ALTERNATIVES INVESTMENT

Angst vor einem Crash bietet Anlegern Chancen

Der Pessimismus an den Märkten hat die Volatilität wachsen lassen. Einige Fonds versuchen, davon zu profitieren.

Angst vor einem Crash bietet Anlegern Chancen

Von Armin SchmitzNach einer langen Periode der Ruhe hat sich die Großwetterlage an den Kapitalmärkten deutlich eingetrübt. Die Unsicherheit ist an die Märkte zurückgekehrt. Die Zeit der Sorglosigkeit ist vorbei. Der Dax hat in der Spitze bis zu 25 % eingebüßt, ehe es zu einer kräftigen Erholung kam. Der VDax, der als das Angstbarometer am deutschen Aktienmarkt gilt, ist in der Spitze bis auf 32 % gestiegen und hat sich damit parallel zu den Kursturbulenzen im Vergleich zu den Tiefstkursen im Juli vergangenen Jahres fast verdreifacht. Der Pessimismus war also sehr ausgeprägt. Eine hohe Volatilität und ein großes Maß an Pessimismus bedeuten aber auch hohe Optionsprämien. Denn der Markt preist in unruhigen Marktphasen einen hohen Risikoaufschlag in den Optionspeis ein. Volatilität kann nicht nur zur Risikoreduktion, sondern auch als alternative Ertragsquelle genutzt werden. Eine Direktinvestition in Volatilitätsindizes wie den VDax oder auch den VIX, den US-Volatilitätsindex auf den S&P 500, welche die vom Markt erwartete Volatilität messen, ist nicht möglich. Bestimmte Strategien werden aber über Derivate direkt oder indirekt bereits seit Jahrzehnten zur Generierung von Erträgen genutzt. Bereits Mitte der siebziger Jahren beschrieb der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Fischer Black einfache Volatilitätsstrategien in seinem Buch “Fact and Fantasy in the Use of Options”. Größere Bekanntheit erfuhr Black, weil er gemeinsam mit Myron Scholes das Black-Scholes-Modell zur Bewertung von Finanzoptionen entwickelte. Anspruchsvolle AnlageformVolatilität ist allerdings eine sehr anspruchsvolle Anlageform, die einige Risiken birgt und deshalb ein entsprechendes Know-how voraussetzt. Das zeigen Zertifikate und Exchange Traded Funds, die Volatilitätsindizes abbilden. Sie leiden langfristig unter Rollverlusten, da sich die Futures auf die Volatilität fast immer in einer Contango-Phase befinden. Dabei steigt die Terminkurve mit den Restlaufzeiten der Kontrakte an. Bei dem Wechsel bzw. Rollen in länger laufende Futures kommt es daher zu Verlusten. Besser sieht es bei aktiv gemanagten Fonds aus, die Volatilitätsstrategien anwenden, um Erträge zu generieren. Allerdings hatten es die Vola-Fonds in den zurückliegenden Monaten nicht leicht. Das zeigt die Entwicklung des Absolut Research Ucits Alternative Strategies Volatility Index. Im laufenden Jahr verzeichnete er bis Ende Februar einen Verlust von knapp 2,9 %. In den zurückliegenden zwölf Monaten liegt ein Verlust von 1,5 % vor. Mit den Volatilitätsschwankungen in den vergangenen Jahrn kamen Daniel Danon und Tobias Knecht allerdings gut zurecht, die mit ihrem Assenagon Alpha Volatility 1 (LU0575255335) in den zurückliegenden zwölf Monaten bis Ende Januar eine Rendite von 16,5 % erzielen konnten. Auch über drei Jahre beträgt die Rendite 5,5 % p.a. bei einer Volatilität von 8 %. Die Sharpe Ratio betrug jedoch 0,79. Diese Kennzahl gibt den Ertrag des Fonds pro Risikoeinheit an. Eine Rendite von 3,4 % jährlich blieb dem Anleger über den Fünfjahrszeitraum. Danon und Knecht verfolgen vier Volatilitätsstrategien, um eine marktneutrale, mittelfristige positive Rendite von rund 6 % pro