Jahresausblick

Analysten relativieren Aussichten für Investment Banking

Die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods gießen den Optimisten Wasser in den Wein. Das Erholungspotenzial im europäischen Investmentbanking sei begrenzt.

Analysten relativieren Aussichten für Investment Banking

Trügerischer Silberstreif

Keefe, Bruyette & Woods spricht angesichts des Basiseffekts von „optischer Täuschung“

Die Bankenexperten von Keefe, Bruyette & Woods halten die Deutsche Bank für zu optimistisch und relativieren die Erholungschancen für das europäische Investment Banking. Zwar trauen sie der Branche 2024 Mehreinnahmen von 40% zu. Dahinter stecke jedoch vor allem der Basiseffekt nach der Flaute im Vorjahr.

lee Frankfurt

Die vage Hoffnung auf Zinssenkungen in den USA und Europa hat bei manchen Investoren die Fantasie eines fulminanten Comebacks des Investment Bankings geweckt. Dieser Sichtweise wollen sich die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) in ihrem jetzt unter dem Titel „Die optische Täuschung“ veröffentlichten Jahresausblick nicht anschließen. Gleichwohl sagen sie der Branche für 2024 anziehende Erträge voraus – vor allem wegen des Basiseffekts.

US-Ausblick schwächer

Für das Emissions- und das Beratungsgeschäft der europäischen Institute erwarten die KBW-Analysten auf Jahressicht ein Plus von 42% voraus. Die Aussichten der US-Banken sind laut Konsensschätzung von Visible Alpha schwächer: Ihnen trauen die Analysten einen Zuwachs von 20% zu.

Zunächst werde voraussichtlich das Anleiheemissionsgeschäft anziehen, da vor allem Unternehmen das vergleichsweise günstige Zinsniveau nutzen dürften, um den Kapitalmarkt anzuzapfen. Später im Jahr könnten sich nach Ansicht der Analysten auch die anderen Bereiche der Investmentbanken erholen, zuerst das Aktienemissionsgeschäft und – vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte – allmählich auch das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen (Mergers & Acquisitions/M&A)

2023 war jedoch kein Jahr wie jedes andere. Vor allem der historische Zinsanstieg sorgte dafür, dass die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern auseinanderklafften. Das brachte das M&A-Geschäft zeitweise komplett zum Erliegen.

Vor diesem Hintergrund relativieren die Analysten die Zuwächse. Für aussagekräftiger halten sie den Vergleich mit der weniger außergewöhnlichen Periode 2018–19. Dieser ergibt für das europäische Investment Banking ein Plus von 7%, für das US-Branche sogar einen Rückgang von 1%.

Deutsche Bank heruntergestuft

Auf die Deutsche Bank als einzig verbliebener hiesiger Investmentbank blicken die KBW-Analysten mit Skepsis. Auch hierfür ist die Entwicklung der vergangenen Monate mit ausschlaggebend. Die Börsenbewertung hat in den vergangenen sechs Monaten um ein Drittel zugelegt und notiert mit 12,53 Euro nahe des 52-Wochen-Hochs von 12,62 Euro.

„Dank der Aussicht auf zusätzliche Ausschüttungen haben sich die Aktien der Deutschen Bank zuletzt gut entwickelt“, schreiben die Analysten. Das Institut generiere jedoch noch immer wenig freien Cashflow, auch wenn verschiedene Einmaleffekte im dritten Quartal anderes suggeriert hätten.

Die KBW-Analysten bezweifeln, dass die Deutsche Bank dazu in der Lage ist, eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als 10% zu erwirtschaften. „Zudem hat sich der Aktienkurs von den Renditen der Bundesanleihen abgekoppelt“, begründen die Analysten ihre negative Einschätzung. Für aussichtsreicher halten sie die Kursentwicklung der Konkurrentin Barclays, der der Markt bislang weniger zugetraut habe.

Etwas positiver bewertet das KBW-Team auch die Aussichten für Crédit Agricole in diesem Jahr: „Wir stufen die Aktie auf Market Perform, weil etwaige Zinssenkungen die Risiken für die Gewinnentwicklung begrenzen.“

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