Andreas Hecker

Axa nimmt aktive ETFs ins Visier

Axa Investment Managers hält nach dem schon Jahre zurückliegenden Ausstieg aus dem passiven ETF-Geschäft nun den Markt der aktiven ETFs für sehr aussichtsreich. Die Gesellschaft denkt über einen Einstieg nach.

Axa nimmt aktive ETFs ins Visier

Von Christiane Lang, Frankfurt

Der französische Vermögensverwalter Axa Investment Managers nimmt den Markt der aktiven ETFs derzeit genauer unter die Lupe. Aus dem passiven ETF-Geschäft war der Assetmanager, der zum Versicherungskonzern Axa gehört, schon vor Jahren ausgestiegen. Bereits 2009 waren die 22 Indexfonds aus der Easy-ETF-Familie an den Kooperationspartner BNP Paribas abgegeben worden.

Passive Fonds will die Gesellschaft auch in Zukunft nicht mehr anbieten, doch zeigt sie sich an aktiven Produkten im ETF-Mantel interessiert. „Ich glaube, dass das ein sehr stark wachsendes Segment sein wird. Es lohnt sich durchaus, den Markt für aktive ETFs etwas genauer in den Blick zu nehmen. Ich denke, mit unserer grundsätzlich aktiven Positionierung können wir hier einer der wichtigen Player werden“, sagte Andreas Hecker, Head Client Group Core Germany & Austria bei Axa Investment Managers.

Höhere Margen

Das Geschäft mit passiven ETFs, die nur Indizes abbilden, ist sehr margenarm und wird von Playern wie BlackRock oder Vanguard beherrscht, die aufgrund ihrer Größe in der Lage sind, Skaleneffekte zu nutzen. Im aktiven ETF-Geschäft dagegen werden höhere Gebühren gezahlt. „Der Margendruck ist da, aber es gibt innovative Lösungen, für die der Kunde bereit ist, einen höheren Preis zu bezahlen, wenn die Netto-Performance stimmt“, meint Hecker.

Tatsächlich entwickeln sich aktive ETFs langsam aus der Nische heraus. Laut der Analyse-Plattform Track Insight sind sie mit 273 Mrd. Dollar verwaltetem Volumen per Ende 2020 zwar noch ein kleines Segment, wachsen aber schnell. Im ersten Quartal 2021 haben die in aktiven ETFs gemanagten Gelder weltweit über alle Assetklassen mit 14 % doppelt so schnell zugelegt wie die passiver ETFs. Und mit mehr als 29 % Wachstum legten vor allem aktive Aktien-ETFs überproportional stark zu. Das wird jedoch teils dem Hype um den „Ark Innovation ETF“ zugeschrieben, den größten aktiven ETF weltweit, der knapp 20 Mrd. Dollar verwaltet.

Trotz des starken Wachstums passiver ETFs werden aktive Fondsmanager Hecker zufolge auch in Zukunft ihre starke Position halten können. Und das liege auch am Megathema Nachhaltigkeit bzw. ESG (Enivronmental, Social, Governance). Und wie derzeit die meisten Anbieter setzt Axa Investment Managers beim Wachstum im sogenannten Core-Bereich, in dem die traditionellen Anlageklassen verwaltet werden, also Aktien-, Renten- und Multi-Asset-Produkte, stark auf Nachhaltigkeitsfonds. Rund 568 Mrd. Euro und damit etwa zwei Drittel der global verwalteten Assets von 866 Mrd. Euro werden inzwischen als ESG-integriert definiert.

Im Aktienbereich sieht Hecker darüber hinaus Themenfonds als weiteren Wachstumstreiber, wobei hier ESG und Responsible Investing nicht ausgeschlossen werden. Grundsätzlich investierten Themenfonds in Megatrends, in die Wirtschaft der Zukunft. Als Beispiel nennt Hecker die Themen Digitalisierung und Clean Economy. Bei Letzterem ist der Megatrend mit Nachhaltigkeit verknüpft.

„Für uns ist Nachhaltigkeit jedoch nicht nur ESG. Wir erfassen das unter dem Begriff Responsible Investing und legen dabei auch einen starken Fokus auf die aktive Ausübung der Eigentümerverantwortung, das sogenannte Stewardship, das die Stimmrechtsausübung auf Hauptversammlungen und den direkten Dialog mit den Unternehmen, also das Engagement, umfasst“, betont Hecker.

Vor allem Artikel-8-Produkte

Inzwischen hat Axa Investment Managers rund 90 % der Core-Anlagen nach Artikel 8 oder Artikel 9 der EU-Offenlegungs-Verordnung klassifiziert. Das Gros, nämlich fast 85 % der Core-Anlagen, entfällt dabei auf Artikel-8-Produkte, bei denen ESG-Kriterien in die Anlagen integriert werden. Rund 5 % sind als Artikel-9-Produkte eingestuft, die explizit ein nachhaltiges Ziel verfolgen. „Wir wollen die Zahl der Artikel-8- und Artikel-9-Produkte weiter erhöhen. Jedoch wird der Anteil nicht auf 100 % steigen. Es gibt bestimmte Anlageklassen und Investmentlösungen, bei denen der Fokus nicht auf ESG, sondern auf der Rendite liegt“, erläutert der Manager.

