Anleger müssen beim Thema Altersvorsorge umdenken

Sparbücher und Tagesgeldkonten allein genügen nicht - Dividendenwerte bieten Chancen mit Kurspuffern

Anleger müssen beim Thema Altersvorsorge umdenken

Jeder will alt werden, aber keiner will es sein – so lautet ein Sprichwort. Ähnlich paradox verhält es sich mit der Altersvorsorge der Deutschen: Jeder will im Ruhestand gut versorgt sein, und die meisten wissen, dass sie sich selbst darum kümmern müssen. Aber noch nicht alle handeln dementsprechend, und viele sorgen zu einseitig mit Sparbüchern und Tagesgeldkonten vor. Dabei bedarf es der richtigen und langfristigen Vorsorge, um dem gewohnten oder geplanten Lebensstil im Alter nachgehen zu können.Wie weit Vorstellung und Realität dabei auseinanderklaffen, zeigt der aktuelle “Investor Horizons Survey” von BlackRock in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov. An dieser Umfrage haben rund 2 000 Deutsche im Alter von 25 bis 75 Jahren teilgenommen. Demnach erwarten die befragten Privatanleger in Deutschland ein jährliches Einkommen im Ruhestand von rund 30 000 Euro. Tatsächlich kommt ein männlicher, alleinstehender deutscher Rentner heute aber nur auf knapp 19 000 Euro, wie der Alterssicherungsbericht der Bundesregierung zeigt. Problem verschärft sichDas Problem der finanziellen Sicherheit im Alter dürfte sich weiter verschärfen. Denn weltweit betrachtet wird sich die Zahl der Rentner bis zum Jahr 2050 auf rund zwei Milliarden Menschen mehr als verdoppeln. Das stellt die Staaten vor enorme Herausforderungen, die sie nicht allein werden meistern können. Daher wird es immer wichtiger, privat für das Alter vorzusorgen. Der Großteil der deutschen Bevölkerung hat dies verstanden: 86 % von ihnen sind der Ansicht, dass jeder einzelne für seine finanzielle Ruhestandsplanung verantwortlich ist, wie der “Investor Horizons Survey” zeigt. Sich erst kurz vor der Rente Gedanken über seine finanzielle Ruhestandsplanung zu machen, ist zu spät. Ein Blick auf die Statistik verdeutlicht das Problem: Wer erst mit 45 statt 35 Jahren anfängt, monatlich für das Alter zu investieren, muss die doppelte monatliche Rate aufbringen, damit er mit 65 Jahren dasselbe Vermögen aufgebaut hat. Auch das haben die Deutschen offenbar verinnerlicht: 77 % von ihnen sorgen dem “Investor Horizons Survey” zufolge bereits für das Alter vor. Ebenso wichtig wie der frühzeitige Beginn ist die richtige Strategie bei der finanziellen Ruhestandsplanung. Aber wie sorgt man angesichts der neuen Investmentwelt mit niedrigen Zinsen und erhöhter Volatilität richtig vor? Schließlich gilt es, die Balance zwischen überschaubarem Risiko und angemessenem Ertrag zu finden. Zuwachs mitunter trügerischSein Leben lang nur auf das Sparbuch oder Tagesgeldkonto zu vertrauen, ist der falsche Weg. Dort ist das Geld dank verschiedener Einlagensicherungsfonds zwar gut verwahrt, und nominal betrachtet wird das Vermögen aller Wahrscheinlichkeit nach nie schrumpfen. Im Gegenteil: Durch regelmäßige Einzahlungen und laufende, wenn auch magere Zinserträge wächst es sogar. Das wirkt auf viele Sparer Vertrauen erweckender als Investitionen am Kapitalmarkt, wo die Kurse schwanken.Doch der Zuwachs auf dem Konto ist mitunter trügerisch. Denn was sich dort nominal vermehrt, schrumpft unter realer Betrachtung. Schuld daran ist die Inflation. In Deutschland lag die Teuerungsrate 2012 im Schnitt bei 2 %. Das klingt nicht dramatisch. Aber um den realen Wert des Ersparten empfindlich zu schmälern, bedarf es keiner Hyperinflation. Cash keine risikolose AnlageSchon eine moderate Teuerungsrate von beispielsweise jährlich 3 % würde dazu führen, dass 100 000 Euro auf dem Konto in 25 Jahren nur noch die Kaufkraft von heute 47 761 Euro besäßen. Dieses Rechenbeispiel zeigt: Cash ist keineswegs eine risikolose Anlageform und für die langfristige Vorsorge allein schlecht geeignet. Dennoch vertrauen die meisten Bundesbürger noch immer vor allem auf Sparbücher und Tagesgeldkonten: 69 % der Befragten haben dem “Investor Horizon Survey” zufolge momentan Geld dort angelegt.Jahrelang galten Staatsanleihen als gutes Basisinvestment für die Altersvorsorge. Denn sie brachten laufende Erträge oberhalb der Inflationsraten und damit realen Wertzuwachs. Das ist heute anders: Die Renditen der europäischen Staatsanleihen, die als sicher gelten, sind so niedrig wie noch nie. