Verkaufsprozess

Zwei Gebote über 14 Mrd. Euro für Bahn-Tochter Schenker

Die dänische DSV und der Finanzinvestor CVC bieten je 14 Mrd. Euro für Schenker. Die Bahn braucht das Geld für Reduzierung der Schulden. Die Konzepte der beiden Bieter sind unterschiedlich.

Zwei Gebote über 14 Mrd. Euro für Bahn-Tochter Schenker

Zwei Gebote über
14 Mrd. Euro für
Bahn-Tochter Schenker

Reuters Berlin/Frankfurt

Die dänische Spedition DSV und der Finanzinvestor CVC bieten Insidern zufolge für die Deutsche-Bahn-Logistiktochter Schenker je 14 Mrd. Euro. Die Schulden von Schenker seien in der Summe enthalten, sagten mit dem Verkaufsprozess vertraute Personen nach Abgabe der finalen Angebote. CVC hat demnach ein zweites Gebot für 75,1% von Schenker abgegeben, der Rest würde danach zunächst bei der Bahn bleiben. Diese Offerte würde Schenker mit 16 Mrd. Euro bewerten. CVC wolle Schenker und die Marke erhalten sowie Standort- und Beschäftigungsgarantien geben. Später sei ein Gang an die Frankfurter Börse geplant. Wenn die Bahn dann noch beteiligt ist, könne sie vom Erlös profitieren.

CVC und DSV wollten sich nicht zu den Informationen äußern. Eine Bahn-Sprecherin sagte, der Verkaufsprozess für DB Schenker sei vertraulich. „Zu Bietern, Details von Gesprächen oder zur Höhe von Geboten äußern wir uns daher grundsätzlich nicht.“ Wichtigstes Kriterium bleibe, dass sich ein Verkauf für die Bahn lohne.

Abschluss 2025 geplant

Die Bahn will nach früheren Angaben noch 2024 einen Bieter auswählen. Formal abgeschlossen werden soll der Verkauf 2025. Es gilt als sicher, dass es vor dem Zuschlag an einen Bieter Abstimmungen mit der Bundesregierung geben wird. Dabei könnten – neben dem Kaufpreis – Faktoren wie Arbeitsplätze und Standorte eine größere Rolle spielen. Doch der Staatskonzern ist finanziell angeschlagen.

Vier Interessenten in der engeren Wahl

Im Frühjahr hatte die Bahn vier Interessenten in die engere Wahl für einen Verkauf genommen. Zunächst hatte sich die dänische Reederei Maersk aus dem Bieterverfahren zurückgezogen. Schenker passe nicht ausreichend gut zu Maersk. Im Juli verabschiedete sich auch der staatliche Mischkonzern Bahri aus Saudi-Arabien aus dem Rennen. Bahri hatte Insidern zufolge in der ersten Runde das höchste Gebot abgegeben: weit mehr als 15 Mrd. Euro. Die finalen Gebote liegen in der Spanne, die zuletzt erwartet worden war.

Unterschiedliche Konzepte

Strategisch unterscheiden sich DSV und CVC aber deutlich: Während die Spedition mit Schenker große Synergieeffekte heben könnte, was meist Arbeitsplätze und Standorte kostet, will CVC Insidern zufolge Schenker erhalten. Auch der Name soll bestehen bleiben. Finanzinvestoren wollen ihre Beteiligungen in der Regel nach drei bis fünf Jahren mit Gewinn weiterveräußern. Dann soll Schenker einem Insider zufolge an die Börse in Frankfurt gebracht werden. Den Insidern zufolge ist CVC eine Allianz mit den Staatsfonds Abu Dhabi Investment Authority und GIC aus Singapur eingegangen.

Die Gewerkschaft Verdi deutete an, dass sie mit dem Konzept von CVC besser zurechtkäme. Hier wäre wohl nur ein Stellenabbau in der Verwaltung zu erwarten. Man wünsche sich zumindest den Erhalt einer Minderheitsbeteiligung der Bahn, sagte Verdi-Bereichsleiter Stefan Thyroke dem „Spiegel“.

Bahn will Schulden senken

Die Bahn will Schenker verkaufen, um sich auf das krisengeschüttelte Kerngeschäft in Deutschland zu konzentrieren und die Schuldenlast von über 30 Mrd. Euro abzubauen. Dies ist wichtig, um die Kreditwürdigkeit zu erhalten. Sonst würden die Zinszahlungen auf die Schulden weiter steigen. Schenker ist jedoch seit langem der wichtigste Gewinnlieferant für die Bahn.

Die hohen Frachtpreise der Corona-Zeit hatten 2022 zu einem Rekordgewinn bei Schenker von gut 1,8 Mrd. Euro geführt, der nach der Normalisierung der Geschäfte 2023 aber auf rund 1 Mrd. Euro zusammenschmolz. Schenker gelang es nicht mehr, die Verluste der übrigen Bahn-Sparten auszugleichen, so dass unter dem Strich ein Milliardenverlust für den Staatskonzern stand. Schenker hat weltweit über 70.000 Mitarbeiter in rund 130 Ländern, davon etwa 15.000 in Deutschland.

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