Assetmanagement unter Druck

Abflüsse aus offenen Immobilienfonds nehmen zu

Der Druck auf offene Immobilienfonds nimmt zu. Im Juni zogen Anleger 699 Mill. Euro aus den Produkten ab und damit so viel wie seit Jahren nicht mehr. Doch im Vergleich zur Weltfinanzkrise 2008 sind die Abflüsse noch immer gering.

Abflüsse aus offenen Immobilienfonds nehmen zu

Abflüsse aus Immobilienfonds nehmen zu

Im Juni zogen Anleger 699 Mill. Euro ab – Im Vergleich zur Finanzkrise 2008 noch immer moderate Rückgaben

jsc Frankfurt

Die Anleger offener Immobilienfonds ziehen Monat für Monat zunehmend mehr Geld ab: Im Juni flossen 699 Mill. Euro aus den Produkten ab und damit so viel wie seit Jahren nicht mehr, wie aus Daten der Deutschen Bundesbank hervorgeht. Auch unterm Strich, also unter Berücksichtigung der Zuflüsse, zogen Anleger Geld ab, und zwar 83 Mill. Euro. Es handelt sich um den elften Nettomittelabfluss in Folge.

Der Druck auf Produkte und Fondsmanagement nimmt zu: Viele Fonds sehen sich angesichts stark gefallener Immobilienpreise zu Wertabschlägen verschiedener Immobilien gezwungen. Das drückt das Anlageergebnis der Fonds. Auf Sicht von zwölf Monaten bis Ende Juni verzeichnen die Produkte insgesamt eine Rendite von minus 0,5%, wie der Branchenverband BVI aufschlüsselt.

Hohe Verluste in einzelnen Fonds

Die DWS-Milliardenfonds „Grundbesitz Global“ und „Grundbesitz Europa“ verzeichnen in den Retailklassen minus 4,6% und minus 3,0%, der kleinere „Leading Cities Invest“ der Kanam Grund sticht nach einer hohen Wertkorrektur im vergangenen Herbst mit minus 14,8% hervor. Ende Juni verunsicherte zudem Union Investment mit einem hohen Wertabschlag im „UniImmo: Wohnen ZBI“. Auf Jahressicht bis Ende Juni fällt ein Verlust von 21,8% für die Anleger an, wie die Gesellschaft aufschlüsselt. Auch einige andere Immobilienfonds weisen Verluste aus.

Noch ist nicht ganz klar, wie sich Abschläge und Wertverluste auf die Nettomittelzuflüsse insgesamt auswirken. Anleger, die nach Mitte 2013 Geld in Immobilienfonds investiert haben, sind bekanntlich an Kündigungsfristen von mindestens einem Jahr gebunden, lediglich Altanleger können abrupt Geld abziehen. Damit ergeben sich Abflüsse oft erst zeitverzögert. Das gilt gerade für den „UniImmo: Wohnen ZBI“, der erst 2017 aufgelegt wurde und damit alle Anleger vorerst bindet.

Bisher verkraftbar

Insgesamt sind die Abflüsse aber für die Branche noch überschaubar. Das gilt zum einen im Vergleich zum Fondsvermögen, das zur Jahresmitte 130 Mrd. Euro erreicht. Die Abflüsse lagen im Juli also bei etwa 0,5%, inklusive Zuflüsse sogar bei weniger als 0,1%.

Auch im Vergleich zur Anlegerflucht während der Weltfinanzkrise mutet der Abfluss heute insgesamt noch moderat an. So zogen Anleger allein im Oktober 2008 rund 6,9 Mrd. Euro aus offenen Immobilienfonds ab, also rund das Zehnfache der heutigen Summe und gemessen am damaligen Vermögen rund 7,6%.

Die Abflüsse wären noch höher gewesen, hätten alle Fonds noch genügend finanzielle Reserven gehabt. Stattdessen wurden zahlreiche Fonds eingefroren und später abgewickelt. Mit der Reform 2013 kamen neben Mindesthalte- und Kündigungsfristen auch Vorgaben für Liquiditätspuffer und Verschuldung. Das Segment ist somit heute robuster.

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