Neue Rechnungslegung

Allianz korrigiert künftig den Nettogewinn

Die Allianz nennt künftig ergänzend einen angepassten Nettogewinn. Er wird um Wertschwankungen von Kapitalanlagen korrigiert. Anlass ist die Einführung von IFRS 9 und IFRS 17.

Allianz korrigiert künftig den Nettogewinn

mic München

Die Allianz will mit Einführung von IFRS 9 und IFRS 17 ihren Gewinn um Wertschwankungen von Kapitalanlagen bereinigen. „In der Zukunft werden wir einen angepassten Nettogewinn nennen“, sagte Finanzvorstand Giulio Terza­riol bei einer Webkonferenz mit Analysten zu den Rechnungslegungsstandards, die im Januar in der Versicherungsbranche eingeführt werden.  Es werde Volatilität entfernt, die Assets verursachten, deren Wertveränderung nun durch die Gewinn-und-Verlust-Rechnung zu führen sei, so Terzariol. Der angepasste Gewinn – der unkorrigierte Wert wird natürlich ebenfalls ausgewiesen –  sei der Startpunkt für die Kalkulation der Dividende: „Vielleicht werden wir noch andere Justierungen anwenden, wir denken über die endgültige Kalkulation nach.“

IFRS 17 regelt den Ausweis und die Bewertung von Versicherungsverträgen. Das Regelwerk löst den Standard IFRS 4 ab. Der Standard IFRS 9, den Banken bereits eingeführt haben, befasst sich mit der Assetseite der Bilanz. Anfangs führe das neue Duo durchaus zu einer erhöhten Komplexität, sagte Terza­riol: „Wie immer, wenn sich etwas ändert.“ Aber der Wechsel auf IFRS 9 und 17 ist aus Sicht von Terzariol leichter als die Einführung von US-GAAP­ vor vielen Jahren. Denn die konzeptionelle Komplexität der IFRS-Welt sei geringer. Auch aus Sicht der Investoren werde sich die Offenlegung verbessern: „Es gibt mehr Transparenz insbesondere in der Lebensversicherung.“ Damit lasse sich die Wertschaffung in dem Segment besser einschätzen.

Die zusätzliche Volatilität speist sich Terzariol zufolge aus dem Segment Schaden- und Unfallversicherung. Zwar müsse die Wertveränderung von öffentlich notierten Aktien nach IFRS 9 nicht mehr, wie bisher in bestimmten Fällen, in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung widergespiegelt werden. Sie wird künftig direkt im Eigenkapital verbucht. Aber dafür wirke sich die veränderte Bewertung anderer Assets, beispielsweise von Anleihen mit bestimmten Eigenschaften, auf den Gewinn aus.

Eigenkapitalrendite höher

Im Fall der Allianz erhöht sich im Saldo die Volatilität: Die Aktien (5% der Kapitalanlagen) finden sich mit ihrer Wertveränderung im Eigenkapital wieder, aber der Anteil sonstiger Assets, die sich in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung niederschlagen, steige von 6 auf 18%. Dies entspreche rund 100 Mrd. Euro, die nun durch die Gewinn-und-Verlust-Rechnung geführt würden. Der Großteil dieser Assets sei in der Lebensversicherung angesiedelt. Aufgrund des Matching mit den Verbindlichkeiten entstehe dabei keine Volatilität. Aber 10 Mrd. Euro befänden sich zusätzlich in der Schaden- und Unfallversicherung: „Diese Assets können etwas mehr Volatilität verursachen.“

Der Finanzvorstand strich heraus, dass die neue Rechnungslegung keine wesentlichen Veränderungen bei der Allianz verursache. Die Quote zur Eigenmittelausstattung nach Solvency II sei nicht betroffen, es gebe zumindest kurzfristig keine größeren Auswirkungen auf den Cashflow, und auch die Dividendenpolitik werde sich nicht verändern, sagte Terzariol. Das operative Ergebnis und selbst der Nettogewinn blieben – fundamental interpretiert – auf dem gleichen Niveau. Die Eigenkapitalrendite werde etwas höher ausfallen, kündigte Terzariol an. Auf Nachfrage von Analysten bezifferte er den Effekt auf gut einen Prozentpunkt.

In der Lebensversicherung werde die Neugeschäftsmarge von 4% unter der Solvency-II-Logik auf 5 bis 6% in der IFRS-17-Rechnung steigen. Der wesentliche Faktor sei, dass das Neugeschäft vor Steuern und Minderheitsanteilen erfasst werde.

Terzariol kündigte an, dass auf der Bilanzpressekonferenz am 17. Februar 2023 die Bilanz 2022 noch auf Basis des bisherigen Regelwerks präsentiert werde. Der Ausblick basiere aber auf IFRS 9 und 17. Im Geschäftsbericht werde am 3. März eine Eröffnungsbilanz per 1. Januar 2022 auf 9/17-Basis präsentiert. Am 12. Mai folgten neben dem 9/17-Ergebnis des ersten Quartals die Ergebnisse 2022 im 9/17er Format.

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