Sparkassenverband

Abschied vom Zentralinstitut

Die Sparkassen in Westfalen-Lippe begraben die Hoffnung auf ein Zentralinstitut an der Spitze ihrer Organisation. In einem ersten Schritt müsse eine stärkere Professionalisierung das Ziel sein.

Abschied vom Zentralinstitut

ab Düsseldorf – In Westfalen-Lippe werden mit Blick auf die seit Jahren diskutierte Konsolidierung der Landesbanken neue Töne angeschlagen. Statt die Konsolidierung zu einem Zentralinstitut in Angriff zu nehmen, müsse in einem ersten Schritt an der Professionalisierung gearbeitet werden, sagte Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe, vor der Presse. Seit Urzeiten werde in der Sparkassen-Finanzgruppe an der Schaffung eines Zentralinstituts gearbeitet, jedoch mit mäßigem Erfolg. Viel entscheidender sei, die Aufgaben und Zuständigkeiten in einzelnen Verbundunternehmen neu zu ordnen, um Überlappungen auszumerzen.

Der SVWL, der nur über eine kleine Beteiligung an der Helaba verfügt, sei zu weit weg, um zu beurteilen, wie groß die Bereitschaft zur Konsolidierung sei. „Ich kann aber nicht erkennen, dass wir hier vorankommen“, sagte Buchholz. Von daher sei es aus Sparkassensicht wichtiger, daran zu arbeiten, die Belastungen der Sparkassen aus den Verbundunternehmen zu reduzieren. Mit der Fusion der Provinzial Rheinland und der Provinzial Nordwest sei in Nordrhein-Westfalen ein großer Schritt gelungen. Daneben gebe Westfalen-Lippe auch bei der Konsolidierung der Bausparkassen den Takt vor. Seit Sommer sondierten die LBS West, die sich im Besitz der NRW-Sparkassen befindet, und die LBS Nord – an ihr sind der Sparkassenverband Niedersachsen, die Nord/LB und die Landesbank Berlin beteiligt – einen Zusammenschluss. Die Gespräche liefen ergebnisoffen, sagte Buchholz, sie sei jedoch überzeugt, dass die Fusion gelinge.

Da dafür Staatsverträge neu geschrieben werden müssten, werde sich das Prozedere vermutlich bis nach der Landtagswahl in Niedersachsen hinziehen. „Eine Fusion zum 1.1.2023 halte ich für realistisch“, sagte die SVWL-Chefin. Aus dem Zusammenschluss entstünde die größte öffentlich-rechtliche Bausparkasse mit einer Bilanzsumme von mehr als 22 Mrd. Euro. „Das wäre ein echtes Schwergewicht und würde zu erheblichen Wettbewerbsvorteilen führen“, schwärmte Buchholz.

Sorge bereiten ihr im Zusammenhang mit dem Kreditgeschäft, das auch 2021 kräftig wuchs, steigende Kapitalanforderungen. Um den gewaltigen Kreditbedarf, der zur Transformation der Wirtschaft nötig ist, stemmen zu können, müssten die Banken befähigt werden, ihre Finanzierungskapazitäten voll ausspielen zu können, sagte Buchholz.

Es sei kontraproduktiv, wenn die Aufsicht zusätzliche Kapitalpuffer für inländische Risikopositionen und Wohnimmobilienfinanzierungen fordere. Vielmehr brauche es für Transformationskredite eine geringere Unterlegung mit Eigenkapital. Für einen solchen Eigenkapitalhebel gebe es in der europäischen Capital Requirements Regulation bereits ein Vorbild, das die Eigenkapitalprivilegierung von bedeutsamen europäischen Infrastrukturfinanzierungen vorsieht. In Anlehnung daran ließe sich ein „Transformationsfaktor“ ableiten, der bei Digitalisierungs- und Klimakrediten zum Einsatz komme, führte Buchholz aus. Wenngleich die Bundesbank der Idee kritisch gegenüberstehe, werde der SVWL weiter dafür werben.

Provisionsergebnis zieht an

Trotz der anhaltenden Negativzinsen, die den Zinsüberschuss der Sparkassen weiter belasten, gelang es den 55 Sparkassen in Westfalen-Lippe, ihr Betriebsergebnis vor Bewertung mit 1,2 Mrd. Euro nahezu auf Vorjahresniveau zu halten. Ein Grund war, dass das Provisionsergebnis um stolze 6% anzog und erstmals in der Geschichte die Marke von 1 Mrd. Euro überschritt. Es sei gelungen, das Ergebnis unabhängiger vom Zinsgeschäft zu machen, freute sich SVWL-Vizepräsident Jürgen Wannhoff.

Im abgelaufenen Turnus bauten die SVWL-Sparkassen das Kreditgeschäft um 5,5% auf 23,7 Mrd. Euro aus. Davon entfielen 13,4 Mrd. Euro auf das Firmenkundengeschäft (+4,9%). Zu den befürchteten Kreditausfällen im Zuge der Pandemie kam es dagegen nicht, wie Wannhoff ausführte. Im Gegenteil: Saldiert wurden bei den westfälischen Sparkassen 2021 nur 3 Mill. Euro Kredit­risikovorsorge gebildet.

SVWL
Aggregierte Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss2 2252 287
Provisionsüberschuss1 013956
Betriebsergebnis vor Bewertung  1 170  1 180
Bewertungsergebnis Wertpapiere82100
Bewertungsergebnis Kredite–3–154
Jahresergebnis–197–154
Cost-Income-Ratio (%)64,063,8
Bilanzsumme (Mrd.)162,1153,3
Kundeneinlagen (Mrd.)117,5113,0
Kundenkredite (Mrd.)107,9102,4
Quelle: SVWLBörsen-Zeitung
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