Morgen ist heute schon gestern
„Montanwerte beleben das Börsengeschäft“, titelte die Börsen-Zeitung ihre erste Ausgabe am 1. Februar des Jahres 1952. Für die Redakteure der Zeitungen ebenso wie für die Banker in den Finanzhäusern stand der Wiederaufbau des Landes im Vordergrund. Denn die Trümmer sind damals noch allgegenwärtig, Deutschland ist geteilt und beherbergt 9,6 Millionen Flüchtlinge. Es ist die Zeit der Stalin-Note und des Korea-Krieges. In den USA wird mit Dwight D. Eisenhower ein ehemaliger Weltkriegsgeneral zum Präsidenten gewählt. Alle Zeichen stehen auf „Wandel“.
1952 ist auch für den Finanzplatz Düsseldorf ein bewegtes Jahr. Die Stadt wird in diesem Jahr der Geschäftssitz von Landesinstituten der drei dezentralisierten Großbanken. Neben alteingesessenen Privatbanken siedeln sich zudem neue Bankhäuser an. Düsseldorf wird Bankenplatz für die deutsche Exportindustrie, von manchen auch liebevoll „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ genannt.
Wandel ständiger Begleiter
Seitdem haben sich die Welt und auch der Finanzplatz Düsseldorf gewandelt – und wandeln sich weiter, begleitet von Staunen, Begeisterung, manchmal vielleicht auch Stirnrunzeln. Aber wir wissen heute: Der Wandel ist unser ständiger Begleiter.
Eine Erkenntnis, die die HSBC Deutschland – ebenso wie die Börsen-Zeitung – im Laufe der Zeit gleich mehrfach aus eigener Erfahrung ziehen durfte. Immerhin fußt das heute international ausgerichtete Bankhaus auf dem 1785 von Christian Gottfried Jäger am Rhein gegründeten Handelshaus für Farbhölzer, Chemikalien und Kolonialwaren. Zunächst zählte das Unternehmen vor allem die regionale Textilindustrie zu seinen Kunden. Parallel zur Dynamisierung der wirtschaftlichen Entwicklung zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlagerten sich die Geschäfte des Unternehmens aber im Laufe der Jahre mehr und mehr in den Finanzbereich – bis unter der Ägide von Christian Gottfried Trinkaus, dem Neffen des Gründers, im Jahr 1852 schließlich aus dem Handels- ein Bankhaus wurde.
Das Unternehmen spiegelte damit den Wandel, der damals die ganze Region prägte. Denn: Mitte des 19. Jahrhunderts verschob sich am Rhein und im Ruhrgebiet der wirtschaftliche Schwerpunkt. Der Bau der Eisenbahn führte zur Verlagerung der Produktionsschwerpunkte und erleichterte den bis dato beschwerlichen Gütertransport immens. Die Investitionen der Industrie bedurften der Finanzierung, es entstanden erstmals Aktiengesellschaften, deren Anteile auf viele Eigner verteilt und an der Börse gehandelt werden konnten.
So wuchs auch das Banken- und Börsenmetier in Düsseldorf. Und die Privatbank C.G. Trinkaus, so der damalige Name der heutigen HSBC Deutschland, war gemeinsam mit anderen Privatbanken an der Entwicklung der drei zentralen Säulen der Industrialisierung beteiligt: der Aktienbanken, der Großunternehmen und der Börsen. Ganz besonders vielleicht der Börse.
Es hat sich einiges getan
Denn 1884, als die aus dem 1841 errichteten Getreidemarkt hervorgegangene Börse in Düsseldorf der königlichen Regierung unterstellt wurde und mit der ersten Börsenordnung einen amtlichen Charakter erhielt, bekleidete niemand anderes als Bankier Christian Trinkaus das Amt des Vorsitzenden an der Börse. Unter seiner Leitung wurde sie immer mehr zu einer reinen Montanbörse für den Handel mit Kohle, Erzen, Stahl und Eisen.
Seither sind viele Jahre vergangen, und der Handel spielt sich längst nicht mehr auf Eisenbahnstrecken in der überschaubaren Region eines Landes ab. Die Güterströme sind global, Einzelteile eines Fernsehgerätes kommen aus zig verschiedenen Ländern. Die Globalisierung hat zu weltweiter Arbeitsteilung geführt, China ist zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt geworden.
„Die Zukunft gehört Asien“, ist daher oft zu hören – und wer würde daran weniger zweifeln als eine globale Bank mit Schwerpunktgeschäften in Asien. Aber: Das heißt nicht, dass Europa Vergangenheit ist. Jedenfalls dann nicht, wenn es uns gelingt, Innovation, Expertise und auch die Chancen aus Asien und anderen Teilen der Welt hier bei uns zu nutzen, auch hier in Düsseldorf. Und das betrifft Kleinanleger, Unternehmer ebenso wie vermögende Privatkunden.
