Auf den Wahltag folgt der Zahltag
Ein Teil der von Deutschland und anderen nordeuropäischen Ländern eingegangenen Verpflichtungen gegenüber dem Süden dürfte nach den Wahlen vom Sonntag gezogen werden, erwarten die Sparkassen. Sie leiden selbst auf mehrfache Weise unter der Euro-Schuldenkrise, aber 2013 dürfte für sie noch zu den besseren Jahrgängen gehören.ski Bensheim – Nachdem Deutschland gewählt hat, werden die Bundesbürger für die Bewältigung der Finanz- und der Staatsschuldenkrise zur Kasse gebeten. Damit rechnet Gerhard Grandke, der Geschäftsführende Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT). Das Durchbrechen des Kreislaufs von sich verschlechternder Bonität einer Reihe von Staaten, der hieraus resultierenden Problemstellungen für die dort ansässigen Banken und der wiederum daraus erwachsenden Lasten für diese Länder erfordere riesige Summen. Die nationalen Töpfe – etwa für die Abwicklung von Banken – reichten dafür wohl nicht aus. Jetzt, nach den Wahlen, werde die Politik offener über die insoweit von Deutschland oder überhaupt vom Norden Eurolands gegenüber dem Süden eingegangenen Verpflichtungen reden, und ein Teil davon dürfte gezogen werden, sagte Grandke am Samstag in einem Pressegespräch.Von der neuen Bundesregierung wünscht sich Grandke, dass sie in Sachen Einlagensicherung “eineindeutig” für den Erhalt der Institutssicherung und gegen eine länder- oder gruppenübergreifende Verknüpfung der Systeme kämpft, dass sie sich für den Fortbestand des dreigliedrigen Systems der Kreditwirtschaft (Sparkassen, Genossenschaftsbanken, private Banken) starkmacht und sich namentlich für die Sparkassen als Teil der Vielfalt in der europäischen Einheit einsetzt. Von der Landespolitik würden die Sparkassen am liebsten in Ruhe gelassen, dann könnten die öffentlich-rechtlichen Geldinstitute, die ihren Teil der Daseinsvorsorge ganz gut im Griff hätten, einfach ihren Job machen. Soweit es, wie überall, schwarze Schafe geben sollte, kümmere man sich gerne selbst darum. Das Verhältnis zwischen den Sparkassen und den Landesregierungen in Hessen und Thüringen bezeichnete Grandke als “ganz entspannt”.Von der Schuldenkrise in Europa seien die Sparkassen mehrfach betroffen. Erstens dämpfe die konjunkturelle Schwächephase die Geschäftsentwicklung, zweitens setze die anhaltende extreme Niedrigzinsphase die Betriebsergebnisse unter Druck, und drittens schwäche sich die private Geldvermögensbildung merklich ab, was nicht nur zu unmittelbaren Ertragseinbußen führe, sondern sich – ganz abgesehen von den Folgen für die Sparer – auch über die so entstehenden zusätzlichen Lücken in der Altersversorgung der Kunden auf die Sparkassen auswirken werde. Keine gute Idee wäre es aber aus seiner Sicht, den niedrigen Zinsen über das Eingehen größerer Risiken ausweichen zu wollen.Mit Blick auf die Regulierung beklagte Grandke, die Lage werde immer unübersichtlicher. Dies sei schon deshalb besorgniserregend, weil keiner die gesammelten Auswirkungen aller auf den Weg gebrachten und geplanten Maßnahmen kennen könne. Damit wachse die Gefahr, dass die ganze Thematik nur noch in einem sehr überschaubaren Expertenkreis diskutiert werde und die politischen Entscheidungsträger die Folgen ihres Handelns nicht mehr überblicken könnten. Naspa Dublin vor dem ZielTrotz aller Herausforderungen etwa durch Niedrigzinsen oder regulatorische Kosten haben sich die 50 Sparkassen in Hessen und Thüringen mit ihrer Ertragsentwicklung bisher “gut behauptet”, so Grandke. Für das Gesamtjahr wird bei einem marginal geringeren Zinsüberschuss inklusive Derivate von 2,4 Mrd. Euro ein Rückgang des Betriebsergebnisses vor Bewertung von weniger als 5 % auf gut 1,1 Mrd. Euro erwartet. Die Bilanzsumme sank im ersten Halbjahr um 2 % auf 112 Mrd. Euro, weil das Interbankengeschäft zurückgeführt wurde. Die Kernkapitalquote stieg auf 15,9 (15,3) %, die Leverage Ratio (Eigenmittel zu Bilanzsumme) auf 9,3 (8,7) %.”Auf der Zielgeraden” ist die Abwicklung der Kapitalmarktgesellschaft Naspa Dublin, die der SGVHT 2008 von der Nassauischen Sparkasse (Naspa) übernommen hat. Das Institut habe seine irische Banklizenz zurückgegeben. Das Restportfolio von rund 500 Mill. Euro, darunter einige ewig laufende Asset Backed Securities (ABS), werde “möglichst so geräuschlos und erfolgreich wie bisher” in Deutschland abgewickelt. Bis dato seien schwarze Zahlen geschrieben worden, man habe keine Notverkäufe machen müssen. Das Portfolio von ursprünglich 4,2 Mrd. Euro hatte die Naspa überfordert.