Aus Euler Hermes wird Allianz
mic München
Die „Allianz“ integriert ihre Tochtergesellschaft Euler Hermes in ihr Marken-Reich. Der Kreditversicherer soll in den nächsten Wochen eine neue Bezeichnung erhalten und damit künftig unter anderem „Allianz“ im Namen führen. Es werde eine Umfirmierung geben, bestätigte eine Sprecherin des Kreditversicherers auf Anfrage. Die Vorbereitung laufe bereits.
Allianz-Vorstand Chris Townsend hatte die Umbenennung bereits auf dem Kapitalmarkttag im November für das erste Quartal angekündigt. Der Münchner Versicherer führt seine global auftretenden Töchter wie „Allianz Partners“ oder „Allianz Global Investors“ verbreitet über die Allianz-Marke. „Die Umfirmierung ist sowohl für Euler Hermes als auch die Allianz sehr sinnvoll, da es unserem Unternehmen weitere Wachstumschancen eröffnet“, erklärte die Sprecherin von Euler Hermes.
Die Allianz hatte Euler Hermes, deren Vorgängergesellschaften mehr als ein Jahrhundert alt sind, im Jahr 2018 komplett übernommen. Für die ausstehenden 37% hatten die Münchner 1,85 Mrd. Euro gezahlt. Laut Townsend hat sich die Übernahme gelohnt. Der Kreditversicherer sei ein „richtig cooles globales Unternehmen.“ In den vier Jahren seit der Übernahme (2018 bis 2021) habe Euler Hermes ein operatives Ergebnis von mehr als 1,4 Mrd. Euro erzielt, rechnete der Manager auf dem Kapitalmarkttag vor.
Euler Hermes ist vor allem in der Warenkreditversicherung aktiv. Der Versicherer schützt seine Kunden vor Schäden aus kurzfristigen Warenkrediten, die der Versicherungsnehmer wiederum seinen Kunden gibt – wird die Zahlungsverpflichtung nicht erfüllt, ersetzt Euler Hermes dem Versicherungsnehmer das Geld. Die Gesellschaft wickelt aber auch im Namen der Bundesregierung die Exportkreditversicherung in Form der Hermes-Bürgschaften ab.
Der Umsatz 2021 dürfte Allianz-internen Schätzungen zufolge rund 2,8 Mrd. Euro betragen haben. 85% kommen aus der Warenkreditversicherung, 9% aus dem Geschäft mit Garantien und Bürgschaften, 5% aus der Vertrauensschadenversicherung und 1% aus Spezialversicherungen. Townsend beziffert den Marktanteil in der Kreditversicherung auf 25%. Die Gesellschaft werde von den Kunden in der Systematik des sogenannten Net Promoter Score so gut bewertet wie keine andere Firma der Branche. Die Markteintrittsbarrieren seien hoch.
Euler Hermes hat nach eigenen Angaben Daten über 80 Millionen Unternehmen weltweit gesammelt, um die Kreditwürdigkeit einzuschätzen. Automatisiert könne über Anträge von 8000 Kunden entschieden werden, sagte Townsend. Entscheidend sei jedoch die Kompetenz in der Schadenbearbeitung. Das Resultat: Die Schaden-Kosten-Quote habe im Schnitt der vergangenen 20 Jahre 83% betragen (siehe Grafik).
Die vergleichsweise hohe Schaden-Kosten-Quote von 96,7% im Jahr 2020 gehe auf Effekte aus der staatlichen Unterstützungen in Europa zurück, sagte Townsend. Diese werden als Rückversicherungsverträge bilanziert. Ende 2020 addierten sich die abgetretenen Beiträge für die staatliche Unterstützung auf 582 Mill. Euro. Townsend zufolge sind sie ausgelaufen, das Geschäft komme zu einer normalen Profitabilität zurück. Im dritten Quartal betrug die Schaden-Kosten-Quote knapp 69%.
Die Sparte solle im Zeitraum 2021 bis 2024 im Schnitt um 6% jährlich mit einer stabilen Schaden-Kosten-Quote wachsen, erklärte Townsend. Dies wäre doppelt so schnell wie in der Vergangenheit. Allerdings war der Umsatz 2020 pandemiebedingt um knapp 8% gesunken.
Townsend erklärte, zwei Drittel des geplanten Wachstums liefere die traditionelle Warenkreditversicherung. Dort sei die Allianz-Gesellschaft im US-Markt unterrepräsentiert. Das übrige Drittel solle aus dem Spezial-Kreditversicherungsgeschäft und aus dem Geschäft mit Garantien/Bürgschaften kommen. Das Know-how der Gesellschaft solle darüber hinaus für andere Allianz-Geschäfte genutzt werden, betonte Townsend. Beispielsweise werde das Wissen schon eingesetzt, um die Policen für Managerhaftpflichtversicherungen des Allianz-Industrieversicherers AGCS zu gestalten.