IM INTERVIEW: WOLFGANG SCHÄFER

"Zweistellige Margen sind möglich"

Der Continental-Finanzvorstand über Ziele und den Powertrain-Börsengang

"Zweistellige Margen sind möglich"

– Herr Schäfer, die Bedingungen in den wichtigen Automärkten China und Europa haben sich 2018 deutlich verschlechtert. Womit rechnen Sie 2019?In den ersten sechs Monaten rechnen wir in China und Europa nicht mit einem wesentlich besseren Marktumfeld als im zweiten Halbjahr 2018. Das erste Quartal wird dabei die größten Herausforderungen beinhalten. Die Umstellung auf den neuen Abgasprüfstandard WLTP beschäftigt die Autobranche unverändert auch in diesem Jahr, die Lage wird sich aber voraussichtlich im Verlauf der nächsten beiden Quartale entspannen. In China hat das Jahr 2019 noch schwächer begonnen, als das Jahr 2018 geendet hat. Die Lieferabrufe sind gering, die Bestände bei den Händlern und bei den Herstellern selbst sind sehr hoch. Die Themen, die zu der Konsumzurückhaltung der chinesischen Autokäufer geführt haben, sind nicht vom Tisch.- Welche Annahmen liegen dem für 2019 prognostizierten Umsatzziel von 45 bis 47 Mrd. Euro zugrunde?Wir gehen in diesem Jahr von einer flachen weltweiten Autoproduktion aus. Die Pkw-Produktion dürfte im ersten Halbjahr um etwa 3 % schrumpfen, in der zweiten Jahreshälfte sollte dieser Rückgang dann kompensiert werden. Dabei gilt es jedoch, die im zweiten Halbjahr niedrigere Vergleichsbasis zu berücksichtigen.- Muss Conti aufgrund der gesunkenen Rentabilität verstärkt Einsparungen vornehmen?Wir arbeiten ständig daran, unsere Kosten zu optimieren. Das ist in den letzten Quartalen noch intensiviert worden. Aber wir wachsen nach wie vor schneller als die Märkte und können so unsere Kostenpositionen dem veränderten Umfeld anpassen. Klar ist, dass wir auch weiterhin investieren und bei den großen Themen Vernetzung, Effizienz und Automatisierung vorne mitfahren werden.- Sie geben erstmals Prognosen mit Bandbreiten an. Weshalb?Die Welt ist schwerer prognostizierbar geworden. Wir arbeiten mehr als früher mit verschiedenen Szenarien. Es gibt nicht mehr das eine Szenario, dem wir eine Wahrscheinlichkeitsquote von 80 % beimessen können. Daher veröffentlichen wir nun wie branchenüblich Prognosen mit Bandbreiten.- Diese Verfahrensweise behalten Sie auf Dauer bei?Solange wir die Prognostizierbarkeit für schwierig halten, ja.- Im März 2015 stellte Continental für 2020 ein Umsatzvolumen von über 50 Mrd. Euro in Aussicht. Ist dieses Ziel in Anbetracht der aktuellen Bedingungen erreichbar?Wenn man die Währungskursveränderungen seit 2015 berücksichtigt, können wir dieses angepeilte Umsatzniveau immer noch erreichen. Wir sollten aber das Jahr 2019 abwarten, um die Frage zu beantworten. Allein unsere Prognose für 2019 enthält eine Umsatzbandbreite von 2 Mrd. Euro. Das sind 4 % der 50 Mrd. Euro.- Die bereinigte operative Marge soll 2019 bei 8 bis 9 % landen – nach 9,2 % im vorigen Jahr und 10,8 % im Jahr 2017. Muss man sich bei Conti auf ein niedrigeres Profitabilitätsniveau einrichten?Wir wollen uns jetzt erst einmal auf 2019 konzentrieren. Das Jahr lässt sich, was den Umsatz anbetrifft, zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwer abschätzen, weil die Marktentwicklung schwierig ist. Gegenüber unseren alten Prognosen vor Beginn des zweiten Halbjahres 2018 fehlen uns 3 bis 4 % Volumenzuwachs in der weltweiten Autoproduktion. Das ist ein Faktor, der sich bei uns natürlich auch im Deckungsbeitrag und damit im Ergebnis niederschlägt. Sollte es nach einer Phase des geringeren Wachstums 2020 zu einer Korrektur bei der Autoproduktion kommen, dann habe ich keine Bedenken, dass wir zu zweistelligen Margen zurückkommen können, so wie wir sie früher prognostiziert haben.- Zweistellige operative Margen schreiben Sie nicht ab?Nein, bereinigte Ebit-Margen im zweistelligen Prozentbereich sind für Continental auch in Zukunft möglich.- Wenn Sie ein besseres Marktumfeld im zweiten Halbjahr erwarten: Wie wahrscheinlich ist der anvisierte Teilbörsengang der Powertrain-Sparte bis Ende 2019?Da nicht absehbar ist, wie sich die Finanzmärkte im zweiten Halbjahr entwickeln, lässt sich diese Frage derzeit nicht beantworten. Wie angekündigt, werden wir ab Mitte des Jahres auf einen Börsengang vorbereitet sein. Zur Jahresmitte werden wir also in der Lage sein, günstige Marktfenster, die eine Bewertung erlauben, die auch unserer Vorstellung vom Wert des Powertrain-Geschäfts entspricht, zu nutzen und an die Börse zu kommen. Wenn die Bedingungen in der zweiten Jahreshälfte nicht passen sollten, werden wir abwarten.- Welche Bewertung schwebt Ihnen vor?Eine faire Bewertung hängt auch immer mit einem Marktumfeld zusammen, das passen muss. Wenn das alles so gegeben ist, dann können wir darüber sprechen.- Investoren warten auf konkrete Informationen. Wann wird es Details zum Börsengang geben?Im Verlauf des zweiten Quartals können Sie mit weiteren Informationen rechnen.- Mit welchen Argumenten wollen Sie die Investoren anlocken?Grundsätzlich handelt es sich um attraktives Geschäft. Die Einheit ist sehr gut aufgestellt, sowohl was die alten als auch was die neuen Technologien angeht. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus rechtlichen Gründen derzeit nur wenig darüber hinaus sagen dürfen. Der Grund ist, dass wir uns mitten in der Phase der Prospekterstellung befinden.—-Das Interview führte Carsten Steevens.