Auch deutsche Städte konkurrieren mit den "Big Seven"

Berlin, München, Frankfurt und Hamburg mischen in Europa vorne mit

Auch deutsche Städte konkurrieren mit den "Big Seven"

Im globalen Vergleich der “Welt Big Seven”-Metropolen spielen Deutschlands “Big 7” nur eine marginale Rolle. Berlin, München und Frankfurt am Main haben immerhin Potenzial. Und Hamburg ist zumindest eine Randnotiz wert. Aber Düsseldorf, Köln und Stuttgart fehlen ganz in der neuen Weltstadt-Typologie von JLL.Die Big Seven verbinden auf einzigartige Art und Weise Größe, globale Reichweite, Qualität und Einfluss. Dies rückt sie nicht nur in Permanenz in den Fokus global grenzüberschreitender Investoren und Unternehmen, sondern macht sie auch sehr begehrenswert für Fachkräfte aus dem In- und Ausland und attraktiv für den Handel, Tagungen, Bildung und den Tourismus. Ein Viertel allen global in Gewerbeimmobilien investierten Kapitals, entsprechend 170 Mrd. US-Dollar im Dreijahresschnitt, fließt derzeit in eine der Big Seven. Doch diese Städte spüren auch am deutlichsten die Herausforderungen des Wachstumsmanagements und die Risiken geopolitischer Unwägbarkeiten.- London – trotz Brexit – und New York führen die Gruppe der Big Seven mit deutlichem Abstand an, auf sie entfallen 13 % der globalen Immobilieninvestitionen, entsprechend 89 Mrd. US-Dollar im Dreijahresschnitt.- Die Big Seven verzeichnen seit 2000 das stärkste Wachstum der Büro-Spitzenmieten, doch sie zählen auch zu den zyklischsten Märkten. Dort sind die Bürospitzen real seit dem Jahr 2000 um 28,4 % gestiegen – verglichen mit einem realen Rückgang von – 3 % in den ca. 100 wichtigsten Büromärkten weltweit.- Tokio und Paris frischen ihr Angebot mit ehrgeizigen Infrastrukturprogrammen und einem einzigartigen Katalysator, den Olympischen Sommerspielen, auf.- Hongkong und Singapur werden die nächste Generation eines Urbanismus von hoher Dichte prägen, müssen sich jedoch einem starken Wettbewerb vonseiten dynamischer asiatischer Städte wie Schanghai und Peking stellen, die ihnen ebenbürtig sind.- Seoul ist aufgestiegen und gehört erstmals zur Spitzengruppe, zurückzuführen auf seine erstklassige digitale Vernetzung und innovative globale Unternehmen. Behörden und Akteure arbeiten an einer Verbesserung seiner Immobilientransparenz.Diese Elitegruppe der “etablierten Weltstädte” wird auch weiterhin einen Großteil der globalen Immobilieninvestitionen für sich vereinnahmen. Nichtsdestotrotz lassen verschiedene Wachstumshürden, Fragen der Erschwinglichkeit, etwa nach Wohnraum und geopolitische Risiken Investoren, Unternehmer, Existenzgründer und Talente auch die Attraktivität und die Vorteile anderer Weltstädte im großen Feld der Verfolger erkennen.Denn es wird immer komplexer, in den globalen Immobilienmärkten die treibenden Kräfte für den Erfolg zu verstehen. Investoren und Unternehmen müssen deutlich über die üblichen Performance-Metriken hinausschauen und ein noch größeres Spektrum an Faktoren analysieren, die unsere Städte heutzutage formen. Die Geschwindigkeit, in der sich ein urbaner Raum verändert und anpasst, Nuancen in der Vorreiterrolle als Metropole, Resilienz-Strategien und die Fähigkeit, zukunftsweisende Transformationsprojekte zu stemmen, zählen zu den Faktoren, die bei der Beurteilung des langfristigen Potenzials einer Stadt und ihrer Immobilien zu berücksichtigen sind.Es macht nicht länger Sinn, alle Städte so zu sehen, als würden sie untereinander konkurrieren. Städte funktionieren innerhalb eines Kontextes, wo sie ähnliche Asset-Stile und Vorzüge mit einer kleinen Peergroup anderer Städte teilen, von denen die meisten außerhalb des eigenen nationalen urbanen Systems liegen. Jede Städtegruppe hat eine Reihe paralleler Prioritäten im Hinblick auf die Talente, die diese Städte anziehen wollen, auf die Anforderungen an das von ihnen geförderte Business-Ökosystem, die von ihnen angestrebten Sektoren- oder andere Spezialisierungen und den Immobilienstil, der zur Förderung einer solchen Stadtentwicklung nötig ist.Die neue