Aktienfonds belasten Absatz der Fondsbranche

Kursrutsch im März trifft das ertragreiche Segment in Deutschland stark - Spezialfonds retten die Bilanz

Aktienfonds belasten Absatz der Fondsbranche

jsc Frankfurt – Die Zuspitzung der Coronakrise im März hat den Absatz von Publikumsfonds in Deutschland tief in die roten Zahlen gebracht: Hatte die Fondsbranche hier noch im Januar und Februar insgesamt netto mehr als 9 Mrd. Euro eingesammelt, flossen im turbulenten Börsenmonat März 23 Mrd. Euro ab, berichtet der deutsche Fondsverband BVI. Damit schneidet das Neugeschäft bezogen auf das gesamte Quartal mit einem Minus von annähernd 14 Mrd. Euro so schwach ab wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das Publikumssegment entwickelte sich damit gegenläufig zum volumenstarken, aber von niedrigen Margen geprägten Geschäft mit Spezialfonds (siehe Grafik).Besonders stark spürt die Branche den jüngsten Kursrutsch im Segment der Aktienfonds: Hier flossen im gesamten Quartal netto 14 Mrd. Euro ab, und zwar sowohl aus klassischen Aktienfonds, die ein Minus von netto mehr als 8 Mrd. Euro verzeichneten, als auch aus ETFs, die mit einem Abfluss von knapp 6 Mrd. Euro in der Statistik stehen. Weil der Crash an den Börsen darüber hinaus den Fonds hohe Wertverluste bescherte, sank das verwaltete Vermögen in Aktienfonds im Startquartal um rund 97 Mrd. Euro auf 324 Mrd. Euro. Die Ertragsaussichten sind damit geringer als zu Jahresbeginn, denn die Gebühren im Fondsgeschäft und die Provisionen an die Vertriebspartner hängen wesentlich vom Volumen ab. Aktiv verwaltete Aktienfonds, auf die der wesentliche Anteil des Bestands entfällt, zählen zu den ertragsstarken Segmenten im Fondsgeschäft, während ETFs typischerweise nur einen Aktienindex nachzeichnen und mit geringen Gebühren versehen sind. Kein zweites LehmanDie Abflüsse im Publikumsfondsgeschäft fielen höher als in vielen anderen Unruhephasen aus – gleichwohl stehen sie hinter den Folgen der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers zurück. Im Oktober 2008, im Folgemonat des Debakels, verzeichnete die deutsche Branche im Publikumsfondssegment einen Abfluss von netto 46 Mrd. Euro, also doppelt so viel wie nun im März. Während bezogen auf das damalige Fondsvermögen von 670 Mrd. Euro per Ende September 2008 also 7 % im Folgemonat abflossen, sind es nun nach 1 082 Mrd. Euro per Ende Februar 2 %. Die Kursverluste an den Börsen waren damals wie heute dramatisch: Um mehr als 14 % auf 4 988 Zähler sank der Dax im Oktober 2008, um mehr als 16 % auf 9 936 Punkte fiel er im März dieses Jahres.Allerdings sind nicht alle Publikumsfondssegmente negativ betroffen: Offene Immobilienfonds blieben von der Coronakrise vorerst unberührt, Volumen und Neugeschäft legten sogar zu. So konnten einige Fondsgesellschaften das Debakel in anderen Segmenten teilweise ausgleichen: Das Sparkassenhaus Deka verzeichnete im Wertpapiersegment im Startquartal einen Abfluss von netto 1,5 Mrd. Euro, holte über Immobilienfonds aber wiederum 1,4 Mrd. Euro herein. Union Investment aus der Finanzgruppe der Kreditgenossenschaften hat einen Negativabsatz von 1,6 Mrd. Euro mit Wertpapierfonds erzielt, während das Immobiliensegment mit plus 722 Mill. Euro den Abfluss annähernd zur Hälfte kompensierte. Noch ungünstiger ist das Zahlenverhältnis bei der DWS, der börsennotierten Fondstochter der Deutschen Bank: 5,3 Mrd. Euro flossen aus Wertpapierfonds ab, 1,0 Mrd. Euro kamen über Immobilienfonds herein. Allianz Global Investors und Amundi sind nicht im Segment offener Immobilienfonds aktiv und verzeichnen aus Publikumsfonds Abflüsse von 3,3 Mrd. Euro und 2,6 Mrd. Euro. Das Kölner Fondshaus Flossbach von Storch hielt das Geschäft mit 1,6 Mrd. Euro zugleich über Wasser, obwohl die Gesellschaft ebenfalls ausschließlich Wertpapierfonds anbietet. Stoische GroßanlegerSpezialfonds setzten derweil ihr Geschäft unbeirrt fort: Institutionelle Investoren wie Versicherer, Altersvorsorgeeinrichtungen, Banken und Konzerne legen dort Vermögen langfristig an. Das Neugeschäft ist stärker vom Jahresrhythmus geprägt als vom aktuellen Marktgeschehen. Universal-Investment liegt mit einem Absatz von netto 7,7 Mrd. Euro im Startquartal vorn. Auch HSBC Deutschland, Invesco, Helaba Invest, Meag, Allianz Global Investors, DekaBank und Union Investment erzielten jeweils mehrere Milliarden Euro Neugeschäft, die DWS fällt allerdings mit minus 1,9 Mrd. Euro aus der Reihe. Hohe Volumen, aber geringe Margen sind kennzeichnend für das Spezialfondsgeschäft.Insgesamt steuert die deutsche Branche per Ende März ein Volumen von 3,14 Bill. Euro. Mit 1,77 Bill. Euro entfällt mehr als die Hälfte auf Spezialfonds. Publikumsfonds liegen nach dem Kursrutsch unter der Billionenschwelle bei 967 Mrd. Euro.