Anlagelösungen müssen zum Investor passen

Die Frage, was für Institutionelle empfehlenswert ist, lässt sich auch heute durchaus beantworten

Anlagelösungen müssen zum Investor passen

Institutionelle Anleger stecken in einem Dilemma: Infolge des Niedrigzinsumfeldes sind mit vermeintlich sicheren Assetklassen nur noch niedrige Realrenditen zu erzielen. Und auch nächstes Jahr wird die US-Notenbank Fed ihren historisch niedrigen Leitzins vermutlich nicht signifikant erhöhen. Dazu besteht aus heutiger Sicht auch kein Anlass: Denn bei der moderaten konjunkturellen Expansion entsteht kein stabilitätsgefährdender Inflationsdruck.Versicherungen und Pensionskassen beispielsweise fragen sich deshalb in der derzeitigen Situation, wie sie ihre gleichbleibend hohen Verpflichtungen bedienen sollen, während sie gleichzeitig zunehmend restriktivere Anlagevorschriften beachten müssen. Denn diese begrenzen das Risikobudget, so dass Aktienanlagen in Zeiten erhöhter Volatilität oft nicht in Frage kommen. Während der Finanzkrise 2008 waren viele institutionelle Investoren gezwungen, ihre Aktienengagements aufgrund einer geringen Risikotoleranz zu reduzieren. Folglich mussten sie oft Positionen mit Verlust verkaufen. Das nahm ihnen wiederum die Möglichkeit, an der anschließenden Markterholung zu partizipieren. Das Resultat: niedrigere laufende Erträge sowie reduzierte Erwartungen bei den Gesamterträgen.Die Frage, welche Assetklassen bei den derzeitigen Rahmenbedingungen für institutionelle Investoren zu empfehlen sind, scheint sich nicht pauschal beantworten zu lassen. Denn diese Anlegergruppe ist sehr heterogen und damit unterscheiden sich ihre Bedürfnisse teilweise deutlich – je nachdem, ob Renditeziele, Kapitalerhalt oder die Einhaltung von Liquiditätsvorschriften im Vordergrund stehen. Sie benötigen deshalb Ertragspotenziale, die an ihren spezifischen Anforderungen ausgerichtet sind, um ihre Ziele erreichen zu können. Die Anlagevorschriften führen dazu, dass heute verstärkt alternative Anlageformen in den Fokus rücken, aber auch innerhalb der “klassischen” Anlageklassen Staatsanleihen und Aktien lassen sich Chancen nutzen. Nutzen von IneffizienzenZwar leiden Staatsanleihen unter der bis auf Staatsebene stark gestiegenen Sensibilität bezüglich Schuldnerrisiken. Das hat zu deutlichen Zinsdifferenzen geführt – nicht nur zwischen einzelnen Anleihesegmenten des europäischen Marktes, sondern auch zwischen einzelnen Ländern. In der Folge ist bei allen festverzinslichen Wertpapieren die Kreditkomponente – also das emittentenbezogene Risiko – im Zeitablauf inzwischen starken Schwankungen unterworfen.Dennoch bietet der Euroland-Rentenmarkt die Chance auf Zusatzerträge. Denn die Euro-Peripherie-Krise hat die Möglichkeiten zur Nutzung von Marktineffizienzen deutlich erweitert. So lassen sich durch aktives Management eines Investments in ein Euroland-Portfolio stabile Erträge erzielen, wenn dieses flexibel in die wichtigsten Marktsegmente wie Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen anlegt.Für Investoren, die außerhalb der Eurozone Renten-Engagements suchen, bieten vor allem währungsgesicherte Schwellenländeranleihen Ertragschancen. Die Rahmenbedingungen dieser Länder sind besser denn je. Die durchschnittliche Verschuldung der Emerging Markets ist in den vergangenen 20 Jahren von 94 % auf 34 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gesunken. Zum Vergleich: In diesem Zeitraum ist die Verschuldung der Industrieländer von 68 % auf 110 % des BIP gestiegen. Und auch die wirtschaftlichen Aussichten der Schwellenländer sind gut, wie aktuelle Berechnungen der DekaBank zeigen: Danach dürfte ihre Wachstumsrate in den kommenden 40 Jahren über der von etablierten Industriestaaten liegen. 2010 entfielen 31 % des Welt-BIP auf die Schwellenländer. 2050 könnten es bereits fast 70 % sein. Asien dürfte dann rund 50 % des Welt-BIP erwirtschaften. Risikooptimierte AktienanlageDas langfristig attraktivste Renditepotenzial haben aber nach wie vor Aktien. