FONDSBEWERTUNG

Am Pranger

Aktiv verwaltete Fonds stehen in der Kritik - wieder einmal. Seitdem günstige Indexprodukte wie börsengehandelte Fonds (ETF) sich im Markt mehr und mehr verbreiten, existiert für klassische Aktienfonds ein strenger Vergleichsmaßstab. Die europäische...

Am Pranger

Aktiv verwaltete Fonds stehen in der Kritik – wieder einmal. Seitdem günstige Indexprodukte wie börsengehandelte Fonds (ETF) sich im Markt mehr und mehr verbreiten, existiert für klassische Aktienfonds ein strenger Vergleichsmaßstab. Die europäische Anlegerschutzvereinigung Better Finance hat nun sogar eine Liste mit “potenziell falschen aktiven Fonds” vorgelegt. Gemeint sind Produkte, deren Wertentwicklung und Portfoliozusammensetzung nah an einem Vergleichsindex liegen, ausgedrückt über die Kennziffern Tracking Error und Active Share. Der Fonds betreibe also womöglich gar kein aktives Management und sollte durch einen Indexfonds ersetzt werden, lautet der implizit erhobene Vorwurf. Zuvor hatte bereits die europäische Wertpapieraufsicht ESMA die europäischen Fonds untersucht, allerdings keine Liste der sogenannten “Closet Indexers” veröffentlicht.Nun aber stehen etliche Produkte etablierter Gesellschaften am Pranger. Neben Amundi, Schroders und Fidelity sind auch die hiesigen Dickschiffe DekaBank, Union Investment, Allianz Global Investors und die Fondsmarke DWS mit einzelnen Titeln betroffen. Doch wer meint, es sei Aufgabe eines aktiven Fonds, sich grundsätzlich möglichst weit vom breiten Markt abzukoppeln, begeht einen Fehler: Die Leistung der Fonds wird im Durchschnitt nicht besser sein, wenn Manager stärker vom Vergleichsmaßstab abweichen. Das Risiko von Kursverlusten mangels breiter Streuung könnte sogar zunehmen. Zwar ist es korrekt, dass Indexfonds eine günstige Alternative gerade für marktnah agierende Fonds sind, doch solange passive Produkte im klassischen Vertrieb kaum eine Rolle spielen, werden sich nur wenige Sparer dieser Möglichkeit bewusst sein. Die Forderung nach mehr Transparenz bei den Fondskriterien schließlich, wie sie Better Finance erhebt, ist aus Sicht von Anlegerschützern nachvollziehbar. Aber braucht es dafür eine weitere Liste?Auch die Aussagekraft der Kennziffern ist beschränkt. Je nach Marktphase und Aktiensegment können die Zahlen variieren, sie müssen interpretiert werden – faule Fondsmanager spürt die Liste allein jedenfalls nicht zuverlässig auf. Die Aufsichtsbehörden haben das verstanden. So hatte im Dezember die BaFin erklärt, dass sich die Zahl auffälliger Fonds nach Befragung der Anbieter auf ein Minimum reduziert habe. Mit der Anlagestrategie eines aktiven Fonds sollten sich Anleger ohnehin auseinandersetzen – auch oder gerade wenn der Fonds stark vom Index abweicht.