Jahr nach Kosten zu erzielen, was ihnen zumindest über den Dreijahreszeitraum fast gelungen ist. Diese Konzepte sind marktneutral in Bezug auf Aktien- und Rentenmarktrisiken und weitgehend unabhängig vom absoluten Volatilitätsniveau. Dabei möchten die Fondsmanager unter René Reißhauer den Unterschied zwischen erwarteter und realisierter bzw. historischer Volatilität ausnutzen. Außerdem nutzen sie die unterschiedlichen Volatilitäten an verschiedenen Märkten durch Paar-Trading als Renditequelle. Mit Optionsstrategien kann auch die Laufzeitenkurve von Volatilität gespielt werden. Der Fonds möchte auch durch den Spread-Handel zwischen Volatilitäts-Futures Erträge erzielen. Im Dreijahreszeitraum bietet der Allianz Structured Alpha Strategy – I – Euro (LU0527948110) überdurchschnittliche Renditen. Mit einem Anstieg von 4,4 % p.a. und einem Risiko von lediglich 3,6 % weist der Fonds sehr gute Risikokennzahlen auf. Der Maximum Drawdown, also der maximale kumulierte Verlust in den zurückliegenden drei Jahren, lag bei lediglich 3,8 %. Im Fünfjahreszeitraum liegt der Wertzuwachs bei 3,7 % jährlich. Über ein Jahr kam Fondsmanager Greg Tournant auf eine Performance von 2,6 %. Der Fonds basiert auf einem modellbasierten Absolute-Return-Ansatz, bei dem Fondsmanager Tournant in Kauf- und Verkaufsoptionen auf den US-Aktienmarkt investiert. Er strebt einen überlegenen risikoadjustierten Ertrag über einen vollen Konjunkturzyklus an. Über drei Jahre weist Christoph Sporer mit seinem Berenberg DyMACS Volatility Premium – I (DE000A0YKM65) auch einen überdurchschnittlichen Ertrag von 2,6 % jährlich bei einer Volatilität von 3 % auf. Der maximale Drawdown beträgt lediglich 2,7 %. Die Fünfjahrsrendite liegt auf das Jahr berechnet bei 2,8 %. Sporer investiert in ausgewählte Anleihen europäischer Emittenten mit hoher Bonität und kurzer Duration. Die Strukturierung der Optionsstrategien erfolgt quantitativ auf Basis eines Multi-Faktor-Modells, das fundamentale und technische, aber auch Sentiment-Indikatoren auswertet. Er setzt eine sogenannte Short-Strangle-Strategie ein, bei der er Kaufoptionen (Calls) und Verkaufoptionen (Puts) mit kurzen Laufzeiten auf unterschiedlichen Basispreisen verkauft (Short-Strangle-Strategie). Der Amundi – Absolute Volatility Euro Equities (LU0272941112) ist mit einem Volumen von 1,5 Mrd. Euro der größte Fonds in Europa, der Volatilitätsstrategien umsetzt. Insgesamt rund 2,1 Mrd. Euro verwaltet Amundi in den Volatilitätsstrategien. Mit einem Gewinn von 6,5 % und einem Risiko von 4,6 % über die zurückliegenden zwölf Monate konnte sich der Fonds in der Kategorie weit vorn platzieren. Ein Investment in Volatilität geht er durch den Kauf oder Verkauf von Optionen ein. Das damit bestehende Marktrisiko neutralisiert Amundi durch den entgegengesetzten Verkauf oder Kauf von Futures auf Aktien- oder Zinsindizes. Über längere Zeitabschnitte konnte allerdings Fondsmanager Gilbert Keskin seine Stärken nicht ausspielen. Über drei Jahre liegt ein jährlicher Verlust von 0,6 % vor, über fünf Jahre betragen die Einbußen auf das Jahr gerechnet 0,8 % .—— 4,2 Mrd. Eurosind in den zehn größten europäischen Fonds, die Erträge durch Volatilitäts­strategien erzielen, in Europa nach Angaben des Hamburger Analyseinstituts Absolut Research investiert. Mit einem Volumen von 1,5 Mrd. Euro ist der Amundi – Absolute Volatility Euro Equities der größte Fonds seiner Art in Europa.