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Anleihe und Aktie in einem

Wandelanleihen sind eine Kombination mit speziellen Eigenschaften. Fonds auf diese Produkte weisen ein geringeres Rückschlagsrisiko als reine Aktienengagements auf. Von Christopher Kalbhenn Anleger sind einem sehr schwierigen Umfeld ausgesetzt....

Anleihe und Aktie in einem

Wandelanleihen sind eine Kombination mit speziellen Eigenschaften. Fonds auf diese Produkte weisen ein geringeres Rückschlagsrisiko als reine Aktienengagements auf.Von Christopher KalbhennAnleger sind einem sehr schwierigen Umfeld ausgesetzt. Durch die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken befinden sich die Zinsen auf extrem niedrigen Niveaus. Das hat zur Folge, dass Sparguthaben im Euroraum sehr wenig bis gar nichts abwerfen. Zudem haben die niedrigen Zinsen sowie die Wertpapierkäufe der Notenbanken die Kurse von Aktien und Anleihen in die Höhe getrieben. Auch Staatsanleihen werfen kaum etwas ab; vielfach ist ihre Rendite sogar negativ, d.h. der Anleger zahlt dafür, dass er dem Staat Geld leiht, quasi eine Art Gebühr. Mehr noch: Trotz bester Bonität muss der Käufer etwa einer zehnjährigen Bundesanleihe, die derzeit einen Zins von 0,40 % abwirft, Verluste fürchten. Da die Notenbanken dazu übergegangen sind, allmählich aus ihrer ultralockeren Geldpolitik auszusteigen, könnten die Zinsen und Anleiherenditen in absehbarer Zeit zu steigen beginnen. Das würde mit Kursverlusten der Anleihen einhergehen, die den mageren Zinsertrag übersteigen. Optimierung des PortfoliosAktien werfen Dividenden ab, die deutlich über den Staatsanleiherenditen liegen. Nachdem die Aktienmärkte auch im laufenden Jahr von Rekord zu Rekord geeilt sind, haben sich ihre Bewertungen auf ein Niveau erhöht, das potenziell erhebliche Rückschlagsrisiken birgt, auch wenn die Entwicklung von Konjunktur und Unternehmensgewinnen derzeit – noch – recht positiv aussieht.In dieser Gemengelage können Wandelanleihen eine Möglichkeit sein, das Portfolio als Beimischung zu optimieren. Einfach ausgedrückt sind sie ein Anlageinstrument, das Eigenschaften von Unternehmensanleihen und Aktien kombiniert. Sie bieten höhere Zinsen als Staatsanleihen und daher einen höheren Puffer für den Fall von Anleihekursverlusten. Zudem legen sie bei starken Kursgewinnen der Aktie des Emittenten deutlich im Wert zu bei gleichzeitig im Vergleich zu Aktien deutlich niedrigeren Verlustrisiken. Anleihe mit SchutzfunktionWie funktioniert das? Eine Wandelanleihe ist zunächst eine Unternehmensanleihe, die Zinsen abwirft. Darüber hinaus erhält der Anleger das Recht, die Anleihen innerhalb festgelegter Fristen zu einem festgelegten Umtauschverhältnis in Aktien zu tauschen, d.h. zu wandeln. Bei deutlich zulegendem Aktienkurs lohnt sich dies für den Anleger, die Wandelanleihe ähnelt in einem solchen Fall mit steigenden Aktiennotierungen immer mehr einem Dividendenpapier. Gibt der Aktienkurs so stark nach, dass sich die Wandlung nicht lohnt, wird das Wandlungsrecht wertlos. Allerdings verbleibt dem Anleger immer noch die Anleihe, die Zinsen abwirft und am Ende der Laufzeit zurückgezahlt wird. Das begrenzt im Vergleich zur Aktie das Abwärtsrisiko.Allerdings hat die Wandelanleihe auch Nachteile. So legt sie bei steigendem Aktienkurs in geringerem Ausmaß zu als die Aktie. Ihr Zins ist niedriger als der Zins einer normalen Unternehmensanleihe. Zudem können die Anleihebedingungen sehr unterschiedlich ausfallen und sind auch häufig sehr kompliziert. Es ist aber unverzichtbar, die Konditionen genau zu kennen bzw. zu verstehen. Auch muss beachtet werden, dass es Sonderformen von Anleihen gibt, die ihre Tücken haben. Ein Beispiel ist die Pflichtwandelanleihe. In diesem Fall hat der Anleger nicht die freie Wahl, die Anleihe zu wandeln, sondern sie wird zwangsweise in Aktien getauscht. Ist der Aktienkurs stark gefallen, erleidet der Anleger einen entsprechend hohen Verlust. Auf Fondslösung