der Wertschöpfungskette.So hat die Marke Nokia in vielen Schwellenländern zwar durchaus noch einen klangvollen Namen, der den Absatz beflügeln könnte, aber die Position als Lizenznehmer verspricht keinen langfristigen Erfolg. Davon können alle anderen Android-Lizenznehmer – Samsung eingeschlossen – ein Lied singen. Die fehlende Differenzierungsmöglichkeit der Produkte, deren Software-Herz das gleiche ist, drückt Nachfrage und Preise. 90 % der Gewinne im globalen Smartphone-Markt fließen deshalb nach Cupertino, 10 % zu Samsung, für den Rest bleibt nichts übrig, so die zugespitzte Analyse von Experten. 2011 wäre eine Lizenzproduktion auf Basis von Android dennoch die bessere Wahl für Nokia gewesen – aber nur für eine Übergangszeit, um einem eigenen neuen Betriebssystem zum Erfolg zu verhelfen. Als Alleinfundament taugt sie nichts. ——–Nokia versucht ein Comeback im Handy-Geschäft als Lizenzgeber für Auftragshersteller und Lizenznehmer von Google.——-