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund des derzeit historisch niedrigen Zinsniveaus und der tendenziell steigenden Inflation.Allerdings scheinen früher anerkannte Regeln bei der Aktienanlage heute nicht mehr zu gelten, wie aktuelle empirische Untersuchungen zeigen: Danach bringen langfristig die risikoärmsten Aktien die höchste risikoadjustierte Rendite. Die bislang gültige moderne Portfoliotheorie, nach der höhere Risiken auch zu höheren Erträgen führen, scheint damit widerlegt. Anstatt in Bullenmärkten voll an der Wertentwicklung eines Aktienindex zu partizipieren, sollte es also jetzt in erster Linie darum gehen, in Phasen erhöhter Volatilität die strategische Allokation beizubehalten. Viele institutionelle Investoren haben das bereits erkannt und konzentrieren sich bei ihren Aktien-Engagements zu Recht weniger auf Benchmarks und stärker auf das absolute Risiko und die Vermeidung extremer Verluste. Alternative SegmenteNeben diesen etablierten Anlageklassen fördert das Umfeld aus verschärften regulatorischen Anforderungen und niedrigen Kapitalmarktzinsen die Attraktivität alternativer Anlagesegmente, beispielsweise von Infrastruktur- und Immobilienkrediten. Je nach regulatorischen Anforderungen des Anlegers lassen sich solche Engagements in Form unterschiedlicher Anlagevehikel verwirklichen.Die einfachste Möglichkeit, schnell Anteile an einem Kreditportfolio zu erwerben oder ein bestehendes Kreditportfolio abzurunden, bietet die Investition in einen Kreditfonds. Auf diese Weise lassen sich vielfältige Investitionsmöglichkeiten des Primär- und Sekundärmarktes erschließen. Dabei gewährleisten sie höchste Kreditsicherheits- und Qualitätsstandards. Auf diesem Weg werden Infrastrukturkredite individuell investierbar, portionierbar und fungibel. Um ein Maximum an Kreditsicherheits- und Qualitätsstandards zu gewährleisten, verfolgt beispielsweise die Deka hierbei den sogenannten Partaker-Ansatz, bei dem sie jeweils bis zum Laufzeitende mit einem substanziellen Anteil in den Krediten, die von den Kreditfonds angekauft werden, investiert bleibt.Ein anderer Weg, in Kredite zu investieren, ist deren Beimischung in einen Spezialfonds. Der Vorteil: Der Investor kann seine Anlagestrategie dabei individuell festlegen. Gemäß BaFin-Rundschreiben R4/2011 ist für VAG-Anleger (VAG = Versicherungsaufsichtsgesetz) bei einem bestehenden oder aufzulegenden Spezialfonds (oder einer KAG) eine Zumischung von unverbrieften Darlehensforderungen von bis zu 30 % möglich. Eine weitere Möglichkeit ist hier die Luxemburger Verbriefungslösung via Individualfonds. Dabei handelt es sich um ein Teilgesellschaftsvermögen (TGV) einer Investment-AG, das speziell für einen einzelnen Anleger aufgelegt wird. Ausrichtung und Managementstrategie können vom Investor individuell festgelegt werden. Das TGV wird in eine Luxemburger Verbriefungsplattform eingebracht (SPV), die festverzinsliche Wertpapiere emittiert. Strukturierter ProzessDie Liste der Anlagesegmente ließe sich weiter fortführen, beispielsweise mit Immobilien, denn reale Werte und eine historisch meist schwankungsarme Renditeentwicklung machen sie für institutionelle Anleger seit jeher zu einer attraktiven Assetklasse.Aber gleich, für welche Anlagelösung oder für welche Kombination man sich entscheidet: Sie muss zum Investor passen. Deshalb ist Beratung auch im institutionellen Geschäft unerlässlich, denn die Festlegung auf eine langfristige Anlagestrategie zählt zu den wichtigsten und gleichzeitig schwierigsten Herausforderungen, denen sich institutionelle Anleger gegenübergestellt sehen. Dabei gilt es, mit einem strukturierten Prozess Risiken, Verpflichtungen und Vermögenswerte des Investors systematisch zu analysieren, ihre Auswirkungen zu verstehen und strategische Entscheidungen umzusetzen.Ein modernes und umfassendes Reporting ist dabei die Grundlage für die Akzeptanz neuer Anlagen und die Basis für eine saubere Implementierung. Dazu sollten gesetzliche Meldungen wie VAG-Reporting und IFRS-Reporting heute genauso gehören wie voll automatisierte Reports bis hin zu einem umfangreichen, leistungsfähigen eReporting-Portal, bei dem sich Anleger maßgeschneiderte Ad-hoc-Berichte selbst generieren können. Mit solchen Berichten erhalten Investoren einen präzisen Überblick über das Risikoprofil ihrer Portfolien und die strukturelle Zusammensetzung des Marktrisikos der Anlagen wird transparent. Alles aus einer HandDie Frage, welche Assetklassen bei den derzeitigen Rahmenbedingungen, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Regulatorik, für institutionelle Investoren zu empfehlen sind, lässt sich also durchaus beantworten. Notwendig dafür ist ein breit gefächertes Angebot an Fonds- und Kapitalmarktstrategien, eine individuelle Beratung sowie ein umfangreiches Reporting – möglichst alles aus einer Hand.—Oliver Behrens, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DekaBank