Aufseher gehen Vorwürfen gegen DWS nach
jsc Frankfurt
Die Fondsgesellschaft DWS gerät nach Vorwürfen überzogener Versprechen in der nachhaltigen Fondsanlage unter Druck. Während einem Bericht des „Wall Street Journals“ zufolge die US-Börsenaufsicht SEC und bundesstaatliche Ermittler die Vorwürfe prüfen, sieht dem Vernehmen nach auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin hin. Die Untersuchungen gehen auf die Angaben der ehemaligen DWS-Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler zurück, die im März 2021 noch in der Probezeit ausgeschieden war. Eine offizielle Bestätigung einer Untersuchung gibt es nicht, in den USA befinden sich die Ermittlungen dem Zeitungsbericht zufolge in einem frühen Stadium. Der Börsenkurs der Fondstochter der Deutschen Bank brach am Donnerstag gleichwohl ein und ging an der Börse in Frankfurt mit einem Minus von annähernd 14% mit 36,02 Euro aus dem Handel.
Reizthema Integration
Die Fondsgesellschaft äußerte sich am Donnerstagabend in einer Stellungnahme: „Die DWS steht zu den Offenlegungen in ihren Jahresberichten. Wir weisen die Anschuldigungen einer ehemaligen Mitarbeiterin entschieden zurück.“
Fixler wirft ihrem ehemaligen Arbeitgeber vor, im Geschäftsbericht 2020 das Vermögen, für das Nachhaltigkeitskriterien zum Einsatz kommen, zu hoch ausgewiesen zu haben, wie das „Wall Street Journal“ bereits Anfang des Monats berichtet hatte (vgl. BZ vom 3. August). Ein Streitpunkt sind Angaben zur „ESG-Integration“ im Fondsmanagement. Für ein aktiv verwaltetes Vermögen von 520 Mrd. Euro im Bereich Active per Jahresende rechnet die DWS rund 396 Mrd. Euro der Kategorie der ESG-Integration zu.
Ein Portfolio kann laut Geschäftsbericht dieser Kategorie aber nur dann zugerechnet werden, wenn für mehr als 90% des Volumens ESG-Daten zugewiesen werden können. „Die ESG-Qualität des Portfolios kann regelmäßig im Rahmen von Performance und Risikobewertungssitzungen geprüft werden“, schreibt die DWS. Welche Rolle Nachhaltigkeitskriterien konkret in der jeweiligen Anlagestrategie spielen, bleibt in dieser Betrachtung unklar. Der Anteil der Fonds mit ausdrücklichen Nachhaltigkeitsstrategien in der Produktbeschreibung ist deutlich geringer.
Ein Vorwurf besteht laut „Wall Street Journal“ darin, dass die Gesellschaft Schwierigkeiten habe, Nachhaltigkeitsprozesse zu definieren und konkret anzuwenden. Das Blatt beruft sich auch auf interne E-Mails und Dokumente. Schon damals hatte die DWS erklärt, sie habe die Vorwürfe von Fixler von unabhängiger Seite prüfen lassen. „Der daraus resultierende Bericht besagt, dass keiner ihrer Vorwürfe auf der Grundlage von Fakten, einschließlich Greenwashing, erhoben wurde.“
Die BaFin erklärte, sich nicht zu konkreten Unternehmen zu äußern. Routinemäßig sieht sich die Aufsicht demnach aber Prüfberichte für Fonds an und damit auch in Hinblick auf etwaige ESG-Vorgaben, die in den Anlagebedingungen zu finden sind. „Ergeben sich dabei Anhaltspunkte für einen Verstoß gegen ESG-Vorgaben, gehen wir diesen nach“, schreibt die Aufsicht. „Gleiches gilt für Hinweise, die wir von Anlegern, Whistleblowern oder der Presse erhalten.“