Atlantic Money startet in Deutschland
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Mit dem britischen Fintech Atlantic Money startet ein ambitionierter Spezialist für Auslandsüberweisungen jetzt in Deutschland. Im Gegensatz zu anderen Payment-Firmen wollen die Briten nicht wie üblich die Gebühr mit dem Transfervolumen anwachsen lassen, sondern berechnen pauschal eine Gebühr von 3 Euro zum aktuellen Wechselkurs. Damit will man neben den Banken etablierte Anbieter wie Wise, Revolut, Paypal oder Western Union herausfordern.
Inspiriert wurden die beiden Gründer Patrick Kavanagh und Neeraj Baid dadurch, dass sie beim Nutzen des globalen Devisenmarktes erkannten, dass die großen Banken Geld in diesem System beinahe zum Nulltarif (und zu besten Wechselkursen) um die Welt bewegen, da sie direkt miteinander (also ohne Intermediär) kooperieren. Dieses Fundament will man nun beim Routing von Geldern über Grenzen nutzen, wofür man Partnerschaften mit Finanzinstitutionen geschlossen hat. „Die Preise, die bisher den Banken vorbehalten waren, können nun auch von normalen Kunden genutzt werden, so dass die Kosten für Transaktionen über 1000 Euro mit Atlantic Money niedriger sind als bei allen anderen lizenzierten Geldtransferanbietern auf dem Markt“, sagt Kavanagh.
Dabei will Atlantic Money in der App auf die Grundfunktion Geldtransfer beschränkt bleiben und strebt keinen Super-App-Status an. „Wir sind angetreten, um die beste Lösung für Auslandsüberweisungen in jeder Höhe bereitzustellen – ohne unnötige Extras. Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern müssen wir dadurch keine zusätzlichen wie überflüssigen Dienstleistungen subventionieren und können unseren Nutzerinnen und Nutzern diese günstigen Überweisungen für bis zu 100000 Euro ermöglichen“, so Neeraj Baid. Versprochen wird die Ausführung zum aktuellen Wechselkurs ohne Aufschlag.
Zielgruppe sind Nutzer, die viel und häufig Geld ins Ausland schicken müssen, Expressüberweisungen sind für einen Aufpreis von 0,05% möglich. Sonst dauert die Standardüberweisung zwei Werktage – womit man einen Eindruck davon gewinnt, wie Atlantic Money Geld verdienen will: Denn wie eine Bank können sie in diesen 48 Stunden mit der vorhandenen Liquidität am Kapitalmarkt tätig sein.
Das Kontrastprogramm zur Atlantic-Money-Standardüberweisung: 45% der Wise-Transfers sind innerhalb von 20 Sekunden verbucht. Für Neobanken wie Revolut und N26 ist Cross-Border-Payment ein Produkt unter vielen, und je nach Kontomodell gibt es auch Ermäßigungen, für einen Transfer von 5000 Pfund zahlt man normal knapp 20 Pfund bei Revolut. Neukunden durchlaufen bei Atlantic Money einen Ident-Prozess, der nicht länger als eine Minute dauern soll. Dann kann es losgehen, damit Retail in den Genuss von Auslandsüberweisungen zu den Konditionen der Finanzprofis kommen kann.
In Großbritannien ist Atlantic Money seit März 2022 mit einer Payment-Lizenz der FCA tätig, seit Juni auch in Belgien mit Genehmigung der dortigen Notenbank – was als EU-Lizenz dann auch den Start in weiteren europäischen Ländern ermöglicht.
Der Deutschamerikaner Patrick Kavanagh und sein Mitgründer Neeraj Baid kennen sich aus der gemeinsamen Zeit beim US-Neobroker Robinhood. Kavanagh hatte bei Robinhood dann die internationale Expansion unter seinen Fittichen, die aber zurückgestellt wurde – was die eigene Gründung (mit Erkundung des EU-Marktes) befeuerte. Neeraj Baid war als Entwickler und Produktmanager bei Robinhood tätig. Dieser Hintergrund eines erfolgreichen Start-ups öffnete die Türen bei prominenten Investoren, die 7,5 Mill. Dollar Seed-Kapital an Atlantic Money gegeben haben: Neben Amplo, Ribbit, Index Ventures, Elefund, 20VC, Day One Ventures gab auch der legendäre Tech-Investor Kleiner Perkins Risikokapital – was eine Besonderheit ist, da Kleiner Perkins sonst nicht in Fintech geht.