EURO FINANCE WEEK 2018

BaFin fragt Immobilienkredite ab

Hufeld kündigt detaillierte Erhebung an und warnt vor dem Wunsch nach einer Rückkehr zu Basel I

BaFin fragt Immobilienkredite ab

Deutschlands Kreditinstitute müssen sich auf ein neues Abfrageformat der Aufsicht einstellen. Die BaFin will deutlich mehr Informationen zur Vergabe von Immobilienkrediten erheben. Dies hat ihr Präsident Felix Hufeld angekündigt.bn Frankfurt – Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) will von den deutschen Finanzinstituten deutlich mehr Informationen zur Vergabe von Immobilienkrediten erhalten. Dies hat BaFin-Präsident Felix Hufeld am Montag deutlich gemacht. Auf der Euro Finance Week kündigte er detaillierte Abfragen an. “Es gibt sehr wenige Länder, in denen man so wenig über die Immobilienkreditvergabe weiß wie in Deutschland”, erklärte er auf einer Panel-Diskussion mit Blick aufs übrige Europa. “Wir stehen da eindeutig ein wenig am Pranger – ich würde sagen: zu Recht”, erklärte er. “Dieses Thema werden wir in nächster Zeit anzugehen haben.” Der Systemrisikorat hadertWie er nach der Veranstaltung der Börsen-Zeitung erklärte, schwebt der Aufsicht dabei eine Art standardisierte Dauerabfrage der jeweiligen Engagements vor. Mit dem Kreditregister Anacredit baut die Europäische Zentralbank (EZB) derzeit bereits einen umfangreichen Datenhaushalt zu Krediten der europäischen Banken auf, dessen Aufbau auf eine Initiative der EZB-Statistikabteilung zurückgeht. Wie zu erfahren ist, hat der Europäische Systemrisikorat nach einem europaweiten Quervergleich erkennen lassen, dass er die Datenlage in der Bundesrepublik als noch ausbaufähig betrachte. So ist die BaFin nicht im Stande, das Volumen der momentan im Immobiliensektor vergebenen Kredite nach verschiedenen Kategorien von Beleihungswertausläufen aufzuschlüsseln. Die Aufsicht in anderen europäischen Staaten ist da schon weiter. Dies dürfte auch eine Folge von Immobilienblasen sein, zu denen es dort in der Vergangenheit gekommen war. “Wir wissen in der Tat nicht genug”, hatte Hufeld zuvor in der Debatte Isabel Schnabel, Mitglied des Sachverständigenrats, zugestimmt.In der Diskussionsrunde hatten Hufeld, Schnabel, Commerzbank-Finanzvorstand Stephan Engels sowie der grüne Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick kontrovers über Regulierung debattiert. Dabei hatte Schnabel dafür plädiert, als “robuste Regulierung” lieber die Vorgabe für die ungewichtete Eigenkapitalquote heraufzusetzen als detaillierte Einzelvorgaben zu erlassen. Hufeld warnte dagegen angesichts komplexer Regulierung vor einem Übermaß an Vereinfachung. “Es macht mich nervös, wenn wir eine unstillbare Sehnsucht nach Basel I entwickeln”, erklärte er unter Verweis auf die Zeit der risikoungewichteten Eigenkapitalunterlegung. Dies sei risikoerhöhend, nicht -mindernd. Um eine gewisse Komplexität werde man nicht mehr umhinkommen: “Die Pandora-Box der Komplexität geht nicht mehr zu.”Schnabel erklärte dagegen, ihr sei keine Evidenz bekannt, dass die Risikogewichtung in der Eigenkapitalunterlegung besonders nützlich gewesen sei. Vielmehr habe diese es Banken ermöglicht, ihre ungewichtete Eigenkapitalquote unter 2 % zu drücken. Regulierung sollte auch den Risiken für eine Volkswirtschaft Rechnung tragen. Banken aber, die ihren Eigenkapitalbedarf mit Hilfe interner Modelle selbst kalkulierten, bezögen solche Risiken nicht ein, erklärte sie. Schick, Mitglied im Finanzausschuss des Bundestages, bemängelte, Regulierung basiere auf vergangenheitsbezogenen Daten. Nötig sei aber ein Puffer, mit dessen Hilfe Banken, wenn etwas schiefgehe, Verluste auffangen könnten. Mit einer Leverage Ratio von 3 %, wie sie derzeit vorgegeben sei, seien Banken nicht in der Lage, Belastungen, die in einer Krise vorkämen, abzupuffern. Lege man diese zu Grunde, komme man vielmehr auf das Erfordernis einer Leverage Ratio von 10 % als von 3 %.Commerzbank-Finanzchef Engels erklärte, es sei müßig, eine Debatte über Überregulierung zu führen, denn es gelte der Primat der Politik. Problematisch sei allerdings, dass sich aus den “stakkatoartigen Anforderungen” keine Art Landkarte bilde, aus welcher sich der Weg von A nach B erschließe.