urbane Wissenschaft basiert auf einer Reihe von Variablen, die bei der Geschäftspotenzial-Analyse gebräuchlich sind. Mehr als 300 Indizes zur Wettbewerbsfähigkeit von Städten sind an sich schon ein klarer Indikator für die zunehmende Komplexität auf dem Wege zum Erfolg.Trotz oder gerade wegen der schnellen Veränderungen haben fast alle Städte fortwährend Herausforderungen in Gestalt von erschwinglichem Wohnraum, Infrastrukturdefiziten und Umweltauswirkungen gemeinsam. Der Fortschritt bei der Bewältigung dieser Aufgaben ist bei den Indizes deutlich erkennbar. Keinesfalls streben alle Städte hierbei den gleichen Weg an. Städte finden vielmehr viele verschiedene Lösungen und schaffen Werte, die Investoren eine attraktive Mischung von Risiko-Ertrags-Profilen bieten.In diesem Geflecht global prosperierender Städte, bleibt da noch Platz für die deutschen Städte? Können sie angesichts der föderalistischen Strukturen in diesen Sphären mitspielen? Bis dato haben es weder Frankfurt noch Hamburg oder München bis ganz nach oben geschafft. Aber nun schickt sich 28 Jahre nach dem Fall der Mauer Berlin an, sich der Gruppe der neun aussichtsreichsten Verfolger der Big Seven der Weltliga, den “Contenders”, mit Städten wie Chicago, Peking oder Toronto, anzuschließen.Diese Gruppe ist als Tummelplatz für grenzüberschreitende Investitionen hervorgetreten. Und Deutschlands Hauptstadt lag mit einem Transaktionsvolumen von ca. 7 Mrd. US-Dollar in der globalen Investmentbilanz 2017 immerhin auf Platz 19 und in Europa hinter London (knapp 33 Mrd. US-Dollar) und Paris (20 Mrd. US-Dollar) auf Platz 3. Beim Anteil des Anlagevolumens ausländischer Investoren lag Berlin 2017 bereits auf Platz 5 hinter London, New York, Schanghai und Paris, aber vor Städten wie Sydney, Tokio oder Los Angeles. In der gleichen Verfolgergruppe wie die Spreemetropole, den “Innovators”, befindet sich auch München. Diese stark innovativen “neuen Weltstädte” haben erstklassige Kompetenzen in einem oder mehreren Wissenschafts- oder Technologiesektoren und ein Geschäftsklima, das ganz auf ihren innovativen Vorsprung zugeschnitten ist.Das im zurückliegenden Jahr ebenfalls mit einer beachtlichen Investmentbilanz von 5,5 Mrd. US-Dollar aufwartende Frankfurt zählt zu den “Influencers”. Für diese kleine Gruppe “neuer Weltstädte”, Zentren von Institutionen und Einfluss, ist ihre globale Rolle eng mit der Konzentration von transnationalen Institutionen, von Tourismus- oder Handelsfunktionen verknüpft. Städte wie Miami, Wien oder Barcelona geben zwischenstaatlichen, rechtlichen oder handelsbezogenen Entscheidungen Raum. Diese Städte beherbergen verschiedene Gruppierungen aus den Bereichen Diplomatie, Sicherheit, Medien und Hochschulbildung und angrenzende Branchen. Frankfurt führt diese Gruppe bei den Immobilieninvestitionen an. Als Zeichen seiner Stärke notierte sein Büroimmobilienmarkt 2017 ein zweistelliges Wachstum der Kapitalwerte.Last but not least findet auch Hamburg einen Platz in einer relevanten Gruppe weltstädtischer Typen: “Lifestyle-Cities” wie Vancouver, Melbourne oder Zürich besitzen attraktive Lebensqualität, die zu ihrem stärksten Markenvorzug geworden ist. Bei diesen Städten stoßen das kompakte, mitteldichte urbane Wohnen und der herausragende Standard öffentlicher Räume und Dienste auf eine globale Resonanz, die das Wachstum ankurbelt – Hochschulwesen, kreative Branchen, Tourismus und Wissenschaft. Und in Hamburg nicht zuletzt die Elbphilharmonie.Als Fazit bleibt festzuhalten, dass zumindest Berlin, München, Frankfurt und Hamburg ihren Platz auf der globalen Städtelandkarte innehaben. Und egal, welchem Städtetypus sie aktuell angehören, bei Immobilieninvestoren spielen sie innerhalb Europas eine herausragende Rolle. In Bezug auf die Aussichten für Investitionen und Entwicklungsperspektiven in den “Emerging Trends Europe 2018” finden sie sich unter den Top 10 wieder. Berlin sogar auf Platz 1.—-Hela Hinrichs, National Director bei JLL EMEA Research und Helge Scheunemann, Head of Research bei JLL Germany