cru – Vor fast genau einem Jahr hat Anja Mikus eine heikle Aufgabe übernommen. Als auf drei Jahre bestellte Vorstandschefin des staatlichen Fonds zur Finanzierung der Endlagerung des Atommülls steht sie unter Zeitdruck. Das scheint nur auf den ersten Blick nicht zu ihrer ruhigen und bedachtsamen Art zu passen. Herrin des AtomfondsDie Auszahlungsverpflichtungen des Fonds erstrecken sich über einen Zeitraum von 80 Jahren. Dennoch kann sich Mikus, die früher für die Fondsgesellschaft Union Investment 250 Mrd. Euro verwaltete, mit der Anlage der 24 Mrd. Euro nicht viel Zeit lassen. Wegen der Nullzinsphase droht die öffentlich-rechtliche Stiftung sonst Geld zu verlieren. Rein rechnerisch müsste der Fonds sogar eine nominale Rendite von knapp 4,6 % erwirtschaften, um seine weit in der Zukunft liegenden Verpflichtungen zu erfüllen. Das war der Zinssatz, mit dem die Energiekonzerne ihre bis 2099 reichenden Atommüllverpflichtungen diskontierten.Zuletzt hatte Mikus als Chief Investment Officer (CIO) des auf nachhaltige Investments spezialisierten Londoner Assetmanagers Arabesque Partners gearbeitet. Am Mittwoch (23. Mai) wird die Top-Managerin, die seit 2015 auch im Aufsichtsrat der Commerzbank sitzt, 60 Jahre alt. Mikus, die in Kronberg wohnt und aus Kassel stammt, arbeitete seit 2014 für Arabesque. Dort war sie für Investmentprodukte und -prozesse verantwortlich. In ihrer 25-jährigen Karriere als Assetmanagerin erarbeitete sich Mikus, die in Göttingen den Abschluss als Diplom-Kauffrau machte, einen Leistungsausweis als Nachhaltigkeitsexpertin. Sie war elf Jahre für Union Investment tätig, zuletzt als CIO. 2012 verließ sie die Geschäftsführung der Fondsgesellschaft auf eigenen Wunsch und gönnte sich eine persönliche Auszeit. Mikus hatte lange Zeit die Rentenfonds geleitet und war zuvor 2001 bei der Allianz abgeworben worden. Jetzt werden ihr die Kenntnisse aus dieser Zeit über systematisch nachhaltige Investments zugutekommen.