BaFin fordert Sanierungsplan

Erstmals hat ein Lebensversicherer die Solvency-II-Kriterien gerissen

BaFin fordert Sanierungsplan

ak Düsseldorf – Im Jahr 2016 hat unter dem neuen Aufsichtsregime Solvency II erstmals ein deutscher Lebensversicherer einen Sanierungsplan vorlegen müssen. Grund sei, dass ein Unternehmen vorübergehend nicht einmal die Mindestkapitalanforderungen sicherstellen konnte, berichtete die Finanzaufsicht BaFin am Freitag.Ein Lebensversicherer habe aufgrund der zwischenzeitlichen Verschärfung im Niedrigzinsumfeld – im Sommer war die Bund-Rendite teilweise negativ gewesen – trotz der Anwendung von Übergangsmaßnahmen weder eine ausreichende Bedeckung des SCR (Solvency Capital Requirement) noch des MCR (Minimum Capital Requirement) gewährleisten können. Die Gesellschaft habe einen Sanierungsplan wie auch einen Finanzierungsplan nach den Vorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes vorlegen müssen. “Durch die ergriffenen Maßnahmen konnte das Unternehmen zeitnah wieder eine ausreichende Bedeckung gewährleisten”, teilte die BaFin mit.Einen Namen wollte die Aufsicht nicht nennen. Die Rheinland Leben und die Süddeutsche Leben, die beide ohne Übergangsmaßnahmen Ende 2016 einen Solvenzquote von 0 % ausgewiesen hatten, waren nach eigenen Angaben nicht betroffen.Die BaFin berichtete in ihrer ersten Stellungnahme zu den erstmals am 22. Mai veröffentlichten Solvenzberichten der deutschen Versicherer von sehr starken Schwankungen der Quoten. Bei den wegen des Zinstiefs besonders im Fokus stehenden Lebensversicherern habe der maximale Unterschied bei einzelnen Unternehmen binnen zwölf Monaten bei 300 Prozentpunkten gelegen. Dies veranschauliche die hohe Volatilität unter Solvency II, kommentierte die Aufsicht.Sie konstatierte auch, dass ein Jahr nach der Einführung der neuen Aufsichtsregeln keine deutsche Versicherung unterdeckt sei. 29 Lebensversicherer allerdings mussten einen Maßnahmenplan vorlegen, weil sie ohne Übergangsmaßnahmen zumindest zwischenzeitlich keine ausreichende SCR-Bedeckung vorweisen konnten. Die durchschnittliche Solvenzquote über alle Sparten hinweg lag in der deutschen Assekuranz bei rund 330 %. Alle Gesellschaften hätte Berichte abgeliefert, berichtete die BaFin.Allerdings könne man nicht erwarten, dass schon alles hundertprozentig umgesetzt sei. “Wir werden die Berichte sorgfältig lesen, und sofern Adjustierungen notwendig sind, werden wir diese vornehmen lassen”, kündigte BaFin-Versicherungsaufseher Frank Grund an. Die Behörde analysiert derzeit die Berichte vertieft. Dabei werde sich auch zeigen, ob mehr Konvergenz innerhalb Deutschlands und mit Europa notwendig und sinnvoll sei, hieß es. Voraussichtlich Anfang Juli will die BaFin sich nochmals dazu äußern.