Aareal Bank hält sich bedeckt
sto Frankfurt
Die Aareal Bank bleibt trotz eines besser als erwartet verlaufenen dritten Quartals mit Blick auf das Gesamtjahr vorsichtig und hält an ihrer Ergebnisprognose fest. Mit Blick auf die laufenden Gespräche mit einem Investorenkonsortium unter Führung der Private-Equity-Firmen Centerbridge und Advent International hielt sich der Vorstand bedeckt. „Die Gespräche dauern an und sind ergebnisoffen. Wir haben diese Gespräche nicht gesucht. Die Investoren sind an uns herangetreten“, sagte der erst seit Mitte September amtierende Chef des Wiesbadener Immobilienfinanzierers, Jochen Klösges, am Donnerstag bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Der Vorstand stehe in der Pflicht auszuloten, welche strategischen Optionen sich aus einer möglichen neuen Konstellation ergeben könnten. Das Ergebnis dieser Gespräche könne indes Folgen für den vorliegenden Dividendenvorschlag bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 9. Dezember haben.
Seit mehr als einem Monat ist bekannt, dass die Investoren ein Übernahmeangebot in Höhe von rund 1,7 Mrd. Euro vorlegen wollen. Kreisen zufolge soll das formelle Angebot in der kommenden Woche auf dem Tisch liegen. Die Private-Equity-Firmen hätten die Due-Diligence-Prüfung weitgehend abgeschlossen und Partner für ihr Konsortium gewonnen, darunter einen kanadischen Pensionsfonds, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Es gebe noch andere potenzielle Co-Investoren. Seit Bekanntwerden der ersten Annäherung haben mehrere neue Investoren, darunter der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky und Talomon Capital, Anteile von mehr als 3 % an dem Immobilienfinanzierer aufgebaut – wohl in der Hoffnung auf ein besseres Angebot. Vor einem Monat hatte Aareal mitgeteilt, sie befinde sich in Gesprächen mit der Investorengruppe und prüfe ein Übernahmeangebot in Höhe von 29 Euro je Aktie.
Die Bank hatte auch zu einer außerordentlichen Hauptversammlung eingeladen, um die Aktionäre über die zweite Tranche der Dividende für das Geschäftsjahr 2020 abstimmen zu lassen. Diese soll 1,10 Euro je Aktie betragen. Das Aktionärstreffen findet nach Angaben vom Donnerstag auf jeden Fall statt, da zumindest über das Ergänzungsverlangen des aktivistischen Investors Petrus Advisers abgestimmt werden müsse. Dieser fordert zum wiederholten Male eine Neubesetzung von Teilen des Aufsichtsrats (vgl. BZ vom 11. November).
Klösges hob mit Blick auf das zu erwartende Übernahmeangebot hervor, dass es nur dann die Zustimmung des Vorstands finden könne, wenn es zur Unternehmensstrategie passe und Wachstumsaussichten böte. Eine Abspaltung der Softwaretochter Aareon, wie von verschiedenen Seiten gefordert, komme dabei nicht in Betracht. Wegen des Drucks hatte der Wiesbadener Konzern 2020 Advent mit 30 % als Anteilseigner bei Aareon ins Boot geholt.
Betriebsergebnis springt
Während die Aareal Bank somit reichlich mit den diversen Vorstößen der Investoren beschäftigt ist, schritt im Tagesgeschäft die Erholung von den Corona-Turbulenzen weiter fort. Ein kräftiger Sprung im dritten Quartal von 11 auf 50 Mill. Euro beim Betriebsergebnis ließ das Spezialinstitut bereits nach neun Monaten mit 123 Mill. Euro den prognostizierten Korridor für das Gesamtjahr von 100 bis 175 Mill. Euro erreichen. Dennoch bleibt der Vorstand wegen der unklaren Aussichten über den weiteren Verlauf der Pandemie vorsichtig und hält an der Prognose fest. 2020 hatte es einen Verlust von 75 Mill. Euro gegeben. Bei anderen Kennziffern zeigte die Bank dagegen mehr Mut. Angesichts eines prosperierenden Neugeschäfts bei den strukturierten Immobilienfinanzierungen – in den ersten neun Monaten waren es 6,1 (i.V. 4,2) Mrd. Euro – übertraf das Portfoliovolumen mit 29,6 Mrd. Euro bereits die Prognose für Ende 2021, die nunmehr auf 30 Mrd. Euro angehoben wird.
Auch besser als erwartet fiel der Zinsüberschuss mit 435 (373) Mill. Euro aus, weswegen die Gesamtjahresprognose auf 570 bis 590 Mill. Euro angehoben wurde. Im dritten Quartal wurde mit 155 Mill. Euro sogar der höchste Wert seit vier Jahren erreicht. Treiber waren hierbei der Ausbau des Portfolios sowie eine positive Margenentwicklung im Neugeschäft.
Für faule Kredite legte der Immobilienfinanzierer wieder weniger zurück. Die Risikovorsorge sank im dritten Quartal um mehr als ein Drittel auf 39 (61) Mill. Euro. Für das Gesamtjahr bleibt die Erwartung bei 125 bis 200 Mill. Euro. Grundsätzlich entspannte sich die Lage bei den faulen Krediten (siehe Grafik). Es gebe wieder eine gute Buchungslage bei Hotels sowie eine Erholung im Handelssegment, hieß es.
Aareal Bank | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 435 | 373 |
Risikovorsorge | 79 | 167 |
Provisionsüberschuss | 174 | 168 |
Verwaltungsaufwand | 393 | 352 |
Betriebsergebnis | 123 | 24 |
Ertragsteuern | 67 | 7 |
Konzernergebnis | 56 | 17 |
Ergebnis je Stammaktie (Euro) | 0,73 | 0,06 |
Harte Kernkap.-Quote (%)21,5 | 18,8 | |
Börsen-Zeitung |