Leasing-Geschäft

„2021 ist für Grenke ein Übergangsjahr“

Die Leasingfirma Grenke hofft nach einem Gewinneinbruch auf eine Erholung im Geschäft. Nach Vorwürfen der Bilanzmanipulation hat die Gruppe die Ausgaben für Prüfung und Beratung erhöht.

„2021 ist für Grenke ein Übergangsjahr“

Die wegen ihrer Bilanzierung in der Kritik stehende Grenke AG in Baden-Baden rechnet für das laufende Jahr mit einem weiteren Gewinnrückgang wegen der Pandemie. Nachdem das Nachsteuerergebnis im vergangenen Jahr um 41% auf 79,9 Mill. Euro eingebrochen ist, rechnet der Leasingspezialist für 2021 mit einem Nettogewinn zwischen 50 und 70 Mill. Euro.

Firmenchefin Antje Leminsky führte diese Entwicklung bei der Vorlage der vorläufigen Zahlen für 2020 vor allem auf ein geringeres Neugeschäft zurück. „2021 ist für Grenke ein Übergangsjahr.“ So geht der Vorstand für 2021 von einem Leasing-Neugeschäft zwischen 1,7 und 2,0 Mrd. Euro nach zuvor 2,0 Mrd. Euro aus. Zudem erwartet Grenke leicht steigende Kosten. Im weiteren Jahresverlauf sei dann mit einer Belebung der Märkte und damit einem stärkeren Geschäft als im ersten Halbjahr zu rechnen.

Bei gleicher Gelegenheit bestätigte der Vorstand, dass Wolfgang Grenke seinen Rückzug aus dem Aufsichtsrat plant. Der Firmengründer, der sein Mandat als stellvertretender Vorsitzender derzeit ruhen lässt, will demnach den Stab bei der nächsten Hauptversammlung an seinen ältesten Sohn Moritz (Jahrgang 1985) weitergeben. Dieser ist Diplom-Statistiker und Mitglied des Aufsichtsrats der Grenke Bank. Im Konzern hat Moritz Grenke über mehrere Jahre als Director Controlling gearbeitet.

Bekanntlich war die Grenke AG im September 2020 mit ihrem Geschäftsmodell und der Behandlung von Franchisefirmen ins Kreuzfeuer von Leerverkäufern unter Führung von Fraser Perring geraten, die Grenke seitdem Manipulation bei der Bilanzierung vorwerfen. Daraufhin hat das SDax-Unternehmen mit der Beauftragung einer Sonderprüfung durch KPMG sowie einem Strategieschwenk reagiert, der die Konsolidierung der 13 bestehenden Franchisefirmen vorsieht. Wie der Finanzvorstand Sebastian Hirsch sagte, reduziert sich dadurch der Gewinn nach Steuern um einen höheren einstelligen Millionenbetrag. Gleichzeitig verringere sich das Eigenkapital durch die angepasste Konsolidierung um 88 Mill. Euro, wovon wiederum 67 Mill. Euro auf zuvor ausgewiesenen Goodwill und immaterielle Vermögenswerte entfallen.

Bisher war es bei Grenke Praxis, dass neu gegründete Franchisefirmen von Risikokapitalgebern zwischenfinanziert wurden, bevor sie nach mehreren Jahren vom Konzern erworben wurden. Dieses Konstrukt hatte dem Firmengründer Wolfgang Grenke als „wachstumsorientiertes Erfolgsmodell“ gegolten, weil es das Unternehmertum in diesen Firmen befördert habe. So erbrachten die Franchisefirmen regelmäßig 20 bis 25% des Neugeschäfts. Künftig sollen die Neugründungen von Anfang an in den Konzern als Tochterfirmen integriert werden, wovon Finanzvorstand Hirsch keine Mehrkosten erwartet. Entscheidend sei, die Tochterfirmen genauso dynamisch aufzustellen, wie dies die Franchiseadressen gewesen seien. „Das bedeutet, nach fünf Jahren Neugeschäft in Höhe von zehn Mill. Euro“, sagte Hirsch der Börsen-Zeitung.

Wie bereits bekannt, soll der Jahresabschluss von KPMG am 17. Mai erteilt und am 21. Mai veröffentlicht werden. Dann soll auch ein Dividendenvorschlag erfolgen. Das Ergebnis je Aktie ist 2020 auf 1,67 Euro (2019: 2,95 Euro) zurückgegangen. Unklar ist, ob das Testat uneingeschränkt oder mit Einschränkungen erfolgen wird. Die Prüfungs- und Beratungskosten des Jahres 2020 bezifferte Hirsch auf 24,2 Mill. Euro – das sind 10 Mill. Euro mehr als im Vorjahr. Im laufenden Jahr seien bisher 6,7 Mill. Euro hinzugekommen.

Leminsky dementierte indes das Gerücht, dass es einen Machtkampf zwischen ihr und Wolfgang Grenke gebe, wie es in einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zum Ausdruck kam. Sowohl die Familie Grenke als auch Leminsky hatten in Briefen an die Belegschaft betont, dass es sich um eine „Falschmeldung“ handele. „Einen solchen Machtkampf gibt es nicht“, heißt es in dem Schreiben der Eigentümerfamilie.

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