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen rentieren momentan mit etwa 1,6 % pro Jahr. Damit lässt sich langfristig kein Vermögen aufbauen. Im Gegenteil: Angesichts der aktuellen Teuerungsrate sinkt der Wert des Vermögens ebenso wie auf dem Sparbuch.Aktien waren lange Zeit als Beimischung beliebt, um die Rendite zu steigern. Doch in den vergangenen Jahren haben viele private Anleger ihre Aktienquoten reduziert. Denn die vermehrten Kursschwankungen angesichts der Banken- und Euro-Krise haben sie verunsichert. Das mag verständlich sein. Schließlich zählen die vergangenen Jahre am Aktienmarkt zu den schlechtesten seit 140 Jahren: Aber auch wenn es angesichts dessen nachvollziehbar ist, dass viele Anleger dem Aktienmarkt den Rücken gekehrt haben – im Hinblick auf den Vermögensaufbau für das Alter ist es irrational. Denn auf lange Sicht haben Aktien in der Vergangenheit höhere Renditen erbracht als Anleihen oder Sparbücher. Skepsis gegenüber AktienDennoch setzen momentan nur wenige Deutsche direkt oder indirekt auf Aktien. Der “Investor Horizons Survey” zeigt: Aktienfonds sind derzeit nur bei 27 % der Befragten Bestandteil des Portfolios, einzelne Aktien sogar nur bei 15 %. Dass sich daran etwas ändert, ist der Umfrage zufolge nicht in Sicht. Denn nur jeder Fünfte wäre bereit, für höhere Renditen höhere Risiken in Kauf zu nehmen. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Sie reichen von den Konjunkturaussichten über die Euro-Krise bis hin zur Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren.Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, mit Puffern gegen Kursschwankungen in Aktien zu investieren. Dafür eignen sich zum Beispiel dividendenstarke Aktien von Unternehmen mit gesunden Bilanzen und Geschäftsmodellen, die langfristig Erfolg versprechen. Diese liefern durch ihre Ausschüttungen zum einen regelmäßige Erträge. Damit ähneln sie Anleihen, nur dass die Dividenden jährlich neu festgelegt werden und dabei auch an die Inflation angepasst werden können. Zum anderen bieten sie die Chance auf Wertzuwachs durch Kursgewinne. Somit verbinden qualitativ hochwertige Dividendentitel die Vorzüge von Aktien und Anleihen. Statistik verdeutlicht esDass der Puffer gegen Kursverluste nicht nur theoretisch ist, sondern sich auszahlt, zeigt ein Blick auf die Statistik: Wenn es an den Börsen tendenziell bergab ging, haben Dividendenpapiere in den vergangenen Jahrzehnten deutlich weniger an Wert eingebüßt als Aktien, die keine Dividenden zahlten. Auch insgesamt haben dividendenstarke Aktien zwischen 1972 und 2011 signifikant besser abgeschnitten als Titel ohne regelmäßige Ausschüttungen.Insgesamt sollte das Portfolio für die Altersvorsorge über verschiedene Anlageklassen und Märkte gestreut sein, denn das verringert sein Risiko. Als Beimischung zu Aktien eignen sich beispielsweise Staatsanleihen aus Schwellenländern oder Unternehmensanleihen. Zudem haben inzwischen auch Kleinanleger über verschiedene Produkte Zugang zu Immobilien, Rohstoffen und Absolute-Return-Strategien, die unter anderem durch Absicherungsstrategien in jedem Marktumfeld positive Erträge erwirtschaften können. Vielfältige MöglichkeitenSomit bieten sich Privatanlegern immer vielfältigere Möglichkeiten, um breit gestreute Portfolien aufzubauen. Und wer möchte, bekommt über Multi-Asset-Produkte sogar eine komplette Vermögensverwaltung in einem einzigen Fonds. Denn diese flexiblen Mischfonds können je nach Marktlage in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Staatsanleihen und Unternehmensanleihen investieren. Dadurch können sie das Gesamtrisiko des Fonds optimieren und in jeder Börsenphase die besten Chancen am Finanzmarkt nutzen.Bei aller Diskussion über die Risiken am Kapitalmarkt: Das größte Risiko ist es, zu spät oder gar nicht für das Alter vorzusorgen und sich damit vielfältige Renditechancen entgehen zu lassen.