zurückgreifenDies ist ein Grund, weshalb Privatanleger nicht einzelne Wandelanleihen zeichnen sollten, sondern auf einen gut gemanagten Fonds zurückgreifen sollten, mit Fachleuten, die sich mit Wandlerkonditionen auskennen. Der andere und mindestens ebenso wichtige Grund ist die Risikostreuung. Fonds haben Portfolios aus einer Vielzahl von Wandelanleihen. Wichtig ist dies nicht zuletzt, weil Wandelanleihen ihre Risiken haben. So können sie nachrangig sein, d.h. im Fall einer Insolvenz des Emittenten werden höherrangige Gläubiger wie kreditvergebende Banken und die Halter erstrangiger Anleihen vor den Wandelanleiheanlegern bedient. Aber auch unabhängig von Erst- oder Nachrangigkeit sind die wirtschaftlichen und finanziellen Risiken bzw. die Bonität des Emittenten genau zu prüfen. Hier ist also ebenfalls Expertise gefragt, d.h. der Fondsmanager, der sich intensiv mit der wirtschaftlichen und finanziellen Lage des emittierenden Unternehmens sowie auch mit den Branchen und ihren Perspektiven beschäftigt. Auch das ist in der Regel nicht etwas, das der Privatanleger macht.Dem Anleger steht eine Reihe von weitgehend auf Euro-Emissionen fokussierten und damit nur geringfügig Währungsrisiken ausgesetzten Fonds zur Verfügung. Bei der Auswahl sollten neben der erzielten Rendite auch die eingegangenen Risiken beachtet werden, die beispielsweise am Maximum Drawdown, also dem maximalen innerhalb des Betrachtungszeitraums angefallenen Verlust abgelesen werden können. Zu versuchen, potenzielle Verlustrisiken zu begrenzen, wird gerade angesichts des bereits weit fortgeschrittenen Stadiums des Konjunktur- und Aktienmarktzyklus zunehmend wichtig. Besser als die BenchmarkSehr gut geschlagen hat sich in den zurückliegenden fünf Jahren der Camgestion Convertibles Europe von BNP Paribas Asset Management (vgl. Tabelle). Das Produkt fuhr in einer Phase immer niedriger und zuletzt kümmerlich werdender Staatsanleiheverzinsungen jährliche Erträge von durchschnittlich 7,4 % ein. Damit schlug der Fonds seinen Benchmark-Index, den Exane ECI Europe Convertible (5,48 %), deutlich. Die eingegangenen Risiken stehen in einem angemessenen Verhältnis zu den Erträgen; der maximale Drawdown betrug in den zurückliegenden fünf Jahren 7,92 %. Im laufenden Jahr hat der Fonds bis Mitte November 5,38 % eingespielt.Eine ebenfalls gute Erfolgsbilanz weist der Convertinvest All-Cap Convertibles auf. Sein Durchschnittsertrag der zurückliegenden fünf Jahre kann mit 7,27 % mit dem Camgestion-Fonds mithalten. Im laufenden Jahr hat er mit 9,18 % bislang besser abgeschnitten. Allerdings fällt der maximale Drawdown der zurückliegenden fünf Jahre mit 9,28 % ein Stückchen höher aus. Der Fonds investiert mindestens 51 % in Wandelanleihen von Emittenten unterschiedlicher Marktkapitalisierung, die ihren Sitz oder Tätigkeitsschwerpunkt in Europa haben, sowie in Anleihen mit Wandelbarkeit in europäische Aktien. Anleger sollten aber nicht außer Acht lassen, dass Wandelanleihen auch Risiken haben. Derzeit sehen die weltwirtschaftlichen Aussichten recht gut aus, ein Umfeld, das bei gleichzeitig sehr niedrigen Staatsanleiherenditen Wandelanleihefonds als sinnvolle, höher rentierliche Ergänzungen erscheinen lässt. Wie lange das gute Umfeld Bestand haben wird, ist kaum zu prognostizieren. Die guten Erträge der zurückliegenden fünf Jahre müssen auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass in ihnen die Effekte der großen Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 nicht sichtbar sind. Inklusive der Krise fällt die Erfolgsbilanz von Wandelanleihefonds, die damals wie die Märkte für Aktien- und die Unternehmensanleihen unter Druck gerieten, nicht mehr ganz so gut aus. So liegt etwa der durchschnittliche Ertrag der zurückliegenden zehn Jahre des Camgestion Convertibles Europe mit 4,4 % deutlich unter dem Fünfjahresertrag.Was aber bleibt und den Charme von Wandlern ausmacht, ist ein geringeres Rückschlagsrisiko als bei Aktien.