Artenvielfalt der Banken ist nicht in Gefahr

Verbände: Wettbewerb zulasten Europas verzerrt

Artenvielfalt der Banken ist nicht in Gefahr

ski Frankfurt – 18 000 Bankstellen und 425 000 Beschäftigte, aber Fortbestehen der hohen Wettbewerbsintensität und der “Artenvielfalt” privater, genossenschaftlicher und öffentlich-rechtlicher Institute oder hinsichtlich der diversen Geschäftsmodelle und Zielgruppen: So könnte nach einer Vision von Michael Stappel, Leiter Makroökonomik/Branchenresearch der DZ Bank, der deutsche Bankenmarkt im Jahr 2030 aussehen. Die Zahlen vergleichen sich mit rund 30 000 Bankstellen und 564 000 Beschäftigten im vorigen Jahr, würden also einen weiteren starken Personalabbau und anhaltendes Filialsterben bedeuten.Während Stappel keine entscheidenden Änderungen in der Grundstruktur der Branche erwartet, sagt er in seinem Szenario sehr wohl eine Konzentration der Banken auf Kernkompetenzen und damit einhergehend eine stärkere Arbeitsteilung in der Zunft voraus. Die Digitalisierung werde zum Wettbewerbsinstrument. Während das Kerngeschäft der Banken – vor allem Einlagen und Kredite – weitgehend durch Regulierung geschützt sei, würden sich Big Techs und Fintechs die Rosinen herauspicken. Hier bestehe dann durchaus die Gefahr, dass den Banken mit der Kontoführung und dem Zahlungsverkehr die Vertriebshoheit abhanden komme. Dies werde von der eigenen Innovationsfähigkeit der etablierten Anbieter abhängen. Überzogen negatives BildStappel stellte seine Vision auf einem Kongress der DVFA, des Verbandes der Investment Professionals, zur Lage der deutschen Banken vor. Da waren sich die Teilnehmer einer Paneldiskussion bemerkenswert einig, dass vielfach ein überzogen negatives und kritisches Bild von der Branche gemalt wird. Die Kreditversorgung funktioniere ausgezeichnet, und Auslandsbanken drängten nach Deutschland, da müsse das hiesige Wettbewerbsumfeld wohl attraktiv sein, meinte Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB). Gerhard Hofmann, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), wies darauf hin, dass es in der deutschen Nachkriegsgeschichte nie einen Credit Crunch gegeben habe. Man habe sehr dicke Eigenkapitalpolster geschaffen. Und was die Ertragslage angeht, fühlten sich die Kreditgenossen komfortabel, auch wenn es Daueraufgabe eines Bankvorstands sei, die Kosten unter Kontrolle zu halten. Bewährtes DreisäulensystemDas für Banken und Finanzaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling konstatierte zwar eine Ertragsschwäche der deutschen Banken, betonte aber vor allem Stabilität und Robustheit des Gewerbes. Er wies darauf hin, dass die Kernkapitalquote im Moment durchschnittlich bei gut 16 % liege, nachdem sie 2008 erst 9 % betragen habe. Wuermeling führte die Ertragsschwäche auf eine Risikoarmut im deutschen Finanzsektor (die er erst einmal positiv finde) und den enormen Einlagenüberschuss von 3,6 Bill. Euro gegenüber Krediten von 1,9 Bill. Euro zurück, aus seiner Sicht das eigentliche Problem des Sektors. Man müsse überlegen, wie hier Abhilfe etwa in Form von Investments in anderen Feldern zu schaffen sei.Weitgehend einig war sich die Runde auch in der Beurteilung der Vorteile des Dreisäulensystems, wobei die öffentliche Säule gar nicht auf dem Podium vertreten war. Die Vielfalt des deutschen Bankensystems sei aus Sicht der Privaten eine große Stärke, sie sei positiv für die Kunden und für die Finanzstabilität, meinte Ossig. Hofmann sagte, über die Struktur der Branche habe der Markt zu entscheiden, das sei nicht Sache der Aufsicht, der EZB, der EU-Kommission oder des Internationalen Währungsfonds. Das Dreisäulensystem habe sich bewährt, sei aber nicht gottgegeben, wenn eine Säule in eine schwere Krise geriete.Vor allem Ossig kritisierte die Verzerrungen im transatlantischen Wettbewerb, nicht nur durch die Negativzinsen der EZB. Die USA hätten die Standortbedingungen für die Branche in jüngerer Zeit auf Anordnung des Weißen Hauses deutlich verbessert, Europa habe darauf keine Antwort. Die Auswirkungen der Umsetzung von Basel IV seien in den USA vernachlässigbar, deutsche und europäische Banken dagegen träfen die neuen Kapitalregeln massiv. Bei der Basel-Umsetzung in Europa – einem politischen Prozess – müssten die Spielräume genutzt werden, forderten die Verbandsvertreter.