Neue nachhaltige Produkte sollen Hecker zufolge künftig alle unter Artikel 9 fallen. Diese hat Axa Investment Managers jetzt unter dem Namen Act zusammengefasst. Die Act-Fondsfamilie, die derzeit sechs Fonds aus den Bereichen Aktien, Fixed Income und Multi Asset umfasst, wird also weiter ausgebaut. In der Pipeline sind bereits zwei neue Aktienlösungen, die sich mit den Themen Diversität und Clean Energy befassen werden.

Und auch im Anleihebereich sind weitere nachhaltige Produkte geplant. Aufgrund des großen Bedarfs an Fixed-Income-Investments der Mutter, des Versicherungskonzerns Axa, ist die Assetmanagement-Tochter besonders im Rentenbereich stark aufgestellt. Von den aktuell verwalteten 866 Mrd. Euro Assets under Management werden übrigens 55 %, also mehr als 476 Mrd. Euro, für die Mutter verwaltet. Die restlichen rund 390 Mrd. Euro werden für Third-Party-Kunden und Joint Ventures gemanagt. 

Einen großen Bereich bilden High-Yield-Anleihen. „Und auch hier haben wir in diesem Jahr den Schritt in Richtung Nachhaltigkeit getan“, betont Hecker. „Der ‚Axa WF US High Yield Low Carbon Bonds Fund‘ strebt einen reduzierten Kohlenstoff-Fußabdruck und eine Wasserintensität an, die mindestens 20 % unter der des ICE BoA US High Yield Index liegt. Das unterstreicht, dass wir selbst in Nischenthemen das Thema ESG umsetzen. Und wir haben wirkliches Interesse vom Markt gesehen. Wir konnten gute Gelder einsammeln und sind sehr zufrieden.“ Laut Hecker ist Axa Investment Managers in diesem Bereich einer der First Mover und visiert neben der US-amerikanischen nun auch eine globale und eine europäische Low-Carbon-Lösung im High-Yield-Bereich an.

Für die Buy-and-Maintain-Anleihestrategien im Investment-Grade-Bereich gebe es bereits erste europäische Produkte mit einer vollständig integrierten ESG-Faktoranalyse, so Hecker weiter. Er kann sich vorstellen, dass dieser Ansatz auch bei US-Anleihe-Fonds umgesetzt wird.

Und im Multi-Asset-Bereich sei vor mehr als einem Jahr der erste Impact-Fonds lanciert worden. Dieser werde eines der Fokus-Produkte sein, mit dem Axa Investment Managers weiter wachsen wolle.

Externe Siegel willkommen

Da die Klassifizierung in Artikel-8- und Artikel-9-Produkte nach der Offenlegungsverordnung kein Gütesiegel für die Nachhaltigkeit eines Produktes ist und lediglich der Transparenz dient, setzt Axa Investment Managers neben dem hauseigenen ESG-Scoring auch auf externe Labels. „Wir sind hier sehr offen und freuen uns, wenn wir unsere Produkte mit Siegeln aus verschiedenen Ländern versehen können.“

Axa Investment Managers ist seit 1997 in Deutschland aktiv und hat hier laut BVI-Statistik per 30. Juni im Spezialfondsbereich bei Wertpapier- und Beteiligungsfonds ohne Sachwertefonds einen Marktanteil von 1,5 % und bei Sachwertefonds von 2,4 %. Bei offenen Publikumsfonds liegen die Marktanteile niedriger. Hier beträgt er bei Wertpapier- und Beteiligungsfonds 0,5 %, bei Sachwertefonds 0,3 %.

Im vergangenen Jahr hat die Gesellschaft eine neue Vertriebsstruktur etabliert, die sich nicht mehr an Kundengruppen, sondern an Assetklassen orientiert. Auf der einen Seite sind das die Core-Investments, also die liquiden Anlageklassen Aktien, Festverzinsliche und Multi Asset. Auf der anderen Seite sind das die Alternatives.

Neue Vertriebsstruktur

Alternatives machen zwar gemessen am Volumen noch einen recht kleinen Teil an den insgesamt verwalteten Vermögen aus. Gemessen an den Erträgen sei der Unterschied zwischen den klassischen Anlagen und Alternatives aber gar nicht allzu groß, erläutert Hecker. Denn während der Preisdruck bei den klassischen Fondsanlagen steige, lägen die Managementgebühren bei Alternatives höher. Der Bereich soll denn auch weiter ausgebaut werden, und das spiegelt sich in der neuen Vertriebsstruktur wider.

Auch regional wurde das Geschäft neu aufgeteilt. Es wurden neue Vertriebsgruppen geschaffen vor allem in den Benelux-Ländern und in Südeuropa, um Synergien heben zu können. Frankreich als Heimatmarkt ist für Axa Investment Managers der größte Markt. Die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) liegt mit einem Anteil von über 10 % an den Core Assets under Management auf Platz 3. Als größten Wachstumsmarkt für den französischen Assetmanager bezeichnet Hecker Asien.  

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