Nachhaltigkeit im Fokus
Dabei sind es natürlich schon lange nicht mehr nur die Montangüter, die zählen. Kohle, Stahl und auch Atom sind zwar heute ebenso Thema wie 1952. Doch der Fokus hat sich gewandelt. Wenn wir über Kohle reden, dann denken wir an CO2-Ausstoß. Wenn wir über Atom sprechen, dann fallen Begriffe wie EU-Taxonomie und Offenlegungsverordnung. Der Fokus verschiebt immer stärker Richtung Nachhaltigkeit.
Nicht ohne Grund ist „Sustainable Finance“ eines der beherrschenden Themen unserer Tage. Gerade auch Banken leisten ihren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel – sei es durch nachhaltige Investments oder konkrete Beratung für Unternehmen auf dem Weg zu weniger CO2. In der Finanzierung von Klimalösungen liegt der Schlüssel für eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft. Als HSBC haben wir uns vorgenommen, selbst eine Net-Zero-Bank zu werden. Die CO2-Emissionen aus unseren eigenen Betrieben und Lieferketten wollen wir bis 2030 oder früher auf null reduzieren. Und: Bis 2050 oder früher wollen wir die finanzierten Emissionen aus unserem Kundenportfolio auf netto null reduziert haben.
Entscheidend dafür sind der Austausch und die Zusammenarbeit über Bereiche, Grenzen und Märkte hinweg. Das gilt im besonderen Maße für den Finanzsektor. Die Welt ist heute so vernetzt wie nie zuvor. Die großen Zentren dieser Welt in Asien, in Europa und den USA sind häufig nur einen Klick entfernt. Genau diese Vernetzung müssen Banken zur Grundlage ihrer Kundenbeziehungen machen. Nur so können sie nachhaltig erfolgreich sein.
Vernetzung ist dabei nur ein Merkmal der heutigen Welt, ein anderes ist Komplexität. In einer Welt, die so vernetzt und zugleich so komplex ist, lässt sich Expertise nicht allein an einem Ort bündeln. Entscheidend ist, die richtigen Menschen zur richtigen Zeit zusammenbringen zu können. Banken haben dabei nicht nur die Aufgabe, Menschen aus unterschiedlichen Regionen dieser Welt miteinander zu vernetzen. Sie müssen im viel stärken Maße als bisher auch Kunden untereinander vernetzen und sie bereichsübergreifend begleiten und beraten.
Erst das Zusammenspiel von Privatkunden- und Firmenkundengeschäft, Assetmanagement und Kapitalmarktgeschäft schafft für Kunden den Mehrwert, der den Unterschied macht. Die enge Zusammenarbeit mit Experten in den wichtigsten Märkten rund um den Globus bietet Kunden die bestmöglichen Aussichten für eine Welt, die sich erneut in einem mindestens ebenso tiefgreifenden Wandel befindet wie früher die Welt der Dampfmaschine und der Eisenbahn. Wohin genau dieser Wandel führt, wissen wir nicht. Die Digitalisierung macht aus der Aktiengesellschaft von einst in einigen Jahren vielleicht eine „Dezentrale Autonome Organisation“, eine ganz neue Form der Unternehmensorganisation, die erst mit der Erfindung der Blockchain möglich geworden ist. Und auch der Aktienhandel in seiner bisherigen Form wird möglicherweise obsolet, weil alle Vermögenswerte künftig digital „tokenisiert“ und damit handelbar für jeden werden, der ein Smartphone mit Internetzugang besitzt.
Für diese Art des digitalisierten, dezentralisierten Handels wäre dann keine Börse aus Stein und Marmor mehr erforderlich, sondern nur noch eine App in einem digitalen Ökosystem. Und auch das Banking, so viel steht fest, wird noch digitaler werden.
Der Finanzplatz Düsseldorf, der in seiner langen Geschichte schon so viele Veränderungen gesehen hat, kann von genau dieser Erfahrung mit Veränderungen zehren. Denn eines sollten wir uns vor Augen führen: Trotz aller politischen Turbulenzen und pandemiebedingten Beschränkungen leben wir in einer beispiellos offenen Welt mit unzähligen Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten zu nutzen ist die große Chance für den Finanzplatz Düsseldorf und für die Menschen und Unternehmen in dieser Region.
Vorbereitet und entschlossen
Als Bank vor Ort ist es unsere Aufgabe, den wirtschaftlichen und technologischen Wandel anzunehmen. Als HSBC Deutschland sind wir vorbereitet und entschlossen, den Strukturwandel erneut mitzugestalten und über alle Veränderungen hinweg im Kern die vertraute Bankadresse zu bleiben, die ihren Kunden seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner ist.