ABN Amro zahlt für laxe Geldwäsche-Prävention
Reuters/fir Amsterdam/Frankfurt
Die niederländische Bank ABN Amro muss wegen Verstößen gegen Anti-Geldwäsche-Vorgaben knapp eine halbe Milliarde Euro bezahlen. Mit der Staatsanwaltschaft habe sich das Institut auf einen Vergleich in Höhe von 480 Mill. Euro geeinigt, der die Bilanz des ersten Quartals belasten werde, teilte die Bank am Montag mit. Der Betrag ergibt sich den Angaben nach aus einer Geldbuße von 300 Mill. Euro und aus einer Entschädigung von 180 Mill. Euro für Kosten, die das Institut durch Verstöße gespart hat. „Diese Einigung markiert das Ende einer schmerzhaften und enttäuschenden Episode für ABN Amro“, sagte Vorstandschef Robert Swaak.
Im Visier der Ermittler stehen nach Angaben der Behörden drei Ex-Vorstände von ABN Amro – einer davon ist der Chef der Danske Bank, Chris Vogelzang. Er legte sein Amt wegen der Vorwürfe in den Niederlanden nieder, wie die Danske Bank mitteilte. Seinen Posten übernimmt Risikochef Carsten Egeriis. Der ehemalige Finanzchef der Commerzbank, Stephan Engels, leitet das Finanzressort bei der größten dänischen Bank.
„Schwerwiegende Mängel“
Die Staatsanwaltschaft in Den Haag hat den Angaben zufolge „schwerwiegende Mängel“ in den Prozessen von ABN Amro zur Bekämpfung der Geldwäsche in den Niederlanden festgestellt, so etwa in der Identifizierung von Neukunden und der Transaktionsüberwachung. Die untersuchten Fälle beziehen sich auf den Zeitraum 2014 bis 2020.
Die Bank gab sich in der Mitteilung reumütig und beteuerte, ihre Lehren aus dem Fall gezogen zu haben. „ABN Amro bedauert die Situation zutiefst und erkennt die Schwere der Angelegenheit sowie die Tatsache an, dass sie bei der Erfüllung ihrer Rolle als Gatekeeper zur Bekämpfung der Geldwäsche versagt hat“, hieß es in der Mitteilung. Als Bank sei ABN Amro nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch verpflichtet, das Möglichste zu tun, um das Finanzsystem vor Missbrauch durch Kriminelle zu schützen, wird Swaak zitiert. Dass dies nicht gelungen sei, bezeichnete er als inakzeptabel.
Ein bereits früher aufgesetztes Programm zur Aufdeckung von Finanzkriminalität will die Bank voraussichtlich bis Ende 2022 abgeschlossen haben. Die Gesamtzahl der Arbeitskräfte, die daran beteiligt seien, betrage mittlerweile zusammengenommen 3800 Vollzeitstellen und umfasse damit jede fünfte Position. Das Institut arbeitet derzeit den Geldwäscheskandal auf, der von der Danske-Filiale in Estland ausging und die gesamte Bankenbranche erschüttert hat. Auch die Deutsche Bank ist in den Skandal involviert, da sie jahrelang als Korrespondenzbank für die Danske Bank tätig war.
Im Zuge der Geldwäscheermittlungen hatte die ebenfalls in den Niederlanden ansässige ING bereits im Jahr 2018 eine Rekordstrafe von 775 Mill. Euro zahlen müssen. In dem Zusammenhang gibt es auch eine strafrechtliche Untersuchung der Rolle des ehemaligen ING-Chefs Ralph Hamers, der inzwischen Vorstandschef der Schweizer Großbank UBS ist.
Alle Kunden geprüft
Die Staatsanwaltschaft hatte ABN Amro bereits im September 2019 vorgeworfen, Konten, über die Gelder gewaschen worden sind, nicht zu erkennen sowie die Beziehungen zu verdächtigen Kunden nicht zu beenden und solche Transaktionen nicht den zuständigen Behörden zu melden. Auf Anordnung der niederländischen Zentralbank musste ABN Amro all ihre Kunden nochmals auf Geldwäschegefahren prüfen, wofür sie 2019 insgesamt 114 Mill. Euro zurücklegte.