Kapitalgedeckte Altersvorsorge

Aktieninstitut und Verbraucher­zentralen für Reform

Die Verbraucherzentralen und das Deutsche Aktieninstitut treten gemeinsam für eine kapitalgedeckte Altersvorsorge ein – und zwar mit hohem Aktienanteil. Von der Riester-Rente halten sie wenig.

Aktieninstitut und Verbraucher­zentralen für Reform

jsc Frankfurt

Der Ruf nach einer kapitalgedeckten Altersvorsorge mit einem starken Akzent auf der Aktie hat unterschiedliche Akteure zusammengebracht: Das Deutsche Aktieninstitut (DAI), hinter dem kapitalmarktnahe Unternehmen stehen, fordert gemeinsam mit den Verbraucherzentralen eine Reform. „Die nächste Bundesregierung muss die Neuausrichtung der kapitalgedeckten Altersvorsorge zu einem politischen Schwerpunkt in der kommenden Legislaturperiode machen“, halten DAI und der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) fest.

Wie genau eine Reform im Detail aussehen könnte, skizziert der Bericht von Dienstag zwar nicht. Auffällig sind aber vor allem zwei Elemente: erstens ein Fokus auf die Aktie. „Oberste Priorität muss die Einführung einer kostengünstigen und auf Aktien basierten individuellen Altersvorsorge haben.“ In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Finvia haben DAI und VZBV ausrechnen lassen, dass Aktien rund um den Globus langfristig viel rentabler waren als Staatsanleihen (siehe Grafik).

Auf Distanz zur Riester-Rente

Der Bericht sieht zweitens eine „Schwäche der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge, der Riester-Rente“. Stattdessen befürworten DAI und VZBV, anders als bei der Riester-Rente der Fall, eine automatische Einbindung möglichst vieler Menschen, solange sie nicht widersprechen (Opt-out-Verfahren). Das Papier verweist dabei in Fußnoten unter anderem auf das Konzept einer „Deutschlandrente“, die das Land Hessen skizziert hat, und auf eine „Extra-Rente“, die dem VZBV vorschwebt – beide Konzepte sehen in groben Zügen ein öffentlich-rechtlich organisiertes Standardprodukt vor. Durch die automatische Einbindung soll das Modell besonders viele Menschen erreichen und obendrein geringe Kosten aufweisen. Das DAI fasst den Blick weiter und kann sich eine kapitalgedeckte Variante in allen Säulen der Altersvorsorge vorstellen, also auch in der gesetzlichen Rentenversicherung. Das wiederum lehnt der VZBV ab.

In Berlin zeichnet sich eine Reform bereits schemenhaft ab. Das Sondierungspapier der angehenden Ampel-Koalitionäre skizziert eine Stärkung der kapitalgedeckten Altersvorsorge über mehrere Kanäle. Erstens soll die gesetzliche Rente teilweise mit Kapital gedeckt werden und dazu 2022 aus Haushaltsmitteln einen Kapitalstock von 10 Mrd. Euro erhalten. Zweitens wollen SPD, Grüne und FDP das Modell eines „öffentlich verantworteten Fonds mit einem effektiven und kostengünstigen Angebot mit Abwahlmöglichkeit“ prüfen – hier klingt die Idee einer „Deutschlandrente“ oder „Extra-Rente“ an. Drittens erwägen die Parteien eine „gesetzliche Anerkennung privater Anlageprodukte mit höheren Renditen als Riester“ – das lässt potenziell Raum für eine Reform der Riester-Rente. Für bestehende Riester-Verträge ist ein Bestandsschutz geplant.

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