Allianz feilt an Resilienz
Allianz stärkt Resilienz
Gewinn steigt auf Rekordwert
Vorstandschef Bäte stellt sich auf mehr Volatilität ein – Kapitalposition wird gestählt
mic München
Schwerpunkt Seite 5
Die Allianz hält nach den Rekordergebnissen 2024 an ihrer Prognose-Systematik fest. „Natürlich bringt das eine gewisse konservative Grundausrichtung mit sich“, sagte Finanzvorständin Marie-Claire Coste-Lepoutre im Interview der Börsen-Zeitung. Aber dies sei in der aktuellen wirtschaftlichen Lage durchaus richtig. Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte setzte in der Jahrespressekonferenz ebenfalls auf Vorsicht: „Wir operieren in einem schwierigen Umfeld.“
Die Allianz verwendet das Vorjahr als Richtwert für die Vorhersage. Ausgehend von dem operativen Rekordergebnis 2024 in Höhe von 16,0 Mrd. Euro peilt der Münchner Versicherer in der laufenden Periode einen Wert zwischen 15 Mrd. und 17 Mrd. Euro an. Die Analysten hatten mehr erwartet, in der Folge sank der Aktienkurs um 2%, obwohl die Allianz ansonsten die Konsensschätzungen übertraf.
Allianz rechnet mit Schocks
Das vergangene Jahr schloss mit einem sehr erfolgreichen vierten Quartal samt Umsatzsteigerung von 16% ab, sodass viele Kennziffern auf Rekordhöhe kletterten. „Wir haben 2024 eine sehr starke Performance abgeliefert“, kommentierte Coste-Lepoutre. Der Gesamtumsatz stieg um 11% auf fast 180 Mrd. Euro. Der Nettogewinn wurde überproportional um 17% auf 10,5 Mrd. Euro gesteigert, getrieben von der Sachversicherung.
Bäte rechnet aber mit einem zunehmend instabilen Umfeld. „Wir werden insgesamt mehr Volatilität und stärkere Schwankungen innerhalb eines Jahres sehen“, sagte er im Interview: „Wachstum verläuft jetzt ungleichmäßiger.“ Die Allianz will in dieser Lage widerstandsfähiger werden. „Es werden Schocks auf das System zukommen, auch auf Gesellschaften“, prophezeite der Allianz-Chef. Der Versicherer werde an seiner Resilienz arbeiten: „Da werden wir mehr machen.“
Positive Überraschungen denkbar
Die Allianz hatte bereits im vergangenen Jahr ihre Kapitalposition gestählt. Ein Einbruch des Aktienmarktes um 30% senke die Solvency-II-Quote nun nur auf 197% und damit deutlich weniger stark als zwölf Monate zuvor, erklärte der Versicherer. Coste-Lepoutre sagte, die Resilienz könne auch etwa durch eine gute Unternehmenskultur erhöht werden.
Der Versicherer hält aber auch positive Überraschungen für möglich. Bäte nannte als Beispiel, wenn es zu einem Handelsabkommen zwischen den USA und China komme: „Das könnte kurzfristig einen weiteren Wachstumsschub zumindest in diesem Jahr bringen.“
Wichtigstes Thema der künftigen Bundesregierung sei, dass sie die Wettbewerbsfähigkeit des Landes verbessere, sagte Bäte auf eine entsprechende Frage in der Pressekonferenz. Die Arbeitskosten seien kaum konkurrenzfähig, es gebe eine ungewollte Migration in die Sozialsysteme.