EIOPA

Ärger mit Restschuld­versicherungen kein deutsches Phänomen

Die EIOPA hat in ihrer Veröffentlichung die Restschuldversicherung nicht grundsätzlich in Frage gestellt, sondern die verschiedenen Vorteile von RSV-Produkten anerkannt. Al­lerdings habe die Überprüfung des Marktes erhebliche Risiken für die Verbraucher aufgedeckt.

Ärger mit Restschuld­versicherungen kein deutsches Phänomen

wbr Frankfurt

Verbraucherschützer haben den Vorstoß der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA bei Restschuldversicherungen (RSV) als nicht ausreichend bezeichnet. Die EIOPA hatte EU-weit Mängel bei Geschäften mit diesen Versicherungen festgestellt. Die Aufsicht er­mahnte Banken und Versicherungen, sich an die EU-Versicherungsvertriebsrichtlinie (IDD) zu halten, und drohte Sanktionen an.

„Wir begrüßen es, dass die EIOPA die schweren Mängel im Bereich der Restschuldversicherungen aufgreift. Aus deutscher Sicht sind die Erkenntnisse nicht überraschend, denn die Probleme mit Restschuldversicherungen sind hierzulande schon seit Jahren bekannt“, sagte Sandra Klug, Abteilungsleiterin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Es sei erfreulich, dass die Behörde europaweit tätig werden will. „Die Untersuchung der EIOPA hat gezeigt, dass die Missstände bei Restschuldversicherungen kein deutsches Problem sind.“ Allerdings würden die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Ärgernisse zu beseitigen. „Aus unserer Sicht besteht grundsätzlich auch kein Bedarf für eine Rest­schuldversicherung bei Krediten, da eine Risikolebensversicherung und Be­rufsunfähigkeitsversicherung die bessere Wahl für den Verbraucher ist“, so Verbraucherschützerin Klug.

Interessenkonflikte meiden

Die EIOPA hat in ihrer Veröffentlichung die Restschuldversicherung nicht grundsätzlich in Frage gestellt, sondern die verschiedenen Vorteile von RSV-Produkten anerkannt. Al­lerdings habe die Überprüfung des Marktes erhebliche Risiken für die Verbraucher aufgedeckt, die sich aus schlechten Vertriebspraktiken sowie einem unzureichenden Schutz zur Vermeidung von Interessenkonflikten ergeben. Damit äußert sich die europäische Behörde deutlich zu den Versäumnissen der Banken und Versicherungen in der EU. Die Behörde fordert ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bei Versicherungsprodukten, die von Banken mit Immobiliendarlehen, Verbraucherkrediten und Kreditkarten verkauft werden. Ein erheblicher Teil der von den Verbrauchern gezahlten Bruttoprämien lande bei Banken und Versicherungen, während die Schadenszahlungen an Verbraucher gering ausfielen, erläuterte die Behörde. Die Produkte seien aus Sicht der EIOPA andererseits ein hochprofitables Geschäft für Versicherer und Banken. 18% der Kreditinstitute gewinnen demnach so­gar mehr Einnahmen aus den Verkaufsprovisionen der Versicherungen als aus der Kreditvergabe. Zudem könnten hohe Provisionen zu Interessenkonflikten und Fehlanreizen führen, so die Behörde.

Bescheidene Leistungen

Die EU-Versicherungsaufsicht hat festgestellt, dass 80% der Versicherer eine Schadenquote zwischen 0 und 40% der Bruttoprämie meldeten. „Das bedeutet in den meisten Fällen, für jeden von den Verbrauchern gezahlten Euro an Prämien er­halten sie im Schadensfall nur 0 bis 40 Cent zurück“, so die EIOPA in ihrem Bericht. Die Auswertung umfasst eine Stichprobe, Fragebögen an Finanzinstitute sowie 100 Interviews von Verbrauchern in zehn EU-Staaten­.

Der Branchenverband GDV verwies darauf, dass in Deutschland seit Juli ein Provisionsdeckel für die RSV gilt. Die Daten der EIOPA seien vorher erhoben und berücksichtigten dies nicht. „Der Provisionsdeckel in Deutschland war dringend notwendig“, sagt Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. Jetzt gelte es ab­zuwarten, wie sich die Maßnahme in der Praxis bewährt. Allerdings ist der Provisionsdeckel mit 2,5% der Kreditsumme sehr hoch, was bei einem Kredit von 100000 Euro zu Kosten von bis zu 2500 Euro führt. Eine Restschuldversicherung in derselben Höhe sei nach Angaben der Verbraucherzentrale für 120 Euro im Jahr zu haben.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.