EUROPAS BANKEN

Aggregiert widerstandsfähig

Nicht nur Emittenten, auch Aufseher und Regulierer konkurrieren um die Aufmerksamkeit des Markts. Just am Tag vor Publikation des halbjährlichen Finanzstabilitätsberichts der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich am Montag die EU-Bankenbehörde EBA...

Aggregiert widerstandsfähig

Nicht nur Emittenten, auch Aufseher und Regulierer konkurrieren um die Aufmerksamkeit des Markts. Just am Tag vor Publikation des halbjährlichen Finanzstabilitätsberichts der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich am Montag die EU-Bankenbehörde EBA mit einer Erhebung zu den Folgen von Covid-19 für Europas Bankensektor zu Wort gemeldet. Zuverlässig drücken ihre Experten dabei die Knöpfe, die man als Aufseher bzw. Regulierer wohl drücken muss: Auf Basis der aktuell verfügbaren Informationen bestätige die aggregierte vorläufige Analyse, dass der EU-Bankensektor insgesamt widerstandsfähig sei, heißt es da. Ein bisschen implizites Selbstlob nach Jahren des verordneten Kapitalaufbaus durch Banken sei der EBA gegönnt – welche Behörde wollte schon reihenweise umfallende Banken prognostizieren und damit Panik am Markt verbreiten, erst recht, wenn man den Spielraum für Lockerungen in der Krise nach eigenem Verständnis schon ausgeschöpft hat? Die Behörde wäre wiederum keine Behörde, würde sie nicht zugleich mahnend den Finger erheben: Ja, die Krise könnte die Kapitaldecke ohnehin schwächelnder Institute überstrapazieren, und ja, die Lage am Emissionsmarkt für unbesicherte Schuldverschreibungen von Banken war schon einmal einfacher als in der Coronakrise, wie man festhält. Eben deshalb hat die Notenbank geldpolitisch fürwahr nochmals nachgelegt.Grundsätzlich ist gegen das Bemühen, den Schleier der Ungewissheit mit Blick auf Covid-19 zumindest ein bisschen zu lüften, nichts einzuwenden. Allein: Auch dies will der EBA nicht so recht gelingen. Zwar hält sie manch interessantes Detail bereit: Dass 57 % der von Europas Banken außerhalb des Finanzsektors ausgereichten Darlehen in von der Krise am stärksten betroffenen Sektoren liegen, ist fraglos ein Klopper. Die aggregierten Daten der EBA-Analyse aber führen nicht weit, da sich die Belastungen der Banken je nach deren Heimatland und Zusammensetzung ihres Kreditportfolios stark unterscheiden, vom Gebrauch der ihnen zuletzt eröffneten Optionen in der Bilanzierung ganz zu schweigen: Da stellt eine Deutsche Bank mit Verweis auf ein gutes Kreditbuch im Startquartal 500 Mill. in die Risikovorsorge ein, Santander mit Blick aufs Exposure in Großbritannien und Lateinamerika 1,6 Mrd. Euro.Anfang Juni will die EBA im Zuge ihrer jährlichen Transparenzübung bankspezifische Daten zur Asset-Qualität der Kreditinstitute in Europa nennen. Die Aufmerksamkeit des Marktes wird ihr sicher sein.