Axel Weber zeichnet düsteres Bild

UBS-Präsident erwartet "deutlichen" Rückgang von Mitarbeiterzahlen und Löhnen bei Schweizer Banken

Axel Weber zeichnet düsteres Bild

Mit deutlichen Worten stimmt UBS-Präsident Axel Weber die Schweizer Banker auf Stellenabbau und Lohneinbußen ein. Damit schlägt er einen neuen Ton an. Bisher haben Schweizer Bankmanager selten so düstere Prognosen ausgesprochen.dz Zürich – Axel Weber mochte die Hoffnungen der Zuhörer auf einen optimistischen Ausklang nicht erfüllen. Stattdessen zeichnete der UBS-Verwaltungsratspräsident als Gastredner auf der traditionellen Herbstprognosetagung des Konjunkturforschungsinstitutes der ETH Zürich ein eher düsteres Bild vom Zustand und von den Aussichten der Wirtschaft – insbesondere in Europa und den Industrieländern. Die schwache und international wieder abnehmende konjunkturelle Dynamik sei auch für die Schweiz und ihren wichtigen Finanzplatz eine gr oße Herausforderung, sagte der frühere Bundesbank-Präsident. Gefordert seien die helvetischen Banken aber auch durch die Regulierung, die international sowohl bezüglich des Tempos als auch in puncto Gründlichkeit weniger konsequent umgesetzt werde als in der Schweiz. Zusätzlich unter Druck stehe der Schweizer Finanzplatz aufgrund der weltweit gestiegenen Anforderungen an die steuerliche Transparenz, die das Bankgeheimnis in seiner bisherigen Form zum Teil bereits außer Kraft gesetzt haben.Nach Webers Darstellung sind die Aussichten für die Schweizer Banken und den Finanzplatz gar nicht rosig – jedenfalls nicht auf kürzere Sicht. Die Branche sei geprägt von sinkenden Margen und passivem Kundenverhalten. Den zusätzlichen Eigenkapitalbedarf, wie ihn die Regulierung verlangt, gelte es in einem Umfeld sinkender Renditen zu decken. Dabei müssten sich insbesondere die ganz großen Institute mit ihren Investmentbanken zum Teil grundsätzlich neu orientieren.Vor diesem Hintergrund prophezeite Weber, dass es auch bei den Schweizer Banken noch zu “deutlichen Anpassungen bei den Mitarbeiterzahlen und bei den Löhnen” kommen werde. Die Aussage ist insofern brisant, als solche Prognosen in dieser Deutlichkeit in der Vergangenheit kaum einmal von Bankmanagern selbst, sondern fast immer nur von außenstehenden Beobachten gemacht wurden. Hinzu kommt, dass sich der Beschäftigungsgrad des Schweizer Bankensektors immer noch nur wenig unterhalb des bisherigen Rekordniveaus des Jahres 2008 befindet.Quantifizieren wollte Weber den diagnostizierten Anpassungsbedarf am Schweizer Finanzplatz aber auch auf Nachfrage nicht. Stattdessen verwies er auf die Chancen, die sich dem Sektor langfristig weiterhin böten. Die großen Privatvermögen wüchsen vielerorts weit aus schneller als die Wirtschaft. Insbesondere der asiatische Raum, den er soeben drei Wochen lang bereist habe, bilde auch in Zukunft das Gravitationszentrum der weltwirtschaftlichen Entwicklung.Die Schweiz sei mit der Anpassung ihres Bankgeheimnisses an die internationalen OECD-Standards auf dem richtigen Weg, wenn auch der automatische Informationsaustausch, wie ihn die EU wünscht, deutlich weiter gehe, wie Weber anmerkte. Im internationalen Verhältnis sollte man zur Kenntnis nehmen, dass der Schutz der Privatsphäre in der Schweiz einen viel höheren Stellenwert genieße, sagte er. In Deutschland habe die “Schmerzgrenze” bei den Zugriffsrechten auf private Bankdaten schon immer tiefer gelegen.