Ausverkauf bei Bad Bank Huarong
Von Norbert Hellmann, Schanghai
Die seit Monaten für negative Schlagzeilen und Marktunruhen sorgende Kreditverwertungsgesellschaft und sogenannte Bad Bank China Huarong Asset Management will im Zuge einer aufwendigen Sanierung und Restrukturierung durch Asset-Verkäufe neue Finanzierungsmittel generieren und zu einer Bilanzbereinigung beitragen. Wie aus einer Mitteilung auf der Webseite von Huarong hervorgeht, soll es zu einer Online-Vermarktung von Kreditbündeln und anderen notleidenden Aktiva in einem gewaltigen Umfang von 380 Mrd. Yuan (knapp 50 Mrd. Euro) kommen.
Notfallmaßnahme
Huarong hat wie die drei anderen staatlich kontrollierten chinesischen Bad Banks Cinda, Great Wall und Orient in der Vergangenheit öfters ähnliche Online-Verkaufsaktionen getätigt. Der diesmal avisierte Umfang lässt allerdings darauf schließen, dass es sich nicht um eine Routinetransaktion im Kerngeschäft mit der Verwertung von notleidenden Krediten handelt, sondern um eine Notfallmaßnahme zur Bereinigung einer akuten Liquiditätsklemme. Im chinesischen Markt finden solche Abtretungsgeschäfte üblicherweise mit Bewertungsabschlägen von bis zu 40% statt. Im Falle Huarong aber könnte ein noch höherer Discount in Frage kommen.
Citic ist am Ruder
Die bislang vom chinesischen Finanzministerium mehrheitlich kontrollierte Huarong ist nach einer monatelangen Zitterpartie um die Erhaltung ihrer Zahlungsfähigkeit und die laufende Bedienung ihrer gewaltigen Anleiheverbindlichkeiten Gegenstand einer staatlichen Auffangaktion geworden, mit der sich das Finanzministerium aus der Verantwortung nimmt. So wird das unter anderem im Finanzdienstleistungsbereich breit aufgestellte staatliche Firmenkonglomerat Citic Group die Kontrolle bei Huarong übernehmen und den weiteren Sanierungskurs der Gesellschaft steuern.
Citic steht dabei an der Spitze eines Investorenkonsortiums, dem auch andere staatliche chinesische Finanzdienstleister und Investmentvehikel wie China Insurance Investment und China Life Asset Management angehören, um Huarong mit einer rund 50 Mrd. Yuan schweren Kapitalinjektion wieder auf die Beine zu helfen. Huarongs Chairman Wang Zhanfeng hatte vor wenigen Tagen angekündigt, dass Huarong eine Reihe von Randgeschäften möglichst rasch abzustoßen versuchen wird, um der Gesellschaft mehr Luft zu verschaffen und zu einer dringend benötigten weiteren Kapitalauffüllung beizutragen.
Große Eigenkapitallücke
Ende August hatte Huarong mit fast sechsmonatiger Verspätung ihre Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2020 vorgelegt und dabei einen horrenden Verlust von 103 Mrd. Yuan, das sind umgerechnet 13,5 Mrd. Euro, ausgewiesen. Damit wurde die Eigenkapitalbasis um fast 85% dezimiert. Gegenwärtig kann Huarong die aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen nicht erfüllen und wird Chairman Wang zufolge nun Anträge für die Toleranz einer zeitweiligen Kapitalunterdeckung bei der China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) stellen.
Huarong war zuletzt nur knapp einem förmlichen Default bei Bondschulden entgangen (siehe Grafik) nachdem sich eine Reihe staatlicher Gläubigerbanken bereit erklärt hatte, mit neuen Kreditlinien die Absicherung des Zins- und Tilgungsdienstes zu gewährleisten. Mit dem Eintreten von Citic Group und anderen Kapitalgebern hat sich die Furcht vor Bondausfällen bei Huarong im Markt gelegt, und die zeitweilig dramatisch abgestürzten Anleihekurse haben sich stabilisiert. Allerdings konzediert auch Huarong selbst, dass es noch großer Sanierungsanstrengungen bedarf, um auch den langfristigeren Rückzahlungsverpflichtungen im Anleihemarkt nachkommen zu können.