Hintergrundinformationen

Risiko entsteht, wenn Anleger nicht wissen, was sie tun

Informationen mit Mehrwert sind ein wichtiger Beitrag für den Finanzplatz Frankfurt. In der Flut aus Schlagzeilen, Agenturmeldungen und Kurzmitteilungen das Wichtigste herauszufiltern ist nicht immer einfach.

Risiko entsteht, wenn Anleger nicht wissen, was sie tun

„Das Börsengeschäft zu beleben und zu fördern“: Mit diesen als Gründungszweck für die Börsen-Zeitung ausgegebenen Worten im Februar 1952 können sich vermutlich die meisten Finanzdienstleister identifizieren. Dies für den und aus dem Finanzplatz Frankfurt heraus zu tun, freut das Bankhaus Metzler natürlich in besonderem Maße. Wer es in den vergangenen sieben Jahrzehnten geschafft hat, seinem ursprünglichen Zweck und Markenkern treu zu bleiben, dem gebührt Respekt. Aus dem Blickwinkel eines im Jahre 1674 gegründeten Bankhauses muten 70 Jahre zwar fast jugendlich an, doch in Anbetracht der rasanten technologischen Entwicklung der Finanzmärkte in dieser Zeit wird Beständigkeit zu einem besonderen Qualitätsmerkmal.

Tradition und Beständigkeit

Dabei bedeuten Tradition und Beständigkeit keineswegs Stillstand: Das hat die Börsen-Zeitung mit ihrem digitalen Relaunch hin zu mehr Nutzerfreundlichkeit und verbesserten Prozessen im vergangenen Jahr bewiesen. Und das gilt auch für unser Bankhaus. Die Durchführung einer blockchainbasierten Wertpapierleihe und der Erwerb der ersten Krypto-Anleihe in Zusammenarbeit mit der ebenfalls am Finanzplatz Frankfurt beheimateten DekaBank markieren den Start einer spannenden Entwicklung hin zum digitalen Wertpapiergeschäft in Echtzeit. Mit Inkrafttreten des Elektronischen Wertpapiergesetzes im Juni 2021 ist die Grundlage hierfür geschaffen. Ein großer Schritt, wenn man auf die Anfänge des „modernen“ Börsenhandels zurückblickt.

Die Börse, wie wir sie heute kennen, steckte 1952 noch in den Kinderschuhen. Der Börsenhandel in Frankfurt wurde erst am 14. Juli 1948 wieder aufgenommen, wenige Wochen nach der entscheidenden Währungsreform, die der Mangelwirtschaft ein Ende setzte und zum Fundament des folgenden Wirtschaftswunders wurde. 1953 öffnete die Devisenbörse wieder. Erst 1956 durften ausländische Wertpapiere wieder gehandelt werden, und bis zur erneuten Aufnahme des Goldhandels dauerte es noch bis 1968. Und schon am Anfang dieser Periode kam die weitsichtige Idee, das Börsengeschäft zu beleben und zu fördern – mit der Herausgabe der Börsen-Zeitung.

Wohl dem, der diesem Zweck gefolgt ist. Aktionäre gab es nach dem Krieg nur wenige. Doch waren es insbesondere Aktien, die es möglich machten, Vermögen weitestgehend zu erhalten. Wurden viele Schuldtitel im Zuge der Währungsreform beinahe wertlos, so blieben Aktien das, was sie sind: eine Beteiligung am Produktivvermögen mit verbrieften Eigentumsrechten. Profitierten Aktien zunächst unmittelbar von einer 1:1-Umstellung des Nennwertes von Reichsmark auf Deutsche Mark – im Vergleich zu einer 10:1-Umstellung bei Schuldverschreibungen –, zeigte sich der langfristige Vorteil in den kommenden Dekaden. Etwa zur gleichen Zeit wie die Gründung der Börsen-Zeitung wurden auch die ersten Investmentfonds für das breite Publikum aufgelegt. Die Teilhabe am folgenden Wirtschaftswunder war theoretisch für jedermann möglich – sofern das Einkommen für eine Sparrate reichte.

Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, wie sinnvoll die Aktienanlage ist: Je nach Startzeitpunkt und Betrachtungszeitraum hätte in den vergangenen Jahrzehnten ein Gewinn von ca. 7% bis 9% pro Jahr zu Buche geschlagen, also gut das Dreifache einer vergleichbaren Anlage in deutsche Rentenpapiere und weit oberhalb der langjährigen Inflationsrate liegend. Damals wie heute ist gerade auch in Deutschland für die Anlage in Aktien, trotz aller auf der Hand liegenden Vorteile, viel Überzeugungskraft nötig. Wahrscheinlich aus den Erfahrungen der Kriege hat der deutsche Sparer ein sehr ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis.

So gibt es hierzulande mehr Lebensversicherungen als Einwohner, aber nur jeder Sechste besitzt Aktien oder Fondsanteile. Eine Zahl, die viel zu niedrig erscheint – gerade auch im Vergleich zu anderen Indus­trienationen mit aktiengedeckten Altersvorsorgesystemen. Festzuhalten bleibt jedoch, dass Ende 2020 rund 2,7 Millionen mehr Menschen in Deutschland in Aktien, Fonds und Exchange Traded Funds (ETFs) investierten als noch 2019 – insgesamt also ein positiver Trend.

