Nicht offengelegte Kommissionen

Autofinanzierungsskandal kostet Banken mindestens 9 Mrd. Pfund

Der britische Autofinanzierungsskandal dürfte Banken der Finanzaufsicht FCA zufolge bis zu 18 Mrd. Pfund kosten. Erwartet wurden bis zu 44 Mrd.

Autofinanzierungsskandal kostet Banken mindestens 9 Mrd. Pfund

Autofinanzierungsskandal
kommt britische Banken teuer

Aufsicht beziffert Kosten auf bis zu 18 Mrd. Pfund

hip London

Der Skandal um nicht offengelegte Kommissionen bei Autofinanzierungen wird die britischen Banken teuer zu stehen kommen. Der Supreme Court hatte am Freitag zwar lediglich in einem von drei Fällen eine unfaire Behandlung eines Kunden festgestellt. Die Finanzaufsicht FCA (Financial Conduct Authority) kündigte jedoch am Sonntag an, ein Programm zur Entschädigung von Autokäufern aufzulegen. Sie verortete die Kosten für die Branche zwischen 9 und 18 Mrd. Pfund.

„Klar ist, dass einige Firmen das Recht und die Regeln gebrochen haben“, sagte Nikhil Rathi, die Chefin der Behörde. Da sei es nur fair, die Kunden zu entschädigen. Man wolle sicherstellen, dass der Markt, auf den sich jedes Jahr Millionen verlassen, ordnungsgemäß funktioniere. „Unser Ziel ist ein Entschädigungssystem, an dem man auf faire und einfache Weise teilnehmen kann,“ sagte Rathi. Dann müssten die Betroffenen keine Kanzlei beauftragen.

Schlimmeres befürchtet

An der Börse lösten die Meldungen zum Autofinanzierungsskandal nicht etwa einen Abverkauf aus. Die Aktien von Lloyds Banking Group und Close Brothers legten stattdessen deutlich zu. Denn am Markt hatte man zuvor auf Entschädigungssummen von bis zu 44 Mrd. Pfund spekuliert. Der Gruppe gehört der herstellerunabhängige Autofinanzierer Black Horse.

Der TV-Finanzexperte Martin Lewis nannte den Skandal „das nächste PPI“. In Großbritannien wurden zwischen 1990 und 2010 bis zu 64 Millionen nutzlose Restschuldversicherungen (Payment Protection Insurance, PPI) verkauft. Die Institute zahlten 38 Mrd. Pfund Entschädigung an 12 Millionen Geschädigte, was in den Medien als „Quantitative Easing für alle“ bezeichnet wurde. Lloyds Banking Group steuerte mit 22 Mrd. Pfund den größten Teil dazu bei. Prozessfinanzierer und auf Massenklagen spezialisierte Kanzleien positionierten sich bereits für eine Neuauflage des PPI-Skandals.

Lückenhafte Beweislage vermutet

Die FCA geht davon aus, dass die meisten Autokäufer weniger als 950 Pfund Entschädigung pro Fall erhalten werden. Autofinanzierungen sind ein enorm großer Markt. Vier von fünf Neuwagen werden in Großbritannien auf Kredit gekauft. Die Aufsicht will im Oktober Details zum Entschädigungsprogramm nennen.

„Wir haben Bedenken, ob es möglich ist, ein faires Entschädigungsprogramm aufzulegen, das bis 2007 zurückreicht,“ sagte Stephen Haddrill, der Chef der Finance & Leasing Association. Die Firmen seien nicht dazu verpflichtet gewesen, so weit zurückreichende Daten aufzubewahren. Die Beweislage werde also lückenhaft sein. In der City wurde kritisiert, die FCA schieße übers Ziel hinaus. Sie wurde erst 2014 als Nachfolgerin der Financial Services Authority eingerichtet.