Anbieter gehebelter Derivate missachten BaFin-Vorgaben
jsc Frankfurt – Das Geschäft mit sogenannten Differenzkontrakten, die im großen Stil mit privaten Sparern gehandelt werden, weckt erneut den Unmut der deutschen Finanzaufsicht. Jeder zweite Anbieter verstößt deutlich gegen die Produktvorgaben, und auch darüber hinaus weichen einige Adressen zumindest leicht von der Allgemeinverfügung der BaFin ab, wie die Aufsicht in einer Erhebung unter mehr als 40 Anbietern ermittelt hat. Die Derivate, bekannt als “Contracts for Difference” (CFDs), werden demnach häufig ohne Warnhinweis angepriesen, ob in Werbe- und Trainingsvideos oder Handy-Apps, Podcasts oder in sozialen Medien, wie im “BaFin Journal” zu lesen ist. Manchmal ist ein Hinweis zwar vorhanden, aber versteckt.Differenzkontrakte sind um ein Mehrfaches gehebelt und daher riskant. Rund vier Fünftel der Anleger fahren Verluste ein, wie die BaFin mit Verweis auf Angaben der Anbieter festhält. Die Gesellschaften konfrontieren ihre Kunden etwa mit Indikationstools, die mit visuellen Effekten und plötzlich aufleuchtenden Kursdaten arbeiten, wie die BaFin das Geschäft bereits im vergangenen Jahr beschrieben hat. Die privaten Anleger handeln demnach oft kurzfristig und behalten ihr Kundenkonto teils nur für kurze Zeit. Weil viele Anbieter aus dem EU-Ausland in Deutschland aktiv sind, lässt sich der Handel schwer beziffern. Das gehandelte Volumen, das allein der deutsche CFD-Verband ausweist, liegt wegen der Häufigkeit des Handels und der Hebelwirkung bei 477 Mrd. Euro im dritten Quartal. Die Branche erwartet ein Rekordjahr, denn mit der Coronakrise nahm der Handel zu. Zu den deutschen Adressen zählen etwa Consorsbank, Flatex und S Broker. Angaben zu einzelnen Anbietern macht die BaFin nicht.Mit einer Allgemeinverfügung von Juli 2019 versucht die BaFin, private Anleger vor den gröbsten Auswüchsen zu bewahren. Sie begrenzt in Anlehnung an die EU-Aufsicht ESMA etwa den Hebel der Produkte, je nach Basiswert reicht die Höchstgrenze von 2 (für Kryptowährungen) bis 30 (für solide Währungspaare). In einigen Fällen operierten Anbieter aber noch immer mit zu hoch angesetzten Hebeln, wie nun die BaFin festhält. Nicht mehr zulässig ist auch die Nachschusspflicht, die Anleger über das eingesetzte Geld hinaus belastet. Nur selten operieren Anbieter noch mit einem Negativsaldo.Während einige Anbieter deutlich vor den Risiken warnen, fallen gerade Adressen aus Zypern negativ auf. “Die größten Schwierigkeiten, die Vorgaben der CFD-Produktinterventionsmaßnahme korrekt umzusetzen, haben offenbar zypriotische Anbieter”, konstatiert die BaFin. “Solche Verstöße gibt die BaFin an ihre dortigen Kollegen weiter. Gegen deutsche Anbieter geht sie selbst vor.” Rund die Hälfte der überprüften Anbieter hat ihren Sitz in Zypern. Im vergangenen Jahr hatte auch ESMA-Chef Steven Maijoor seinen Unmut über das Vorgehen der zypriotischen Aufsicht erkennen lassen.