Der absolute Anstieg an Neuaktionären stimmt hoffnungsfroh. Aber die Umstände, die hierzu geführt haben, trüben ein wenig die Stimmung. Lockdown-bedingte Langeweile und eine Vielzahl neuer Smartphone-Apps haben einer neuen Generation von Glücksrittern den Weg an die Börse gewiesen. Statt einer Kapitalanlage für die Altersvorsorge ging es vielen jungen Kunden der Neobroker um den Nervenkitzel im Minutentakt: Anlageideen entsprangen nicht aus der Lektüre von Wirtschaftszeitungen, sondern wurden in den Tiefen unzähliger Chatforen im Internet geboren. Hatte eine Aktie einen griffigen Namen und stand ein halbwegs „cooles“ Produkt dahinter, gab es kein Halten mehr.

Wünschenswert wäre es, wenn diese Anleger nach der ein oder anderen wahrscheinlich unvermeidbaren Blessur den Weg in die geordnete Aktienanlage finden würden. So ließe sich eine ähnliche Entwicklung wie nach der Jahrtausendwende vermeiden. Stieg der Anteil der Aktionäre an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2000 sprunghaft von 7,8% auf 9,7% – und markierte damals einen neuen Rekord –, ging es nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes und der sich anschließenden Korrekturphase nämlich genauso schnell wieder abwärts.

Das Auf und Ab an der Börse ist natürlicher Bestandteil eines Marktes, an dem sich Angebot und Nachfrage im Sekundentakt treffen. Ist vermutlich kaum ein Marktteilnehmer kurzfristigen Kursgewinnen abgeneigt, so sollte eines aber nicht vergessen werden: Die Aktie ist und bleibt a priori ein Instrument zum langfristigen Vermögensaufbau. Wer es mit kurzfristiger Spekulation probieren möchte, dem sei dies unbenommen. Die Wette auf morgen ist dann aber eben auch nichts anderes als eine Wette. Geht sie nicht auf, sollte die Schuld zuerst im eigenen Verhalten und nicht im Aktienmarkt gesucht werden. Es bleibt zu hoffen, dass sich zumindest für einen Teil der Neuaktionäre das Lehrgeld im Nachhinein als gutes Investment und Start in eine erfolgreiche Anlegerkarriere bezahlt macht.

Langfristige Entwicklungen ab­schätzen, Wirtschaftstrends einschätzen, unnötige Risiken vermeiden und die Bilanzen fest im Blick haben: Mit diesem Ansatz lässt es sich an der Börse seit hunderten von Jahren gut fahren. Dafür ist ein Zugang zu qualitativ hochwertigen Informationen nötig. „Risiko entsteht, wenn man nicht weiß, was man tut“, sagte schon Warren Buffett. Und mit der Börsen-Zeitung wird Anlegern ein Instrument an die Hand gegeben, das es sich seit Anbeginn zur Aufgabe gemacht hat, ebendieses Risiko zu mildern.

Mehr ist nicht immer besser

Noch bis in die 1980er Jahre hinein waren Wirtschaftsinformationen ein rares Gut. Für Aktienanalysten in dieser Zeit bedeutete der Zugang zu einem Telefaxgerät bereits einen Vorteil. Damit war es möglich, den ein oder anderen Quartalsbericht schon zu lesen, bevor er am nächsten Tag in der Post der technologisch weniger hochgerüsteten Kollegen war. Ein Rechercheauftrag damals endete mit einem Packen kopierter Zeitungsartikel auf dem Schreibtisch. Glücklich war, wer ausführliche Berichte der Börsen-Zeitung darin fand.

Das ist in der heutigen Zeit der allgegenwärtigen Realtime-Informationen allenfalls noch eine Anekdote. Doch mehr ist nicht immer besser: Unerfahrene Investoren stehen angesichts der Flut von Marktschreiern und angeblichen Börsengurus im Internet vor der Aufgabe, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Das zu schaffen ist nicht einfach, und nur selten findet sich in der Flut an Schlagzeilen, Agenturmeldungen und Kurzmitteilungen das, was wirklich benötigt wird: Informationen mit Mehrwert, die auf geprüften Fakten beruhen und zum Punkt kommen. Auf dieser Grundlage können dann Zusammenhänge hergestellt und mit viel Erfahrung und profundem Wissen eine Einordnung vorgenommen werden. Damit lässt sich an der Börse arbeiten und das Marktgeschehen verstehen.

Informationen mit Mehrwert sind ein wertvoller Beitrag zum Alltag des Finanzplatzes und ein verlässlicher Baustein seines Fundaments. Deshalb freuen wir uns mit der Jubilarin auf die nächsten 70 Jahre. Zu ihrem eigenen Wohl, aber einhergehend damit auch zum Wohle des Finanzplatzes Frankfurt, seiner Akteure und aller, die gut informiert einfach bessere Entscheidungen treffen können.

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