Aktien - nein danke

Deutsche bleiben Kapitalmarktmuffel - Privates Geldvermögen nimmt stark zu

Aktien - nein danke

Vor allem Bewertungsgewinne hat das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland im Startquartal klettern lassen. An ihrer Risikoaversion halten die Deutschen indes fest.bn Frankfurt – Die Deutschen bleiben Kapitalmarktmuffel, auch wenn der Dax 30 auf Rekordkurs ist. Dies zeigen am Montag publizierte Daten der Deutschen Bundesbank zur Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im ersten Quartal.Das Engagement der privaten Haushalte an den Kapitalmärkten beschreibt die Zentralbank als “fortgesetzt zurückhaltend”, ein Verhalten, das im Startquartal “besonders schwach ausgeprägt” gewesen sei. Festverzinsliche wie Aktien verkauften die privaten Haushalte in Deutschland dabei gleichermaßen. Was Schuldverschreibungen angeht, so fielen die Abflüsse mit 7,5 Mrd. Euro “wieder überdurchschnittlich hoch” aus, wie mitgeteilt wird. Seit nunmehr über drei Jahren in Folge seien Schuldverschreibungen damit netto verkauft worden. An Schuldverschreibungen inländischer Kapitalgesellschaften wurden in erster Linie Papiere deutscher Banken veräußert, ferner Staatspapiere, was die Bundesbank wesentlich mit den niedrigen Renditen dieser Schuldverschreibungen in Zusammenhang bringt.Doch auch Aktien flogen aus den Depots: “Trotz eines im Berichtszeitraum insgesamt positiven Börsenumfelds wurden insbesondere Aktien inländischer Emittenten abgegeben”, teilt die Bundesbank mit. Mit knapp 6,5 Mrd. Euro kletterte das per saldo verkaufte Volumen dabei auf den höchsten Stand seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im Schlussquartal 2008. Damit bewiesen die privaten Haushalte kein schlechtes Näschen. Denn nachdem der Dax 30 dank des Rückenwinds durch eine ultralockere Geldpolitik am 10. April mit 12 347 Punkten einen Rekordstand erreicht hatte, sind die Notierungen wieder abgebröckelt. Seit Monatsbeginn geht es wieder bergauf.Generell hält die Risikoaversion der Deutschen an, wie die Bundesbank festhält: “Hinsichtlich der Anlageformen war der bereits seit Längerem zu beobachtende Trend hin zu liquiden und risikoarmen Anlagen im Berichtsquartal erneut deutlich ausgeprägt.” Derweil kauften die privaten Haushalte vermehrt Anteile an Investmentfonds, darunter Misch- und Rentenfonds, wie mitgeteilt wird. Insgesamt seien netto knapp 11 Mrd. Euro in Investmentfonds angelegt worden, spürbar mehr als im Vorquartal, heißt es.Allein die Bewertungsgewinne vor allem bei Investmentfondsanteilen und Aktien sorgten im Startquartal dafür, dass das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland um gut 87 Mrd. Euro stieg. Hinzu kommt eine auf Transaktionen basierende Geldvermögensbildung von nochmals knapp 53 Mrd. Euro, welche den Angaben zufolge “spürbar höher” ausfiel als im Vorquartal.Mit rund 17 Mrd. Euro sei dabei knapp ein Drittel der Mittel in Bankeinlagen investiert worden, wobei der Betrag per saldo vollständig besonders liquiden Sichteinlagen einschließlich Bargeld zugeflossen sei. Termin- und Spareinlagen sowie Sparbriefe seien hingegen netto abgebaut worden, vor allem im langfristigen Bereich: “Damit war die bereits seit Längerem zu beobachtende Präferenz der privaten Haushalte für hochliquide Anlageformen auch im Berichtsquartal deutlich ausgeprägt.”Einen Beleg für die anhaltende Risikoaversion der privaten Haushalte sieht die Bundesbank auch darin, dass die Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen netto um rund 26,5 Mrd Euro aufgestockt wurden, ungeachtet ihrer vergleichsweise geringen Verzinsung. Diese Haltung treibt die Fondsbranche um: “Obwohl Investmentfonds bei vielen Sparern immer beliebter werden, hat nach wie vor die große Mehrheit hierzulande wenig oder gar nichts mit Finanzanlagen, diversifizierter Geldanlage oder Fonds zu tun”, beklagte der Vorstandsvorsitzende Hans Joachim Reinke auf der Halbjahrespressekonferenz der Gesellschaft. Anhaltende RisikoaversionInsgesamt ergibt sich damit fürs Startquartal ein Anstieg des Geldvermögens gegenüber den vorangegangenen drei Monaten um 2,8 % oder knapp 140 Mrd. Euro auf 5,212 Bill. Euro. Da die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte im selben Zeitraum, insbesondere durch Wohnungsbaukredite inländischer Banken, um nicht einmal 4 Mrd. Euro zunahmen, kletterte das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte im Startquartal um 3,9 % oder knapp 137 Mrd. Euro auf 3,624 Bill. Euro, wie die Deutsche Bundesbank ferner mitteilt.